Künstliche Intelligenz: Zahlt sich Disziplin bei Nvidia jetzt aus?

Chip von Nvidia
Foto: PantherMedia/[email protected]
Wie es mit NVIDIA weitergeht

Prof. Dr. Jan Viebig, Chief Investment Officer der Oddo BHF SE, befasst sich in seinem aktuellen CIO View mit dem beeindruckenden Erfolg von NVIDIA.

„Zugegeben, der Börsenerfolg des amerikanischen Halbleiterherstellers Nvidia ist beeindruckend. Allein in den vergangenen zwölf Monaten hat der Aktienkurs um 196 Prozent zugelegt. Damit zählt der Titel im laufenden Börsenzyklus zu den absoluten Top-Favoriten an den amerikanischen Aktienmärkten. Jetzt reiht sich die Aktie auch in den erlesenen Club jener Aktiengesellschaften ein, die auf eine Marktkapitalisierung von mehr als 3 Billionen Dollar kommen – das deutsche Bruttoinlandsprodukt lag im vergangenen Jahr 2023 bei 4,1 Billionen Euro. Nvidia weist ein attraktives Geschäftsmodell auf. Das Unternehmen scheint gut geführt, und es ist ein Pionier in einer bahnbrechenden Technologie…

Und doch bleiben wir, was ein Engagement in die Aktie angeht, aufgrund der hohen Bewertung zurückhaltend. Eine Aktie muss sich stets in eine langfristige Anlagestrategie einfügen. Nichts ist für Anleger gefährlicher, als steigenden Aktienkursen hinterherzulaufen…


Das könnte Sie auch interessieren:

Nvidia ist mit seinen leistungsfähigen Halbleitern eine wichtige Innovation gelungen und erzielt nun dank dieses Technologievorsprungs Monopolgewinne. In freien Märkten bleibt eine solche Situation selten von Dauer. Andere Anbieter werden in diesen Markt eindringen, um an diesem Wachstum teilzuhaben. Der hohe Kapitaleinsatz, der in der Herstellung von Halbleitern notwendig ist, sowie die Notwendigkeit tiefgreifender Expertise bilden einen gewissen Schutzwall um das Unternehmen. Noch sind Wettbewerber wie AMD nicht in der Lage, Nvidia in diesem Marktsegment Konkurrenz zu machen – ihre Stärken liegen in anderen Bereichen der Halbleiterproduktion. Doch die anderen Hersteller von Halbleitern drängen in diesen Markt und werden bald soweit sein, Nvidia auch bei GPUs Konkurrenz zu machen. Wir erwarten, dass der Wettbewerb in der Halbleiterindustrie wie in anderen Branchen auch dazu führt, dass sich die außergewöhnlich hohen Gewinnmargen von Nvidia im Zeitablauf normalisieren. Bei aller KI-Euphorie bleibt die Halbleiterindustrie eine sehr zyklische Industrie…

Die hohen Wachstumschancen sind im derzeitigen Aktienkurs nach unserer Ansicht großzügig eingepreist. Beim Kauf von Aktien ist Disziplin erforderlich…

Drei Überzeugungen leiten uns
1. Künstliche Intelligenz und allgemeiner gesprochen Digitalisierung stellen vermutlich den bedeutendsten Langfristtrend dar, den kein Anleger ignorieren sollte. Wir stehen erst am Anfang von Innovationen, die unser Leben grundlegend verändern werden. Kaum ein Bereich unseres Alltags wird davon ausgespart bleiben. Von diesem Trend werden viele Unternehmen profitieren: die Technologieunternehmen im engeren Sinne, aber auch klassische Unternehmen, denen es gelingt, schneller und kreativer als ihre Konkurrenten die neuen Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) in ihr Geschäftsmodell einzubauen.

  1. 2. Die Umwälzungen, die Künstliche Intelligenz auslöst, sind so vielfältig und so breit, dass unserer Überzeugung nach auch in diesem Bereich ein diversifizierter Anlageansatz unerlässlich ist. Eine kluge Diversifizierung hat sich empirisch als wirkungsvoller Schutz vor Kursverlusten erwiesen. Dies ist für uns auch der Königsweg für Investments in die Gewinner der Künstlichen Intelligenz. Wir betrachten dabei die gesamte Wertschöpfungskette: von der Herstellung der Halbleiter, über die Maschinen, die Halbleiter herstellen, über die Serviceanbieter und Software-Entwickler, die Anbieter von Speicherkapazitäten, bis hin zu jenen Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in ihr Geschäftsmodell einbauen.
  2. 3. Bevor wir in attraktive Unternehmen investieren, analysieren wir sorgsam den Unternehmenswert. Dabei betrachten wir das Geschäftsmodell, die Geschäftsaussichten und die Qualität des Managements. Der Unternehmenswert wird maßgeblich von den freien Cash Flows bestimmt, die mit den Opportunitätskosten zu diskontieren sind. Der Wert eines Unternehmens kann in zwei Teile aufgespalten werden: Den Wert der existierenden Vermögensgegenstände sowie den Wert der zukünftigen Wachstumschancen eines Unternehmens…“

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments