Von Königsmarck: Willkommen in der neuen Normalität

Was ist schon normal? In der Weltwirtschaft und den Märkten hat sich das, was als normal bezeichnet werden kann, seit ein paar Jahren drastisch verändert.  Ein Kommentar von Philipp von Königsmarck, Fidelity Worldwide Investment.

Philipp von Königsmarck, Fidelity


Die hohen Schuldenberge der westlichen Staaten, geringe Wachstumsperspektiven, niedrige Zinsen und deflationäre Tendenzen sind zur neuen Normalität geworden. Die Phase von Mitte der 80er Jahre bis zur Mitte des letzten Jahrzehnts mit ihren weniger ausgeprägten Konjunkturzyklen, stabil wachsenden Bruttoinlandsprodukten und geringer Rezessionsgefahr ist vorbei. Mit spürbaren Auswirkungen für Anleger. In Folge der Finanz- und Staatsschuldenkrise sieht das Risiko bei der Geldanlage heute deutlich anders aus als noch bis 2005. Was damals als sicher galt, steht heute auf wackeligen Beinen. Bestes Beispiel hierfür sind europäische Staatsanleihen, die bisher als zuverlässige Geldanlage eingestuft wurden. Fakt ist heute, dass bei ihnen Ausfälle nicht mehr auszuschließen sind oder ihre Renditen häufig unterhalb der Inflationsrate liegen.

Doch welche Alternativen gibt es für Anleger? Auch in dieser neuen Normalität gibt es Chancen auf attraktive Renditen, ohne dass Anleger zwangsläufig erheblich höhere Risiken eingehen müssen. Dabei rücken neben den bisher üblichen Staatsanleihen andere Anleihearten in den Fokus: Unternehmensanleihen sind etwa oft die interessantere Alternative. Viele Unternehmen haben – oft im Gegensatz zu den Staaten, in denen sie beheimatet sind – sehr gesunde Bilanzen und stehen daher für sichere regelmäßige Erträge. Bei entsprechendem Risikoprofil können Anleger auch auf Hochzinsanleihen setzen. Bei Unternehmens- wie Staatsanleihen lohnt es sich übrigens, auch an Schwellenländer zu denken. Vor allem in Asien, denn hier hat sich die Qualität dieser Anlagegattung stark verbessert. Staatsanleihen aus den Emerging Markets bieten teilweise ein überzeugenderes Chance-Risiko-Profil als ihre Pendants aus Industriestaaten – man muss nur einmal die Staatsverschuldung vergleichen.

Um in der neuen Normalität erfolgreich, sicher und flexibel in Anleihen zu investieren, ist allerdings ein aktives und strategisches Portfoliomanagement wichtig, das schnell auf Marktveränderungen reagieren kann. Denn in den letzen Jahren haben nie die gleichen Anleiheformen die besten jährlichen Renditen geboten: So lieferten beispielsweise Hochzinsanleihen im Vergleich zu den anderen Anleiheformen wie Staatsanleihen, inflationsgeschützten Anleihen oder Investment-Grade-Unternehmensanleihen im Jahr 2010 die besten Renditen – und im Jahr 2011 die schlechtesten. Aktives Portfoliomanagement war daher noch nie so wertvoll wie heute.

Der Autor Philipp von Königsmarck leitet den Vertrieb über unabhängige Finanzdienstleister bei der Fondsgesellschaft Fidelity Worldwide Investment, Kronberg im Taunus, und ist regelmäßiger Cash.-Kolumnist.

Foto: Fidelity Worldwide Investment

 

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