Kryptowährungen: Wo Deutschland im internationalen Vergleich steht

Wie ticken wir Deutschen im internationalen Vergleich in Sachen Krypto? Dominieren Männer dieser Welt wirklich den Kryptomarkt oder holen die Frauen in Sachen digitaler Währung langsam auf? Und wie viel Vertrauen haben wir wirklich in Bitcoin, Ethereum, Tether & Co., wenn wir uns mit anderen Ländern und Kulturkreisen vergleichen? Eine gemeinsame Studie von We Are Social und Hootsuite deckt auf: Deutschland gehört zu den Krypto-Skeptikern, Jüngere investieren mehr in Kryptowährungen als ältere Menschen und Männer mehr als Frauen.

Der große Schock kam langsam und in Stufen: Seit Jahresbeginn ist der Kurs des Bitcoins, der im November noch rund 68.000 US-Dollar wert war, um ganze 60 Prozent gefallen[1]. Wer in Terra Luna investierte, verlor fast seine gesamten Einlagen. Die Existenz vieler? Ein Meer von Scherben. Analysten sprechen wahlweise von einem „Kollaps“ (t-online) oder einer „gesunden Bereinigung“ (Manager Magazin). Der Vertrauensverlust ist in jedem Fall enorm. Dabei waren Kryptowährungen ja eigentlich nicht nur als Spekulationsobjekt gedacht, sondern auch als Absicherung gegen den Wertverlust herkömmlicher Währungen gedacht. Das Gegenteil ist eingetreten, die Verluste von Bitcoin, Tether & Co. sind deutlich höher als die Inflationsraten in den führenden Wirtschaftsnationen.

Wie sieht das Stimmungsbild in den Ländern dieser Welt gegenüber den Kryptowährungen aus? Und wie viel Prozent der jeweiligen Bevölkerung sind dort investiert? Das haben We Are Social und Hootsuite in einer gemeinsamen Studie im April 2022 untersucht. Ein kurzes Fazit aus deutscher Sicht: Wir gehören im globalen Vergleich eher zu den Krypto-Skeptikern. Und investiert hierzulande haben vor allem meist die Männer und jüngere Menschen.  

Max Retzer, We are social (Foto: We are social)

Die meisten Kryptofans leben in Asien, Deutschland ist unter den Schlusslichtern 

In Vietnam, Bolivien, Pakistan und mittlerweile auch in China ist der Handel und Besitz digitaler Währungen verboten. In 111 Staaten sind Kryptowährungen jedoch per Gesetz erlaubt, so auch in Deutschland. Den höchsten prozentualen Anteil an Besitzern von Kryptowährungen findet man in Teilen Asiens: Vietnam (29 %) und die Türkei (24 %) bilden hier die Spitze. Auf den Philippinen (23 %) und in Thailand (20 %) gibt jeder fünfte Internetnutzer an, eine Form von Krypto zu halten[2]. Auch in einigen afrikanischen Ländern liegt der Anteil der Kryptoinvestoren weit über dem globalen Durchschnittswert von 10,7 Prozent: Nigeria (21 %), Ghana (17 %) und Kenia (16 %) bilden dort die Top-3-Länder[3]. In Lateinamerika belegen Argentinien und Mexiko mit 15 Prozent Platz 1, dicht gefolgt von Venezuela (14,6%), Kolumbien (14,5%) und Brasilien (14,4%)[4]. Während die Risikobereitschaft in Teilen Asiens, Afrika und Lateinamerika anscheinend sehr hoch ist, sieht man der Währung in Europa eher skeptisch ins Auge: Vor allem Deutschland gilt als das Land, das Krypto am misstrauischsten gegenübersteht: für 76 Prozent kommt eine Investition nicht infrage[5]. Nicht verwunderlich also, dass bei unserer gemeinsamen Analyse mit Hootsuite Deutschland eines der Schlusslichter der untersuchten Länder bildet. Im Krypto-Vergleich liegen wir auf Platz 28 von 47[6]. Die Besitzquote hierzulande beträgt 9,8 Prozent und liegt somit unter dem weltweiten Durchschnitt von 10,7 Prozent[7]. Auch mit Blick auf weitere europäische Ländern wird klar: Kryptowährung liegt in diesem Teil der Welt deutlich unter dem Durchschnitt. Die Franzosen sind noch weniger begeisterungsfähig für Krypto-Coins (6 %) als die Deutschen und Italien bildet das Schlusslicht in Europa mit einem Krypto-Nutzeranteil von nur 5,7 Prozent[8].

Entwicklungsländer: Krypto als Mittel gegen Korruption? 

Menschen in Afrika, Lateinamerika und Asien scheinen also mehr Hoffnung in die Kryptowährungen zu setzen, als ihre Pendants im Westen. Wieso ist das so? Das ursprüngliche Versprechen der Kryptowährung war Transparenz. Wenig überraschend also, dass Krypto vor allem in Regionen attraktiv ist, die wenig bis kaum Vertrauen in ihr Finanzsystem oder ihre Regierungen haben. Und in denen entweder die Inflation hoch oder die Korruption groß ist. Auch versprachen Kryptowährungen schnelle Gewinne in kurzer Zeit. Die vergangenen sechs bis acht Monate haben gezeigt, das Gegenteil ist eingetreten.

Krypto: Währung für Digitalaffine oder auch was für Boomer?

In der Regel besitzen über 50-jährige Menschen weltweit auch das Gros der Vermögen. Aber investiert die sogenannte Boomer-Generation ihr Geld auch in eine digitale Währung? Eher nein, denn nur etwa 9 Prozent der InternetnutzerInnen im Alter von 55 bis 64 Jahren besitzen heute eine Form von Kryptowährung[9]. Das zeigt die Erhebung des Digital Statshot Reports 22 von We Are Social und Hootsuite. Deutlich risikobereiter und digitalaffiner sind die Millennials: Insgesamt 37 Prozent der zwischen 25- und 39-jährigen in Deutschland besitzen eine Form von Krypto, bei den GenZs sind es 30 Prozent[10]. Beträchtlich zurückhaltender und vorsichtiger sind Deutschlands Boomer: hier besitzen nur nur knapp [11]3 Prozent eine Form der digitalen Währung.

Aber bilden die Boomer überall auf der Welt das Schlusslicht in Sachen Krypto? Nicht auf den Philippinen. Das Inselreich in Südostasien ist das einzige Land weltweit, das den größten Anteil an Krypto-Investoren über 55 Jahren hat[12]. In den USA hingegen findet man die größte Kohorte (50 %) wieder bei den Krypto-Millennials[13].

Scheinbar ist nicht nur das verfügbare Vermögen entscheidend, sondern vor allem die in jüngeren Generationen ausgeprägtere digitale Affinität.

Krypto: (noch) eine typische Männerdomäne

Ähnlich groß wie die Unterschiede in den Altersgruppen gibt, sind auch die Ansichten der Geschlechter über Kryptowährungen. Der Besitz digitaler Währungen ist deutlich auf männliche Internutzer ausgerichtet – sie besitzen mit fast [14]60 Prozent höherer Wahrscheinlichkeit als Frauen Kryptowährung.  Auch waren es meist Männer, die seit den frühen Anfängen der Kryptowährung ganz vorne mit dabei waren. Eine Mehrzahl an Frauen, laut einer Blockpit Studie, ist erst 2020 und 2021 auf den Krypto-Zug mit aufgesprungen. 
Weltweit gibt es insgesamt nur vier Länder, in denen der Frauenanteil höher liegt: Malaysia, Norwegen, Russland und Venezuela. In Deutschland, wie auch in den USA, dominieren ganz klar die Männer. Hierzulande investieren nur 3 Prozent der Frauen in Krypto, in den USA 7 Prozent[15]. Laut einer Studie von UK:Mode, investieren vorwiegend junge Männer in Krypto – häufig übermäßig selbstbewusst und im Glauben an ein stetiges Wachstum der digitalen Währung[16]. Damit bestätigen sich bei Krypto Erkenntnisse aus anderen Anlageformen. Männer neigen generell zu risikobehafteten Anlagen und beziehen ihre Kicks auch häufiger aus Day-Trading oder kurzfristigen, spekulativeren Investitionen. Frauen hingegen investieren eher defensiver und streben nach einer langfristigen Absicherung.  Interessanterweise sind Krypto-Nutzerinnern in der Regel auch etwas älter als ihre männlichen Kollegen – 55% der Frauen sind über 35 Jahre alt, während nur 44 Prozent der männlichen Kryptofans in diese Altersgruppe fallen[17].
Trotz des immer noch Männerdominierten Interesse am Kryptomarkt zeigt sich: Frauen interessieren sich immer mehr für diese Anlagestrategie. 60 Prozent der Frauen halten Krypto sogar für die Zukunft des Finanzmarktes und fast die Hälfte gibt an, dass Krypto knapp ¼ ihres gesamtes Anlagenportfolios ausmacht[18].

Krypto: Deutschland bleibt zurückhaltend 

Wie geht es weiter mit den Kryptowährungen nach dem Absturz der Kurse? Werden wir die global berüchtigte German Angst auch bei digitalen Währungen überwinden? Oder ist die Zurückhaltung der Deutschen – angesichts des aktuellen und steilen Kursverfalls – genau die richtige Strategie gewesen? Geht es nach den deutschen Sparkassen und Giroverband, dann bleibt Deutschland im internationalen Vergleich weiterhin eher vorsichtig. Die Sparkassen, bei denen fast die Hälfte aller Deutschen ein Girokonto unterhalten, haben sich gerade gegen die angedachte Einführung des Krypto-Handels und somit auch gegen eine Krypto-Wallet entschieden[19]. Als Trostpflaster bieten sie immerhin künftig digitale Wertpapiere. Ob das die Kundenbedürfnisse auf langfristige Sicht so zufrieden gestellt wird, bleibt abzuwarten.

Autor Max Retzer ist PR & Communications Director bei We Are Social

Über We Are Social

Wir sind eine globale, socially-led Kreativagentur mit einzigartiger Social-Media-Expertise. Mit 1000 Mitarbeitern in 16 Büros auf vier Kontinenten bieten wir unseren Kunden eine globale Perspektive in einer Zeit, in der die sozialen Medien die Kultur prägen.Wir machen Ideen, die von Menschen gemacht werden. Wir verstehen soziale Verhaltensweisen innerhalb von Online-Communities, Kulturen und Subkulturen, die sich über die gesamte Social und Gaming-Landschaft erstrecken. Wir arbeiten mit Marken aus den verschiedensten Branchen in den Bereichen B2C und B2B um die richtigen Leute auf strategische, relevante und effektive Weise zu erreichen.Zu den Auftraggebern in Deutschland zählen unter anderen AUDI AG, LIEBHERR, Heinz, Ravensburger, Hyundai Deutschland, Mercedes Benz Trucks und VW Financial Services.
Weitere Informationen unter: http://wearesocial.com/de/  


[1]https://www.t-online.de/finanzen/unternehmen-verbraucher/id_92330684/bitcoin-bricht-weiter-ein-auf-unter-18000-dollar-vertrauen-ist-kollabiert-.html

[2] https://datareportal.com/reports/digital-2022-april-global-statshot

[3] https://www.finder.com/de/kryptowahrung-statistik

[4] https://www.finder.com/de/kryptowahrung-statistik

[5] https://www.btc-echo.de/news/krypto-in-deutschland-das-spielzeug-der-reichen-138366/

[6] https://datareportal.com/reports/digital-2022-april-global-statshot

[7] https://datareportal.com/reports/digital-2022-april-global-statshot

[8] https://datareportal.com/reports/digital-2022-april-global-statshot

[9] https://wearesocial.com/de/blog/2022/01/digital-2022-ein-weiteres-jahr-mit-starkem-wachstum/

[10]https://www.geldinstitute.de/trends/2022/Gehalt-in-Kryptowaehrung-Mehrheit-der-jungen-Deutschen-hat-Interesse.html

[11]https://www.geldinstitute.de/trends/2022/Gehalt-in-Kryptowaehrung-Mehrheit-der-jungen-Deutschen-hat-Interesse.html

[12] https://www.finder.com/de/kryptowahrung-statistik

[13] https://www.finder.com/de/kryptowahrung-statistik

[14] https://datareportal.com/reports/digital-2022-april-global-statshot

[15] https://de.beincrypto.com/frauen-krypto-wie-wir-mehr-chancen-und-gerechtigkeit-schaffen/

[16]https://www.finanzen.at/nachrichten/devisen/warum-bitcoin-bei-mannern-unter-30-besonders-beliebt-ist-1030129223

[17] https://blockpit.io/unchained/women-in-crypto-study-statistics/

[18] https://blockpit.io/unchained/women-in-crypto-study-statistics/

[19] https://www.btc-echo.de/news/sparkassen-gegen-bitcoin-ein-bedauerliches-eingestaendnis-145881/

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