Das Interesse an privaten Krankenzusatzversicherungen ist hoch. Denn 44 Prozent der gesetzlich Versicherten zwischen 18 und 50 Jahren sehen den Umfang ihrer Absicherung im Krankheits- und Pflegefall kritisch. Lücken werden vor allem in den Bereichen Pflegevorsorge, Zahnbehandlung, Zahnersatz sowie bei Seh- und Hörhilfen ausgemacht.
Für die Anbieter privater Zusatzversicherungen lohnt es, dabei differenziert auf die Bedarfe und Wünsche der unterschiedlichen Zielgruppen einzugehen. Das zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstituts Heute und Morgen zum Potenzial von Krankenzusatzversicherungen.
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Corona-Pandemie schärft Gesundheitsbewusstsein
Für rund 40 Prozent der 18-50-jährigen Bundesbürger sind die Themen Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsabsicherung infolge der Corona-Pandemie noch wichtiger geworden als zuvor – allen voran für junge Zielgruppen (18 bis 29 Jahre) sowie für Personen mit Kindern, so Heute und Morgen. Besonders wichtig sind insbesondere Leistungen in den Bereichen Zahnbehandlung und Zahnersatz, Vorsorgeuntersuchungen sowie die Kostenentlastung im Pflegefall.
Krankentagegeld bei jungen Menschen
Für junge Versicherte spielt zudem das Krankentagegeld eine besondere Rolle, während sie weniger Wert auf Zahnersatzangebote legen. Abschlusspotenziale für Krankenzusatzversicherungen weiterhin hoch.
Mit deutlichem Abstand am beliebtesten beim Abschluss von Krankenzusatzversicherungen sind bisher Auslandskrankenversicherungen und Zahnzusatzversicherungen. Das kurzfristige Abschlusspotenzial für die Zukunft ist im Bereich Zahnzusatzversicherungen und bei Leistungen der Gesundheitsvorsorge am höchsten.
Relevante Marktpotenziale
Aber auch zahlreiche andere Leistungssegmente sieht die Studie relevante Marktpotenziale. Dies gelte etwa für Pflegezusatzversicherungen oder Krankentagegeldversicherungen. Generell schließt nur eine Minderheit der GKV-Versicherten den Abschluss von Krankenzusatzversicherungen für sich grundsätzlich aus. Em gelte dies in den Bereichen Heilpraktik, Homöopathie, Osteopathie, so die Studie.
Allerdings: Vielen GKV-Versicherten (66 Prozent) fällt es aktuell noch schwer, die für sie passenden Krankenzusatzversicherungen auszuwählen. „Gerade bei eher rückläufigem Geschäft im Bereich der Krankenvollversicherungen bieten Krankenzusatzversicherungen privaten Anbietern noch zahlreiche Potenziale in der Gestaltung von Produkten und Services sowie auch in punkto Vertriebswege“, sagt Tanja Höllger, Geschäftsführerin bei Heute und Morgen.
„Krankenkassen können hier ihrerseits für die Mitglieder eine wichtige Service- und Lotsenfunktion einnehmen.“ Begeistern können die GKV-Kunden im Krankenzusatzbereich, neben bedarfsgerechten Leistungen, beispielsweise auch Services wie die Direktabrechnung mit dem Arzt, Beitragsgarantien oder Abschlussmöglichkeiten von Zusatzversicherungen trotz bereits akuter Erkrankungen.
Je nach Alterszielgruppe können die Leistungs- und Servicepräferenzen jedoch deutlich variieren: So spielen Leistungs- und Beitragsgarantien vor allem für ältere Versicherte eine führende Rolle, während eine Vereinfachung der Abrechnungsformalitäten im Leistungsfall (Direktabrechnung der Ärzte mit Versicherungsgebern) oder auch Service-Apps, besonders bei den jüngeren Versicherten auf hohe Begeisterung stoßen.
Über die Vertriebswege schließen die Kunden ab
Bisher schließen die GKV-Versicherten Krankenzusatzversicherungen am häufigsten über Ausschließlichkeitsvermittler (26 Prozent) oder online direkt beim Versicherer (23 Prozent) ab. Über den Vertriebsweg Versicherungsmakler kommen gerade einmal 15 Prozent der Kunden zu ihrer Zusatzversicherung.
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Fragt man die GKV-Versicherten, welche Abschlusswege im Krankenzusatzbereich für sie zukünftig grundsätzlich in Frage kommen, liegt allerdings der Abschlussweg über die eigene Krankenkasse deutlich an der Spitze (81 Prozent).
Angeboten wird dieser Weg den GKV-Versicherten in der Praxis bisher aber erst selten. „Für Produktanbieter und Krankenkassen bietet sich im Krankenzusatzbereich noch ein großes, bisher wenig genutztes Kooperationspotenzial, das zu einem gemeinsamen Erfolgsmodell werden kann“, sagt Vanessa Precht, Studienleiterin bei Heute und Morgen. „Die GKV-Versicherten selbst versprechen sich davon ein größeres Maß an Orientierung, Sicherheit und Vereinfachung bei Krankenzusatzversicherungen.“
Skepsis bei der Versicherungen an der Ladentheke
Besonders jüngere GKV-Versicherte sind darüber hinaus auch offen für weitere neue Vertriebswege von Krankenzusatzversicherungen: beispielsweise direkt über Ärzte, Kliniken oder Apotheken. Der Policen-Verkauf im Einzelhandel – ohne Einbettung in einen relevanten medizinischen Kontext – findet hingegen aktuell deutlich weniger Zuspruch.