Lagardes EZB-Schwerpunkte: Niedrigzinsen, Klima, Digitales

Ab November soll die bisherige IWF-Chefin Lagarde die Europäische Zentralbank führen. Bei ihrer Anhörung im EU-Parlament zeigt sie sich offen für eine Fortführung der lockeren Geldpolitik. Unterschiede zu ihrem Amtsvorgänger Mario Draghi werden dennoch deutlich. Ein Kommentar von Alkimos Sartoros, dpa.

Die designierte Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, will die Auswirkungen der Niedrigzinsen in Europa nicht aus den Augen verlieren. «Wir müssen die negativen Folgen und Nebeneffekte im Blick behalten», mahnte die 63-Jährige im Europaparlament in Brüssel.

Lockere Geldpolitik ist nötig

Die Sorgen der Leute müssten beachtet werden. Gleichzeitig machte sie klar, dass sie eine sehr lockere Geldpolitik für absehbare Zeit für nötig hält, da die Eurozone wirtschaftlichen Risiken ausgesetzt sei, während die Inflation niedrig sei. Die Entscheidungen der Notenbank will sie künftig aber besser erklären. Und auch der Kampf gegen den Klimawandel soll eine größere Rolle spielen.

Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten die bisherige Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Juli als Nachfolgerin von Mario Draghi an der Spitze der EZB nominiert. Der offizielle Beschluss soll im Oktober fallen – nach Konsultationen mit dem Europaparlament.

Die Zentralbank mit Sitz in Frankfurt entscheidet über die Geldpolitik für die Eurozone und bestimmt unter anderem den Leitzinssatz, der auch für Sparer und Kreditnehmer wichtig ist. Hauptziel der EZB ist Preisstabilität.

„Will, dass die Menschen unsere Entscheidungen verstehen“

«Ich will, dass die Menschen in der Eurozone unsere Entscheidungen verstehen», sagte Lagarde bei der Anhörung weiter. Markt- und Finanzakteure würden die Schritte ohnehin im Detail verfolgen, es komme aber darauf an, etwaige kurzfristige Nachteile und langfristige Vorteile von Entscheidungen zu kommunizieren. «Darauf werde ich viel Zeit und Energie verwenden.»

Die Währungshüter hielten den Leitzins in den vergangenen Jahren auf dem Rekordtief von null Prozent. Banken erhalten damit frisches Geld bei der Notenbank zum Nulltarif. Sparguthaben werfen aber praktisch keine Zinsen ab. Auch an den 0,4 Prozent Strafzinsen, die Kreditinstitute zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken, hielt die Notenbank fest.

Dies soll Geschäftsbanken davon abhalten, Geld zur Notenbank zu tragen. Die Währungshüter wollen die Institute stattdessen dazu bringen, mehr Kredite an Unternehmen und Privatpersonen zu vergeben. Dies soll die Wirtschaft ankurbeln und zugleich die Inflation anheizen. Die Branche kostet es Milliarden.

 

Seite 2: Über Libra, Facebook und Digitalisierung

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