Technologiefonds sind trotz vieler Unwägbarkeiten an den Kapitalmärkten auf Erfolgskurs. Mikko Ripatti, Senior Client Portfoliomanager bei DNB Asset Management, über den seit Jahren erfolgreichen DNB Fund Technology. Cash. befragte ihn zum Investmentprozess und was sich hinter „Nordic Industry 4.0“ verbirgt.
Ihr Fonds gehört seit zehn Jahren zu den besten seiner Branche? Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ripatti: Wir haben ein sehr erfahrenes Portfoliomanagement-Team, das seit fast 20 Jahren zusammenarbeitet. Es kennt den Technologiesektor in- und auswendig und hat keine Angst vor gegensätzlichen Ansichten.
Das Team sucht typischerweise nicht nach den teuren Überfliegern der Branche, sondern nach vernünftig bewerteten Unternehmen.
Was ist das Besondere an Nordic Industry 4.0, inwiefern unterscheidet es sich von seinem deutschen Pendant?
Ripatti: Billige Arbeit ist kein nordisches Merkmal, aber Hochtechnologie ist es. Die nordischen Länder und Unternehmen gehören zu den ersten Anwendern neuer Innovationen und die Menschen fühlen sich mit neuen Technologien wohl.
Die Firmen und Menschen in diesen Ländern sind digitalen Technologien sehr aufgeschlossen. Während Deutschland noch immer am Bargeld hängt, befinden sich die Schweden auf dem besten Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft. Norwegen wiederum ist zwar reich geworden durch das Erdöl, fördert aber massiv den Umstieg auf Elektroautos.
Das hat dazu geführt, dass das Land für den Elektroautobauer Tesla zu einem der wichtigsten Exportmärkte wurde. Folgerichtig beheimaten die nordischen Börsen interessante Technologieunternehmen, die von großen säkularen Trends aus den Segmenten Robotik, 5G und der Digitalisierung profitieren.
Lassen sich die Depotauswirkungen des Konflikts zwischen den USA und China mit nordischen Technologieaktien minimieren?
Ripatti: Technologieunternehmen sind von Natur aus sehr international, wobei die Wertschöpfungs- und Lieferketten viele Länder durchlaufen. Grundsätzlich ist der Handelsstreit also auch für nordische Technologiewerte negativ.
Erst eine tiefere Analyse der Unternehmen zeigt, wo die Produkte und Dienstleistungen hergestellt und verbraucht werden.
Sie bezeichnen die nordischen Märkte als Miniaturversion der Weltwirtschaft. Womit lässt sich dieser Vergleich begründen?
Ripatti: Die nordischen Volkswirtschaften sind klein und sehr offen. Die Exporte machen 40 bis 60 Prozent des BIP aus, was nicht zuletzt bedeutet, dass viele nordische Unternehmen auf der ganzen Welt tätig sind.
Wenn ein Investor also in nordische Unternehmen investiert, erhält er über gut geführte nordische Unternehmen, die zudem über ein hohes Maß an Corporate Governance verfügen, ein Vielfaches der Weltwirtschaft.
Die ESG-Kriterien Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung gehören zur DNA der DNB Asset Management. Wie spiegelt sich dies in Ihrer Investmentstrategie wider?
Ripatti: ESG ist seit jeher ein fester Bestandteil unseres Anlageprozesses, allein vier Vollzeitkräfte arbeiten in unserem ESG-Team. Wenn wir ein Unternehmens analysieren, stellen wir sicher, dass es sich an unseren Standard für verantwortungsvolle Geldanlagen hält.
Das Post-Investment-Screening umfasst unter anderem die laufende Überwachung von Firmen sowie wöchentliche Benachrichtigungen über Veränderungen der ESG-Scores an Portfoliomanager.
Aktive Eigenverantwortung erfolgt im Dialog mit den Unternehmen, oft in Zusammenarbeit mit den Portfoliomanagern. In Übereinstimmung mit den Richtlinien der DNB beteiligen wir uns auch an Abstimmungen in Unternehmen.
Der Anteil asiatischer Aktien ohne Japan in Ihrem Portfolio ist mit rund vier Prozent extrem gering. Warum legen Sie nicht mehr Gewicht auf Gruppen wie Samsung oder Alibaba?
Ripatti: Im Rahmen unseres Bottom-Up Stock Picking Prozesses decken wir natürlich auch die asiatischen Technologieunternehmen ab. Über unsere Beteiligung an Yahoo zählten wir zu den ersten Investoren in Alibaba, bevor die Gesellschaft an die Börse ging. Derzeit erachten wir Alibaba allerdings als zu wenig attraktiv.
In der Vergangenheit waren wir auch signifikant bei Samsung engagiert, auf die momentan aber nur eine kleine Position entfällt.
Mit Blick auf die chinesischen Unternehmen darf man nicht vergessen, dass sie nicht in einem völlig freien Marktumfeld agieren. Das sollte bei der Bewertung der Unternehmen berücksichtigt werden.
Welchen Technologie-Sektor halten Sie für besonders viel versprechend und lukrativ?
Ripatti: Künstliche Intelligenz ist auf dem besten Wege, ein Megatrend zu werden. Wir gehen davon aus, dass die Anzahl intelligenter Algorithmen rasant zunehmen wird. Die exponentiell ansteigende Datenmenge muss verarbeitet und in die richtige Richtung geleitet werden.
Big Data ist das neue Öl der Wirtschaft, und wer die Daten richtig nutzt, ist an der Spitze. Denn Unternehmen benötigen die Fähigkeit, Daten zu analysieren und zu kapitalisieren, wenn sie künftig Wettbewerbsvorteile erzielen wollen. Auch gegenüber den Telekommunikationsanbietern, die seit langem hinter den Erwartungen zurückbleiben, sind wir positiver geworden.
In diesem Jahr wird der Startschuss für den neuen Mobilfunkstandard 5G fallen, dabei werden gänzlich neue Industrien und Dienstleistungen entstehen. Der Markt wächst rasant:
2024 dürfte es weltweit bereits 1,5 Milliarden 5G-Verträge geben. Wenn Europa beim neuen Mobilfunkstandard 5G nicht hinter den USA und Asien hinterherhinken will, müssen die europäischen Regulierungsbehörden eine stärkere Konsolidierung der Telekommunikationsanbieter zulassen. Dies würde den Marktwert der Telekom-Betreiber erhöhen.
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