Neben den Problemländern im Euroraum haben auch aufstrebende Volkswirtschaften wie die Türkei oder Brasilien derzeit Probleme. Wie gefährlich ist die Krise in Schwellenländern für die deutsche Konjunktur?
Wenn wir einmal auf die BRIC-Staaten schauen, dann müssen wir konstatieren, dass Brasilien mit unverändert großen Problemen in der internen Verteilungssituation, einer Ungleichverteilung zu kämpfen hat. Dann gibt es in Indien massive Probleme in der Governance des gesamten Systems, während Russland schon seit der Krise 2009 aufgrund seiner schwachen Gesamtperformance eigentlich gar nicht mehr den BRIC-Ländern zuzurechnen ist.
Davon einmal abgesehen bleibt China das große Thema. Dort spielt auch weiterhin die Musik. Oder anders gesprochen, wenn sie China rausnehmen, bleibt von den Schwellenländern nicht so viel übrig. China ist der entscheidende Raum, auf den wir schauen müssen.
Und wenn wir jetzt mit 7,5 Prozent Wachstum im längerfristigen Vergleich stehen, muss das nicht per se schlecht sein, denn die Frage ist ja, was verbirgt sich an Qualität dahinter? Und China ist in einem Umorientierungsprozess, was die Entwicklungsziele angeht, was die Qualität der eigenen Produktion angeht, was die stärkere Orientierung am Konsum angeht. Aber die dahinter stehenden Prozesse, Produktionsstrukturen zu entwickeln, daran muss Deutschland ein veritables Interesse haben.
Dazu passt auch die aktuelle IW-Studie zum Thema Finanzdienstleister orientieren sich immer stärker nach Fernost, während bei deutschen Anlegern immer noch ein ausgeprägter Home Bias besteht.
Der sogenannte Home Bias ist nicht nur ein deutsches Phänomen, was den Anlagehorizont betrifft. Die Aussage, global zu streuen, um Risiken entsprechend aufzufangen, vermittelt sich offensichtlich nicht so leicht, wie das Argument naheliegt.
Auf der anderen Seite sehen wir aus der Krise heraus natürlich, dass die Finanzdienstleister auch auf andere Märkte schauen müssen, aber gleichzeitig beobachten wir, wenn ich mir die großen Banken anschaue, eher eine Stärkung der Heimatbasis. Es ist nicht ganz eindeutig, was da wirklich passiert.
Die Deutsche Bank als wirklich international tätige, global aufgestellte Bank ist fast eine Ausnahme. Wenn Sie sich mal die anderen Häuser anschauen, sind das eher große Regionalbanken.
Lesen Sie das vollständige Interview in der Cash.-Ausgabe 06/2014.
Interview: Frank O. Milewski
Foto: IW