Vor Digital-Gipfel der Bundesregierung: Germanwatch-Studie zeigt Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Energiewende. Normen und Standards müssen sicherstellen, dass künstliche Intelligenz dem Gemeinwohl dient.
Bessere Ausbeute von Windkraftanlagen, präzisere Markt- und Wetterprognosen, optimiertes Ausbalancieren von Stromangebot und -nachfrage – digitale Technologien wie künstliche Intelligenz (KI) sind schon heute ein zentraler Treiber der Energiewende. Kurz vor dem am Montag beginnenden Digital-Gipfel des Bundeswirtschaftsministeriums zeigt eine neue Studie der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch neben den großen Chancen aber auch erhebliche soziale, politische und ökologische Risiken, auf die die Politik bisher nicht reagiert hat.
„Künstliche Intelligenz ist keine Naturgewalt. Ihr Einsatz ist ein sozialer Prozess, den wir gestalten können und müssen“, sagt David Frank von Germanwatch, einer der Autoren der Studie. „KI birgt Risiken und die Politik muss dafür sorgen, dass ihre großen Potenziale für das Gemeinwohl und eine nachhaltige Entwicklung genutzt werden.“
Die Risiken der Digitalisierung
Die Germanwatch-Studie zeigt einige Risiken der Digitalisierung auf: So können etwa an Hand von Verbrauchsdaten Rückschlüsse auf das Verhalten von Privatpersonen gezogen werden und immer datenmächtigere Konzerne zunehmend Monopolstellungen einnehmen. Überdies kann blinder Einsatz von KI sogar zu einem größeren statt verringerten Energieverbrauch führen. Die Studie geht aber noch weiter und zeigt in Grundzügen auf, wie künstlicher Intelligenz ein Rahmen gegeben werden kann, der ihren Einsatz für das Gemeinwohl sicherstellt.
Aufforderung an die Politik
David Frank: „Die Bundesregierung sollte die Risiken der Digitalisierung unbedingt durch kluge politische Rahmenbedingungen einhegen. Datenschutz und -sicherheit müssen klarer und strenger als bisher geregelt sein, dafür sollten Anwendungen künstlicher Intelligenz nur dann für den Markt zugelassen werden, wenn sie von vornherein die Privatsphäre schützen und sicher sind. Darüber hinaus sollten Datenmonopole gebrochen werden. Und nicht zuletzt sollte sichergestellt sein, dass neue Technologien positive Effekte auf die Umwelt haben, also zum Beispiel zu einer Verringerung des Energie- und Rohstoffverbrauchs führen.“
Vor wenigen Wochen hat das Bundeswirtschaftsministerium einen Prozess gestartet, in dem Normen und Standards für den Einsatz von KI definiert werden sollen. Beim nächsten Digital-Gipfel 2020 sollen die Ergebnisse dieses Prozesses vorgestellt werden. Die Forderungen und Vorschläge aus der KI-Studie von Germanwatch sollen für diese Debatte einen wichtigen Impuls geben.
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