Inwieweit haben sich seit dem Beginn der Corona-Pandemie und auch durch den Ukraine-Krieg – soweit heute absehbar – die weltweiten Warenströme und damit auch die Logistik verändert?
Wreth: Die Corona-Pandemie hat die Logistikketten der Welt erheblich ins Stocken gebracht. Container stapeln sich in den Häfen, Containerfrachter müssen vor den Häfen auf freie Plätze zum Entladen warten. Containerfabriken standen still oder arbeiteten nur im Ein-Schichtbetrieb, statt wie üblich im Zwei- oder Drei-Schichtbetrieb. Weltweit gibt es nach wie vor Engpässe und Unterbrechungen bei den Lieferketten. Auch wenn wir beobachten, dass sich diese langsam auflösen, gehen wir davon aus, dass die Lieferketten noch längere Zeit beeinträchtigt sein werden. Weitere Verzögerungen sind möglich, wenn es zu noch mehr lockdownähnlichen Maßnahmen kommt. Wir alle kennen Beispiele aus der Presse, in denen ganze chinesische Städte wegen weniger Corona-Fälle dichtgemacht wurden. Soweit für uns absehbar ist, spielt der Ukraine-Krieg, dessen direkt Beteiligte weniger als 2,5 Prozent des Welthandels ausmachen, keine wesentliche Rolle für die weltweiten Warenströme. Die ineffizienteren Logistikketten und der Mangel an Containern führten und führen zu einer starken Leasingsnachfrage mit gestiegenen Preisen und längeren Mietlaufzeiten. Hiervon profitiert unser Markt und damit auch unsere Anleger. Wechselkoffer werden eher zentraleuropäisch, also in Deutschland, Österreich und in der Schweiz eingesetzt und dies hauptsächlich in der Kurier- und Paketbranche. Dieser Markt hat dank sprunghaften Anstiegs des E-Commerce, also des TV- und Onlineshoppings, von der Corona-Pandemie besonders profitiert.
Sind das temporäre Folgen oder entstehen daraus langfristige Trends?
Wreth: Derzeit fehlen nach unseren Schätzungen coronabedingt weltweit rund 1,5 bis zwei Millionen Container. Dies entspricht einer üblichen Jahresproduktion. Ohne weitere Lockdowns wird es voraussichtlich bis mindestens 2024 dauern, bis der Welthandel wieder ähnlich effizient arbeitet wie vor 2020. Wir glauben nicht, dass sich die Preise für gebrauchte und neue Container sowie die Mietraten zukünftig wieder auf die Niveaus vor 2020 bewegen werden. Trotzdem kalkuliert Solvium vorsichtig und geht davon aus, dass die Preise und Mietraten langfristig wieder auf alte Niveaus zurückkommen. Nur so können wir sicherstellen, dass auch in diesen Fällen nicht nur die Miet- und Zinszahlungen, sondern auch alle Rückzahlungen an die Anleger mit hoher Sicherheit erfolgen können.
Welche Folgen hätte eine zunehmende De-Globalisierung, also die Reduktion internationaler Lieferketten zugunsten heimischer Produktion, für Ihre Zielmärkte und das Geschäftsmodell?
Wreth: Nun, unser Geschäftsmodell ist es, weltweit Container und europaweit Wechselkoffer sowie Güterwagen möglichst attraktiv und langfristig zu vermieten. Dabei ist es uns wichtig, dass dieses Logistikequipment in den Zielmärkten flexibel eingesetzt werden kann, also keine Spezialanfertigungen oder Ähnliches nötig werden. Werden nun durch Veränderung von Warenströmen, und nichts anderes ist eine zunehmende De-Globalisierung, beispielsweise Container an anderen Orten benötigt, verändert dies unser Geschäftsmodell nicht. Reedereien und Logistikunternehmen mieten derzeit Container, Güterwagen und Co. in der Regel für fünf bis acht, teilweise auch über zehn Jahre von Solvium. Der Einsatzort und die jeweilige Einsatzdauer ist für Solvium insofern nicht relevant.
Wie reagieren Sie auf die Veränderungen? Planen Sie beispielsweise Anpassungen in der Gewichtung der Assets oder in der generellen Vertragsgestaltung?
Wreth: Unsere Investitionsschwerpunkte folgen der mittel- bis langfristigen Nachfrageentwicklung. Kurzfristige Trends interessieren uns in der Regel nicht. Ein Beispiel: 2012 lag der Schwerpunkt auf 20-Fuß-Standardcontainern, den damals häufigsten Containern auf der Welt. Im Laufe der Jahre verschob sich die Nachfrage Stück für Stück hin zu 40-Fuß-High-Cube-Standardcontainern. Dieser Entwicklung sind wir gefolgt und haben seit 2019 im Schwerpunkt entsprechende Container angeschafft und vermietet. Heute sind die 40-Fuß-High-Cube-Standardcontainer die weltweit häufigsten Container.
Solvium bietet sowohl einen AIF als auch Vermögensanlagen an. Soll das so bleiben und inwiefern unterscheiden sich die beiden Produktschienen hinsichtlich Kunden-Zielgruppe, Vertriebswegen und Platzierungserfolg?
Wreth: Ja, das soll so bleiben. Wir sprechen mit den verschiedenen Produktmöglichkeiten unterschiedliche Vermittler und Kunden an und erreichen somit eine breitere Marktdurchdringung und die Ansprache vieler tausend potenzieller Kunden. Seit 2011 sind wir im Bereich der Direktinvestments aktiv. 2015 wurde dieser Bereich durch den Gesetzgeber zu den Vermögensanlagen reguliert. In diesem Segment haben wir nicht nur langjährige Erfahrung, sondern auch viele tausend zufriedene Kunden und Vermittler. Seit 2021 haben wir uns dem Markt der Alternativen Investmentfonds (AIF) geöffnet. In Deutschland gibt es circa 7.000 aktive Finanzberater und Finanzberaterinnen, die sich auf diesen Bereich fokussieren. Diesen Markt wollen wir für uns weiter erschließen und ausbauen. Mit der Platzierung unseres ersten AIF Solvium Logistic Fund One sind wir zufrieden. Der Vertriebsstart für den Nachfolger ist bereits für das dritte Quartal 2022 in Planung.
Sie haben im Februar die erste überregionale Vermögensanlage nach Inkrafttreten des Anlegerschutzstärkungsesetzes auf den Markt gebracht. Was hat sich gegenüber dem vorherigen Angebot verändert?
Wreth: Unter anderem sieht das neue Gesetz das Verbot von Blindpools vor. Dies ist auch die größte Veränderung unseres aktuellen Angebotes Logistik Opportunitäten Nr. 4 im Vergleich zu den Vorgängerprodukten. Während das Management bisher relativ freie Hand bei den Investitionen hatte, gibt es nun noch klarere Vorschriften, in welche Gattungen mit welcher Gewichtung investiert werden darf. Dabei erhält der Anleger vor seiner Zeichnung bereits sehr genaue Beschreibungen über die einzelnen Gattungen. Dies sind neben den technischen Daten auch Informationen über das Alter, die Nutzungsart und den prozentualen Anteil am Gesamtportfolio. Dies setzt sich bei Logistik Opportunitäten Nr. 4 aus 40,5 Prozent 40-Fuß-High-Cube-Standardcontainern, 36 Prozent Wechselkoffern, zehn Prozent 20-Fuß-Standardcontainern und 13,5 Prozent Standard-Tankcontainern zusammen.
Im Januar haben Sie zusammen mit Marc Schumann und Christian Petersen – beide ebenfalls langjährige Geschäftsführer in der Gruppe – 49 Prozent der Aktien der Solvium Holding AG übernommen und sind auch in den Vorstand aufgerückt. Zudem ist ein weiterer Aktionär und Kapitalgeber bei Solvium eingestiegen. Was ist der Hintergrund und wie wird sich dadurch Ihre Strategie und/oder Ihr Produktangebot verändern?
Wreth: Alle Beteiligungen erfolgten im Rahmen der mittel- beziehungsweise langfristigen strategischen Planung für die Solvium Gruppe. Dr. Max Rössler ist eine Beteiligung an der Solvium Holding AG in Höhe von fünf Prozent eingegangen. Zudem hat er der AG finanzielle Möglichkeiten für weitere strategische Zukäufe und für Unternehmensbeteiligungen eingeräumt. Seit 2013 gehört zur Unternehmensgruppe die Noble Container Leasing Limited unter anderem mit den Standorten Singapur und Hongkong. Seit 2020 gehört der größte Vermietmanager für Wechselkoffer, die Axis Intermodal Deutschland GmbH, ebenfalls zur Solvium Gruppe. Unter anderem diese Zukäufe waren mitentscheidend für den Erfolg Solviums in den letzten Jahren. Diese Expansionsstrategie wollen wir gerne fortsetzen. Mit Christian Petersen (40), Marc Schumann (46) und mir, Andre Wreth (46), als Mitaktionäre und Vorstände wird die Unternehmensleitung der AG verjüngt und damit gleichzeitig stabiler und zukunftsfähiger beziehungsweise langfristig aufgestellt. Weiterhin Mehrheitsaktionär bleibt der Vorstandsvorsitzende Olaf Will.
Hinweis: Der Erwerb dieser Vermögensanlage ist mit erheblichen Risiken verbunden und kann zum vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen. Der in Aussicht gestellte Ertrag ist nicht gewährleistet und kann auch niedriger ausfallen. Prognosen sind kein zuverlässiger Indikator für künftige Entwicklungen. Dieses Cash. EXKLUSIV stellt keine Anlageberatung dar und enthält kein Angebot und keine Aufforderung zur Investition in die Vermögensanlage beziehungsweise den Fonds. Basis für eine etwaige Investition sind jeweils ausschließlich die vollständigen Emissionsunterlagen, verfügbar unter www.solvium-capital.de.