Die Summe der Risikokapitalinvestitionen hat in Deutschland und in Europa vergangenes Jahr neue Rekordhöhen erreicht. Dies ist umso bemerkenswerter, als der weltweite Trend 2019 rückläufig war. Die Zahl der „Einhörner“ steigt auf 110.
Das zeigt der neue „Venture Pulse“ der Beratungsgesellschaft KPMG, für den regelmäßig die globalen Investitionen in Venture Capital ausgewertet werden. So stieg die Summe des 2019 in Europa investierten Risikokapitals im Vergleich zum Vorjahr von 28,17 auf 37,53 Milliarden Dollar.
In Deutschland verdoppelten sich die Geldzuflüsse der Investoren sogar nahezu von 3,71 auf 6,89 Milliarden. Weltweit war hingegen ein Rückgang von 301,5 Milliarden Dollar (2018) auf 256,8 Milliarden (2019) zu verzeichnen.
Zahl der „Einhörner“ steigt auf 110
Die Zahl der Unternehmen, die erstmals mit mindestens einer Milliarde Dollar bewertet werden („Einhörner“), stieg 2019 auf 110 (2018: 94). Zwei Drittel davon stammen aus den USA.
Neben den „klassischen“ VC-Ländern wie USA, China, Deutschland oder UK erreichten vergangenes Jahr aber auch in oft weniger beachteten Staaten junge Wachstumsunternehmen diesen Status. Beispielsweise in Litauen der Second Hand-Onlinemarktplatz Vinted, in Luxemburg das Nanotechnologie-Unternehmen OCSIAL oder in Spanien der Kurierdienst Glovo. Insgesamt betrug 2019 die Zahl der „Einhörner“ in Europa 18 – ebenfalls ein neuer Rekord, nach zehn im Jahr 2018 und nur drei in 2017.
Bedeutung der Family Offices wächst
Venture Capital-Investoren handhaben ihre Due Diligence-Prozesse zunehmend strikter und fokussieren ihre Investitionen auf Unternehmen mit etablierten Geschäftsmodellen, die sich bereits als rentabel erwiesen haben. Das hat im letzten Jahr zu einem deutlichen Rückgang bei den Frühphasenfinanzierungen geführt. Tim Dümichen, Partner bei KPMG: „Das ist noch kein Problem. Doch sollte sich dieser Trend fortsetzen, könnte es eines werden. Nämlich, wenn die Investoren in einigen Jahren ihre jetzigen Investments versilbern und ihr Geld neu anlegen wollen.“
In diese sich abzeichnende Lücke scheinen immer mehr Family Offices zu stoßen – auch, weil sie für ihre nachhaltige Art ihrer Investitionen bekannt sind. Stefan Kimmel, Partner bei KPMG: „Für Family Offices sind Investitionen in Start-ups aus zweierlei Gründen interessant. Zum einen natürlich, um einen Return zu generieren. Aber auch, weil sie Investitionen bevorzugen, deren Technologie oder Anwendung sich für das eigene Business nutzen lässt.“
„Ich gehe von einem auch in diesem Jahr starken Venture Capital-Markt in Deutschland und Europa aus“, ergänzt Dr. Ashkan Kalantary, Partner bei KPMG. „Exits dürften wir vor allem in Form von M&A-Transaktionen sehen und weniger durch IPOs.“
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