„Künftige Kundenbonität gleicht Blick in Glaskugel“

„Die Umsetzung der WIKR konterkariert das Bestreben der Regierung, möglichst viele Bürger zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge anzuregen“, sagt Jörg Haffner, Geschäftsführer von Qualitypool, im Cash.-Interview.

"Es ist eine Herausforderung, bei der Prüfung der Bonität des Kunden seine zukünftigen Einnahmen insbesondere bei Renteneintritt vorherzusagen. Die Prognose wird sehr schnell vage."
„Es ist eine Herausforderung, bei der Prüfung der Bonität des Kunden seine zukünftigen Einnahmen insbesondere bei Renteneintritt vorherzusagen. Die Prognose wird sehr schnell vage.“

Cash.: Welche Auswirkungen auf den Vermittlermarkt erwarten Sie durch die Wohnimmobilienkreditrichtlinie (WIKR)?

Haffner: Es wird interessant sein zu sehen, wie viele Vermittler tatsächlich wegfallen und wie viele es sind, die sich nur auf eine Tippgeberfunktion beschränken. Wir haben viele Gespräche unter anderem mit dem Immobilienverband Deutschland geführt, dessen Mitglieder nebenher viel Finanzierungsgeschäft vermittelt haben, es aber nicht als ihr Kerngeschäft ansehen. Und wir haben gehört, dass es dort einen deutlichen Rückgang derjenigen gibt, die nicht mehr aktiv in der Vermittlung tätig sein werden. Ich glaube, es wird zu einer Bereinigung kommen, es wird aber kein Erdbeben im Markt geben. Nicht zuletzt deshalb, weil viele unserer Vermittler unter die Alte-Hasen-Regelung fallen. Für junge Leute wird es durch die Richtlinie natürlich ungleich schwieriger, im Markt Fuß zu fassen.

Man hört immer wieder, dass es für ältere Darlehensnehmer durch die WIKR schwieriger wird, an eine Finanzierung zu kommen. Können Sie das bestätigen?

Eine Analyse der Europace-Plattform, über die 18 Prozent der privaten Baufinanzierungen – und auch das Qualitypool-Geschäft – vermittelt werden, hat ergeben, dass das Baufinanzierungsvolumen unter den 18- bis 30-Jährigen sechs Monate nach Inkrafttreten der WIKR um 8,5 Prozent zugenommen hat, wenn man es den sechs Monaten vor der WIKR gegenüberstellt. Bei den 30- bis 40-Jährigen zieht es noch leicht um 0,4 Prozent an. Doch ab 40 dreht die Entwicklung. Bei den 40- bis 50-Jährigen betrug der Rückgang des Baufinanzierungsvolumens vier Prozent, bei den 50- bis 60-Jährigen 2,2 Prozent, Gravierend wird es ab 60 Jahren: Hier sank das Finanzierungsvolumen um 12,1 Prozent. Ältere Darlehensnehmer haben insofern Schwierigkeiten, eine Finanzierung zu finden, da bei der Bonitätsprüfung der Fokus auf der Rückzahlung innerhalb der statistischen Lebenserwartung liegt. Absolut gesehen ist jedoch der Anteil Älterer am Baufinanzierungsvolumen seit jeher relativ gering. Im Hinblick auf das Gesamtvolumen weisen die Europace-Zahlen keine signifikante Änderung auf.

Seite zwei: Niemand weiss, wie sich gesetzliche Rente oder Riester-Rente entwickelt

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