EXKLUSIV: Künstliche Intelligenz in Fonds – „Mit KI systematisch Alpha erzielen“

Haben Sie mal einen Vergleich mit dem Wettbewerb gemacht?

Sievers: Natürlich tracken wir unsere Performance nicht nur bei den Aktienfonds, sondern auch bei unseren drei Mischfonds, die jetzt einen Track Record von fast vier Jahren haben. Wenn man sich die Performance gegenüber der Peer Group anguckt, also gegen die aktiven Manager, dann schlagen wir diese Peer Group zum Teil sehr deutlich. Unser defensiver Mischfonds liegt über knapp vier Jahre mit Stand vom 30.04.2024 bei einer Performance von 11,86 Prozent im Vergleich zu den EAA Fund EUR Cautious Allocation mit 4,37 Prozent, der dynamische Mischfonds liegt im gleichen Zeitraum bei 28,28 Prozent, der EAA Fund EUR Flexible Allocation – Global schaffte nur 16,45 Prozent. Im ausgewogenen Portfolio sind wir mit dem Markt und der Peer Group relativ ähnlich unterwegs. Man sieht hier schon ganz klar, dass wir mit der KI deutliche Mehrwerte erzielen können.

Sie sagten, dass Sie die KI monatlich trainieren. Was muss ich mir darunter vorstellen?

Hebestreit: Die KI soll ja die gelernten Regeln nicht nur anwenden, sondern auch überprüfen und weiterentwickeln. Dazu trainieren wir unsere Modelle regelmäßig weiter, das dauert im Schnitt so zwei bis drei Tage. Im Training werden dann die neuesten Marktbewegungen analysiert und die KI überprüft, ob die gefundenen Muster und Zusammenhänge noch passen oder ob es neue Parameter gibt, die die KI beachten muss. Wenn zum Beispiel eine bestimmte Kombination fundamentaler Werte auf eine unterbewertete Firma hindeuten und das hat eine Marktphase lang sehr gut funktioniert, dann wird überprüft, ob der Zusammenhang auch in der neuen Marktphase weiter stimmt. Durch dieses Training verfeinert die KI ihre Prognosegüte.

Sie nutzen ja auch Daten aus Nachrichten und Sozialen Netzwerken. Inwieweit ist Social Media ein Problem, wo ja viele Fake News und viele Emotionen kursieren?

Hebestreit: Social Media bringt natürlich zusätzliche Bewegung in die Märkte. Die KI versucht, all diese Stimmungslagen zu verarbeiten, zusammen mit dem, was sie an Fundamentaldaten und an Marktdaten aktuell sieht. Damit verbreitern wir unsere Datenbasis und die Chance, auf neue Zusammenhänge zu stoßen. Tatsächlich sind Social Media Sentiments für uns ein interessanter Kontraindikator. Sprich, je positiver hier berichtet wird, desto vorsichtiger wird die KI bei dem Titel und je negativer, desto eher sind da möglicherweise auch noch Chancen auf Wertsteigerung. Also wenn der Markt zu positiv ist, sollte man lieber rausgehen und vice versa.

Wie groß ist die Datenmenge insgesamt, die Sie verarbeiten?

Hebestreit: Wir haben jetzt täglich 125 Millionen Datenpunkte, die wir laden. Das verteilt sich dann auf die einzelnen Assets. Und unsere Trainingsdaten reichen zum Teil bis zum Jahr 1993 zurück. Insgesamt dürften wir mit den Datenpunkten mittlerweile im Milliardenbereich sein.

Zukunft der KI im Asset Management

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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