„Inzwischen gibt es Tausende von sogenannten Token, also die Krypto-Einheiten, die
Blockchain basiert gehandelt werden können“, führt Wolfgang Richter zunächst aus.
Im Fokus der Öffentlichkeit stehen die Zahlungstoken wie Bitcoin oder Ether. Diese
zeichnen sich dadurch aus, dass damit keinerlei Rechte oder Ansprüche gegen Dritte
verbunden sind. Faktisch bewegen sich die Investoren für Zahlungstoken damit im
Bereich der Währungsspekulation. Genauso gut könnten sie Yen oder Schweizer
Franken erwerben, auf Kurssteigerungen hoffen und diese wieder mit Gewinn
verkaufen. Eine realistische Einschätzung des Kursverlaufs von Zahlungstoken
erfordert allerdings einen hohen Rechercheaufwand und ist keineswegs eine sichere
Bank. Wolfgang Richter dazu: „Krypto einschließlich der Zahlungstoken wird in den
nächsten Jahren eine sehr starke Ausbreitung erleben. Auch in der Zukunft werden
hohe Gewinne mit Zahlungstoken möglich sein, aber eben auch hohe Verluste.
Deshalb sollte jeder Investor dies bei seinen Entscheidungen im Blick haben.“
Qual der Wahl
Security Token stellen die zweite Kategorie dar. Diese sind vergleichbar mit
Wertpapieren, also zum Beispiel Aktien, Schuldscheine oder Genussscheine.
Deshalb besteht bei Security Token – anders als bei Zahlungstoken – mehr
Möglichkeit, die Wahrscheinlichkeit der Rendite durch Recherche zu ermitteln. „Bei
seriösen Security Token erteilen die Emittenten dazu ausreichend Informationen,
sodass man sich ein Bild dazu machen kann. Das Spekulationselement ist hier also
geringer als bei den Zahlungstoken“, erklärt Wolfgang Richter. „Die dritte Kategorie
ist die der Utility Token. Diese versprechen eine konkrete Nutzungsmöglichkeit, etwa
als Gutschein oder als Zugang zu privilegierten Informationen oder Clubs.“ Aus
regulatorischen Gründen gibt es aktuell viele Unternehmen, die Utility Token
emittieren, um ihren Finanzbedarf zu decken. Auch hier, wie bei den Security Token,
besteht bei seriösen Emittenten die Möglichkeit, sich eingehend über das
Unternehmen und darüber zu informieren, wie Nutzungsmöglichkeiten und damit die
Preisentwicklung eingeschätzt werden können. Deutliche Unterschiede bestehen
hingegen zu den Non-Fungible Token (NFT), die jeweils nur einmal vorkommen, also
einzigartig sind. Dies unterscheidet sie von den anderen Token Kategorien, bei denen
die Token jeweils gleichartig und nicht voneinander unterscheidbar sind. Wolfgang
Richter führt aus: „NFTs sind zuerst auf dem Kunstmarkt aufgetreten und haben
schnell zweistellige Millionen-Werte erreicht. Inzwischen ist es aber so, dass
bestimmte Industriezweige durchgängig an NFTs-Konzepten arbeiten, insbesondere
die Musik-, Sport- und sonstige Veranstaltungsindustrie.“
Marktplatz: Internet
Große Tokenbörsen wie Binance erlauben in erster Linie den Handel mit
Zahlungstoken und Utility Token. Als vergleichsweise einfach gilt auch der Kauf und
Verkauf von NFTs auf Börsen wie Opensea. Security Token erfordern eine höhere
regulatorische Aufstellung der Börse, die die meisten noch nicht haben. Aber es gibt
inzwischen eine ganze Reihe von Börsenprojekten, die die regulatorische Zulassung
für den Handel von Security Token erhalten. Voraussetzung für den Handel ist, dass
Käufer über ein sogenanntes Wallet verfügen: das „Konto“ in der Blockchain-Welt.
Jedes Wallet hat eine öffentliche Adresse, die von allen eingesehen werden kann.
Die private Adresse, der sogenannte Private Key, eine vielstellige Nummern- und
Zahlenkombination, besitzt nur der Eigentümer – ähnlich wie die vierstellige PIN der
EC-Karte. Wolfgang Richter rät: „Inzwischen gibt es Dienstleister, die Investoren bei
der Verwaltung der Private Keys unterstützen. Mit der sicheren Verwahrung der
Private Keys ist dann auch das Investment geschützt.“