Kryptowährungen: Erfolgsgarant oder überschätzter Hype?

Lange Zeit wurde das Potenzial von Kryptowährungen als dezentralisierte digitale Währung unterschätzt. Als vor über zehn Jahren der Bitcoin startete, hielten ihn viele für eine Illusion auf dem Handelsmarkt. Mittlerweile sind weltweit mehrere Tausend Kryptowährungen im Umlauf und avancieren zum Megatrend. Doch was verbirgt sich hinter der Welt des dezentralen Finanzsystems und welche Vor- und Nachteile sind entscheidend?

Der wohl offensichtlichste Vorteil von Krypto-Zahlungen ist die Unabhängigkeit von Zentralbanken und Staaten: Transaktionen sind durch die Dezentralisierung praktisch in Echtzeit äußerst kostengünstig und sicher möglich – auch auf internationaler Ebene. Ohne einen weiteren Anbieter wird das Geld direkt Peer-to-Peer transferiert. Statt bei internationalen Transaktionen also mehrere Tage warten zu müssen, kann mit wenigen Klicks ein Geldbetrag sofort überwiesen werden.

Zwar schwankt der Wert vieler Kryptowährungen aktuell noch erheblich, zukünftig könnte sich dieser aber stabilisieren. Vor allem können Kryptowährungen ohne Beeinflussung des Wertes durch Geldpolitik, wie etwa künstlich niedrige Zinsen oder Inflation, vorteilhafter sein und genießen dadurch mehr Vertrauen als viele Währungen heute.

Neben der schnellen, unkomplizierten Transaktionsmöglichkeit, die vor allem im digitalen Zeitalter bereits für viele Verbraucher von Vorteil ist, bestechen Kryptowährungen außerdem durch ihre Manipulationssicherheit. Die vollständige Anonymität und komplexe Verschlüsselung von Krypto-Konten erschweren etwa eine Manipulation oder einen Zugriff durch Hacker – Kontoinhaber können lediglich mit einem privaten, digitalen Schlüssel darauf zugreifen.

Rechtsanwalt Dr. Marcus Reinberg ist Certified Compliance Officer & Certified AML & Anti Fraud Officer.

Akzeptanz als Zahlungsmittel steigt

Die Akzeptanz als Zahlungsmittel wächst zunehmend: Auch wenn das digitale Währungssystem sich noch nicht vollkommen in unserem Alltag durchgesetzt hat, nehmen doch immer mehr Geschäfte Bitcoin als Zahlungsmittel in ihr Angebot auf. Visionär und Unternehmer Elon Musk ermöglichte im Mai dieses Jahrs, dass neue Tesla-Autos in den USA mit der digitalen Währung bezahlt werden können.

Ein weiterer Vorteil: Jeder Internet-User kann die Kryptowährung käuflich erwerben und handeln, indem er sich auf einer Handelsplattform anmeldet und ein Bankkonto verknüpft. Zudem finden sich im Netz vermehrt Anbieter, die ein automatisiertes Trading anbieten. So kann die Kryptowährung auch als Anlage genutzt werden. Ein besonderer Anreiz ist hier, dass die Geldschöpfung bei Kryptowährungen in der Regel eng begrenzt und die Chancen auf Wertsteigerungen im Zeitablauf erhöht sind.

Allerdings: Diese Nachteile sollten Verbraucher auch kennen

Auch wenn der Trend „Kryptowährungen“ auf dem Vormarsch ist, so lässt die allgemeine Akzeptanz – besonders seitens der Politik – noch Luft nach oben. Sowohl die steuerliche Behandlung als auch die Bezahlmöglichkeiten eröffnen viele derzeit unbeantwortete Fragen. Die Gefahr von Missbrauch in Form von Geldwäsche und kriminellen Transaktionen wird durch die aktuelle Gesetzeslage, besonders durch das Anti-Geldwäsche-Gesetz, zwar bereits stark eingeschränkt, aber nicht vollständig ausgeschlossen. Vor allem die verbleibende Anonymität im Rahmen des Krypto-Handels ist für viele Politiker weiterhin ein entscheidender Nachteil.

Der Handel selbst lässt sich schwer kontrollieren, auch wenn der Zugang zu den erforderlichen Handelsplattformen mehr und mehr reguliert ist. Für die Zukunft und Ausweitung des Krypto-Marktes muss dem Handel mit Kryptowährungen der „kriminelle Beigeschmack“ genommen werden.

Anwendbarkeit nach wie vor stark limitiert

Die Anwendbarkeit von Kryptowährungen ist so nach wie vor stark eingeschränkt. Kryptowährungen, hier vor allem Bitcoin als eine Art „Leitwährung“, gelten bisher nur im Land El Salvador als offizielles Zahlungsmittel und werden von Notenbanken eher kritisch gesehen – nur einzelne Geschäfte und Plattformen akzeptieren die virtuelle Währung als Zahlungsmittel. Da der Bekanntheitsgrad und die Verbreitung entscheidend für die Akzeptanz einer Währung sind, haben es besonders kleine Kryptowährungen im Vergleich zum Bitcoin schwer sich durchzusetzen.

Einen Unterschied im Währungsvergleich macht auch der Energiebedarf bei der Erzeugung bzw. dem Handel aus. Dazu unten noch mehr, wenn über die zugrundeliegende Blockchain-Technologie gesprochen wird. Viele sehen Kryptowährungen wegen des erheblichen Energiebedarfs bei Erzeugung und Transaktion als derzeit nicht nachhaltig sowie energie- und klimapolitisch nicht akzeptabel an.

Starke Wertschwankungen

Verbraucher, die die digitale Währung als Anlage sehen und ihre Investition maximieren wollen, sollten sich darüber hinaus der starken Wertschwankungen von Kryptowährungen bewusst sein. Der Handel bietet zwar hohe Gewinnchancen, jedoch auch hohe Verlustrisiken – die Kryptowährung gilt nach wie vor als risikobehaftetes Spekulationsobjekt, insbesondere auch, da Zahlungen mit Krypto-Geld irreversibel sind. Die fehlende Betreuung stellt ebenfalls einen Unterschied zum Bankensystem dar: Da es sich um eine dezentralisierte Währung handelt, wird kein Kundensupportsystem angeboten. Erfolgt eine Transaktion ungewollt oder verlieren Nutzer ihre Zugangsdaten, haben sie keine Möglichkeit mehr, auf ihr Geld zuzugreifen.

Blockchain-Technologie als entscheidender Faktor

Als Technologie, die hinter den Kryptos steckt, wurde die sogenannte „Blockchain“ entwickelt. Das Blockchain-Netzwerk besteht dabei aus einem dezentralen System aus verschiedenen Endgeräten, Rechnern und Knotenpunkten, auf denen die Daten gespeichert werden. Sie befinden sich also nicht wie bei Banken an einem zentralen Ort. Dadurch wird den Nutzern nicht nur eine optimale Funktionsweise garantiert, sondern auch für maximale Sicherheit und Transparenz gesorgt. Sollten Hacker versuchen, an das Geld zu gelangen, müsste in der Theorie jeder einzelne Knotenpunkt analysiert und verändert werden – dieses Risiko wird durch die Technologie minimiert.

Wie bereits angedeutet, bedarf die „Blockchain“ aktuell noch sehr viel Energie. Es gibt aber bereits Optimierungen, die den Energieverbrauch im Zusammenhang einer Blockchain-Nutzung verbessern. Das ist sicher auch ein wichtiges Entscheidungskriterium für die weitere Verbreitung. Nur die Kryptowährung, die es schafft, den Energiebedarf zu reduzieren bzw. zu optimieren, wird sich langfristig durchsetzen.

Zukunftsweisende Technologie

Unabhängig vom Energiebedarf ist aber die Technologie selbst zukunftsweisend und sehr vielschichtig anwendbar. Immer größere Bedeutung bekommt dabei das blockchainbasierte Unterzeichnen von Verträgen. So ist dies bereits heute rechtssicher und bietet Unternehmen eine spannende Option. Das Blockchain-Netzwerk erleichtert zudem die Transaktionsaufzeichnung und Assetverfolgung in einem Unternehmen erheblich. Praktisch alle Aspekte mit einem geschäftlichen Nutzen können so überwacht und gehandelt werden. Die Technologie sorgt nicht nur für mehr Sicherheit und Vertrauen durch die Zuverlässigkeit der Informationen innerhalb des Netzwerks, sondern auch für eine höhere Effizienz durch ein dezentral geführtes „Hauptbuch“ ohne zeitintensive Datenabgleiche.

Fazit

Fazit: Der Kryptowährungsmarkt entwickelt sich rasant: Währungen tauchen auf oder verschwinden plötzlich und die Kursschwankungen sind zuweilen enorm. Neben dem Bitcoin als bekannteste Währung finden auch weitere Arten wie der Ether immer mehr Anklang. Die Vorteile sprechen für sich: Ein dezentrales, schnelles und unkompliziertes Transferieren von Beträgen ohne eine Abhängigkeit von Geldpolitik spricht viele Nutzer an. Aktuell ist die Akzeptanz jedoch vor allem in der Politik noch zu gering, um auf Kryptowährung als Zahlungsmittel zu setzen. Damit Kryptowährungen noch mehr Zuspruch erlangen und einen Weg in unseren Alltag finden, bedarf es vor allem einer Integration führender Unternehmen im Zahlungsbereich. Die Politik muss hier Wegweiser sein und die Anwendbarkeit von Kryptowährungen vereinfachen.

Als Investment kann eine Kryptowährung wie Bitcoin rentabel, jedoch auch risikoreich sein: Für neue Investoren kann es deshalb ratsam sein, zunächst mit einem kleineren Betrag einzusteigen, dessen Verlust sich verkraften lässt. Auch die vorherige Recherche ist wichtig: Verbraucher sollten nicht vorschnell handeln, sondern sich vorab genau über die Risiken und Chancen informieren, um das eigene Erfolgspotenzial richtig einschätzen zu können.

Autor Dr. Marcus Reinberg, LL.M., Rechtsanwalt, ist Certified Compliance Officer & Certified AML & Anti Fraud Officer. Reinberg ist Rechtsanwalt mit Schwerpunkt im internationalen Unternehmens-, Gesellschafts- und Vertragsrecht. Er studierte unter anderem internationales Recht in Hongkong. Zuletzt folgte eine Spezialisierung auf Anti-Geldwäsche- und Compliance-Themen.

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