Ausblick 2023: Der Kryptomarkt steht vor drei Weggabelungen

Die Kryptoindustrie hatte 2022 mit großen Herausforderungen zu kämpfen: stark gefallene Kurse von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, das Kollabieren des Stablecoins UST mit der dahinter liegenden Währung Terra sowie die FTX-Implosion. Mit Blick auf 2023 sieht Hartmut Giesen, Kryptoexperte bei der Sutor Bank, drei wesentliche Weggabelungen.

Die Kryptoindustrie hatte 2022 mit großen Herausforderungen zu kämpfen: stark gefallene Kurse von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether, das Kollabieren des Stablecoins UST mit der dahinter liegenden Währung Terra sowie die FTX-Implosion. In der Folge hat die Diskussion um eine stärkere Regulierung Fahrt aufgenommen. Mit Blick auf 2023 und darüber hinaus kann niemand sagen, wie die Entwicklung der Kryptoindustrie weitergehen wird. Was man aus Sicht von Hartmut Giesen, Kryptoexperte bei der Hamburger Sutor Bank, aber sehen kann, sind die Weggabelungen, an denen die Branche steht: Wo fließen Investments hin, wo wird Wert geschöpft, wo sehen wir Wachstum? 

Hartmut Giesen sieht die Kryptoindustrie vor drei wichtigen Weggabelungen:

  • Self-Service DeFi vs. reguliertes CeFi
  • Trading vs. Tokenisierung
  • Krypto-Technologie vs. Kryptowährungen 

1. Self Service DeFi vs. reguliertes CeFi

Zum Bereich Central Finance, kurz CeFi, gehören alle Unternehmen in der Kryptoindustrie, die als zentrale Instanzen die eigentlich dezentralen Kryptowährungen nutzbar machen, wie Marktplätze, Verwahrer und Lender. Diese konterkarieren einerseits die dezentrale Utopie des vertrauenslosen Werteaustauschs, andererseits machen sie für Nichttechniker Kryptowerte erst investierbar. Doch die Nutzung von CeFi bedeutet ein Gegenparteirisiko. In der traditionellen Finanzwelt wird dieses Gegenparteirisiko durch Regulierung und damit zusammenhängende Sicherungssysteme mitigiert. Bei CeFi-Playern wie etwa FTX war und ist das oft nicht der Fall.

„Es stehen sich zwei Lager gegenüber, die ‚Kryptomaximalisten‘ und die ‚Krypto-Pragmatiker‘. Die ‚Krypto-Maximalisten wollen, dass jeder seine Kryptowerte selbst verwahrt und für den Kryptohandel dezentrale Services, kurz DeFi, nutzt. Die ‚Krypto-Pragmatiker‘ favorisieren regulierte CeFi-Akteure, wie es sie gerade in Europa und den USA gibt“, sagt Giesen. 

Bei Selbstverwahrung und DeFi-Nutzung würden zwar Gegenparteirisiken gar nicht erst entstehen, doch könnten auch dezentrale Protokolle gehackt werden, private Schlüssel verlorengehen, ohne dass eine Service-Hotline hilft. Darüber hinaus benötigen Anleger dafür technisches Verständnis über die Blockchain, die Speicherbarkeit von Kryptowährungen und die Funktionsweise von DeFi. Auch um an DeFi-Prozessen teilzunehmen, müssen initial irgendwo Krypto-Assets gegen Euro gekauft und später wieder zurückgewechselt werden. 

Mit Blick auf CeFi ist durch die Regulierung gesichert, dass grundlegende Regeln im Umgang mit Kundengeldern und Vermögenswerten eingehalten werden, etwa das separate Halten vom Firmenvermögen und eine teilweise Insolvenzsicherung. Zur Regulierung gehöre auch, dass die technische und prozessuale Infrastruktur Mindeststandards entspricht und damit ein hohes Sicherheitsniveau geboten werden kann. 

„Ein Unternehmen wie FTX hätte in Europa, speziell in Deutschland, schon unter der bestehenden Regulierung gar nicht agieren können. Es hätte weder Kundeneinlagen annehmen noch Kryptowerte handeln oder verwahren dürfen“, stellt Kryptoexperte Giesen fest. Hätte FTX die dafür notwendigen Lizenzen gehalten, wäre es nicht auf diese Weise zusammengebrochen und Anleger hätten nicht ihre kompletten Geld- und Kryptowerte-Einlagen verloren.  

„Vermutlich wird sich zumindest für Mainstream-Anleger reguliertes CeFi durchsetzen. DeFi wird in dieser Form eher ein Nischenphänomen für ‚Kryptonerds‘ bleiben. Es wäre aber denkbar, dass CeFi-Dienstleister eine regulierte Umgebung für den Ablauf von DeFi-Protokollen zur Verfügung stellen, um Anleger vor deren Risiken zu schützen“, erklärt Hartmut Giesen.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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