Krank im Urlaub: Nicht jede Reiseversicherung hält, was sie verspricht

Bianca Boss
Foto: BdV
Bianca Boss: "Im Urlaub medizinische Hilfe zu erhalten, kann je nach Reiseland hohe Kosten verursachen – insbesondere ein Rücktransport kann sehr teuer werden"

Krank im Urlaub? Ohne die richtige Versicherung kann das teuer werden. Der BdV erklärt, worauf es bei einer guten Auslandsreisekrankenversicherung ankommt.

Krank im Urlaub? „Im Urlaub medizinische Hilfe zu erhalten, kann je nach Reiseland hohe Kosten verursachen – insbesondere ein Rücktransport kann sehr teuer werden“, warnt Bianca Boss, Vorständin des Bundes der Versicherten (BdV). Eine Auslandsreisekrankenversicherung (ARKV) könne in solchen Fällen Schutz bieten. Doch nicht alle Policen seien sinnvoll.

Wichtige Leistungen der Auslandsreisekrankenversicherung

Vorweg: Die Verbraucherschützer stufen eine Auslandskrankenversicherung als essenzielle Absicherung für Reisen ins Ausland ein. Eine ARKV übernimmt Kosten für medizinische Behandlungen im Ausland, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht gedeckt sind. Besonders wichtig ist, dass der Versicherer auch die Kosten für einen Rücktransport übernimmt, wenn dieser medizinisch sinnvoll und vertretbar ist – insbesondere bei längeren stationären Behandlungen. Auch bestehende Erkrankungen sollten mitversichert sein, falls sich ihr Zustand während der Reise verschlechtert.

Einschränkungen bei Kreditkarten-Versicherungen

Viele Kreditkarten enthalten eine Reiseversicherung, doch deren Leistungen sind oft begrenzt. „Reisekrankenschutz ist außerdem oft in Kreditkarten eingeschlossen – aber Vorsicht: Die Leistungen sind in der Regel deutlich schlechter als bei einer gesonderten Auslandsreisekrankenversicherung“, erklärt Boss. So sind beispielsweise Such-, Rettungs- und Bergungskosten häufig nicht abgedeckt, und die Versicherungssummen sind meist niedriger. In vielen Fällen besteht zudem nur dann Schutz, wenn die Reise mit der Kreditkarte bezahlt wurde. „Wir raten daher dazu, sich zusätzlich über einen separaten Vertrag abzusichern“, sagt Boss.

Reisegepäck- und Reiserücktrittversicherung: Oft unzureichend

Auch Reisegepäck- und Reiserücktrittversicherungen sind aus Sicht des BdV oft unzureichend. „Sie sichern keine existenziellen Risiken ab und oft ist nicht nachvollziehbar, wann Versicherte eine Leistung erwarten können“, sagt Boss. Ein Beispiel: Die Bedingungen vieler Reiserücktrittversicherungen lassen offen, wann eine Erkrankung als „unerwartet schwer“ gilt, was eine Erstattung erschwert. Bei Reisegepäckversicherungen kann es zudem zu Leistungskürzungen kommen, wenn dem Versicherten grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen wird – insbesondere bei Diebstahl oder Raub. „Gerade bei Diebstahl oder Raub wird Betroffenen häufig grobe Fahrlässigkeit vorgeworfen. Das Gegenteil zu beweisen ist sehr schwierig“, sagt Boss. Wertvolle Gegenstände wie Schmuck oder hochwertige Elektronik sind oft nicht oder nur unzureichend mitversichert.

Individueller Schutz statt Versicherungspakete

Reiseversicherungen werden häufig als Pakete angeboten, die mehrere Policen kombinieren. Der BdV rät davon ab. Stattdessen sei es sinnvoll, eine eigenständige Auslandsreisekrankenversicherung abzuschließen. Risiken wie Haftpflicht oder Berufsunfähigkeit sollten durch langfristige Versicherungen mit weltweitem Schutz abgedeckt werden. Dazu gehören etwa eine private Haftpflichtversicherung sowie eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung, die nicht nur während der Reise, sondern dauerhaft Schutz bieten.

Fazit des BdV: Eine gut gewählte Auslandsreisekrankenversicherung ist für jede Reise unverzichtbar. Wer sich optimal absichern möchte, sollte einzelne Policen gezielt auswählen und auf Versicherungspakete verzichten. Der BdV empfiehlt, Verträge genau zu prüfen, um finanzielle Risiken im Urlaub zu vermeiden.

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