Der Asset- und Investmentmanager Dr. Peters Group hat drei Businesshotels der Drei- bis Vier-Sterne-Kategorie in Karlsruhe, Ludwigshafen und Bochum für das Portfolio eines neuen risikogemischten Publikums-AIF gekauft. Aktuell wird auch die Hotelbranche von der Corona-Krise und den zu ihrer Eindämmung verabschiedeten politischen Maßnahmen getroffen. Stefan Lammerding, Geschäftsführer der Dr. Peters Group, über die wirtschaftlichen Auswirkungen auf die Hotelbranche und den geplanten AIF.
Wie sieht angesichts von Corona die aktuelle Entwicklung auf dem deutschen Hotelmarkt aus?
Lammerding: Bedingt durch die zunehmende Ausbreitung des Virus ging die Belegung der Hotels in Deutschland bereits seit Anfang März im Vergleich zum Vorjahr um rund 36 Prozent zurück. Auch der Übernachtungsumsatz schrumpfte – deutschlandweit um etwa 42 Prozent. Ab Mitte März hat sich diese Entwicklung noch einmal drastisch verschärft. Die Buchungszahlen vieler Hotels sind seitdem um bis zu 90 Prozent gefallen. Der staatlich verordnete Shutdown der gesamten Hoteltouristik trifft die Branche nun zusätzlich schwer.
Welche konkreten wirtschaftlichen Auswirkungen wird die Corona-Krise auf den Hotelmarkt haben?
Lammerding: Das hängt maßgeblich vom weiteren Verlauf der Krise und deren Dauer ab. Aufgrund der auch weiterhin dynamischen Entwicklung der Pandemie ist derzeit niemand im Stande, eine belastbare Prognose abzugeben. Jeder Versuch wäre unseriös. Eins wissen wir aber schon jetzt genau. Die Hotelbranche wird deutliche Einbußen durch die Corona-Krise hinnehmen müssen und ohne staatliche Hilfe wird es vielerorts nicht gehen. Ansonsten drohen Insolvenzen und Schließungen. Das kann unseres Erachtens niemand wollen.
Was macht die Politik, um den Hoteliers und Betreibergesellschaften zu helfen?
Lammerding: In einer konzertierten Aktion haben das Bundesfinanzministerium und das Bundeswirtschaftsministerium einen Schutzschirm aufgespannt, der auf vier Säulen ruht. Dazu gehören Liquiditätshilfen und die bereits bewährten Reglungen zum Kurzarbeitergeld.
Wie bewerten Sie dieses Paket?
Lammerding: Es ist auf jeden Fall positiv, dass die Politik so schnell auf die derzeitige Krise reagiert und offenbar an vielen Stellen auch bereits ganz unbürokratisch geholfen wird. Zudem sollten wir eins nie aus den Augen verlieren: Der Hotelmarkt ist krisenerprobt und hat sich bislang von jedweden Rückschlägen immer rasch und robust erholt hat. Das zeigen historische Beispiele wie die Asienkreise im Jahr 1997, der Anschlag auf das World Trade Center im Jahr 2001 und nicht zuletzt die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise, die die Branche vor allem 2008 hart getroffen hat. Ob es auch jetzt wieder gelingt, die Krise erfolgreich zu überwinden und ob der Schutzschirm wirklich hält, werden wir erst in einigen Wochen beurteilen können. Aber es stimmt uns zuversichtlich, dass externe Schocks die Hotelbranche zumindest bislang dauerhaft nicht beeinträchtigen konnten.
Sind auch die Hotelfonds der Dr. Peters Group von der Corona-Krise betroffen?
Lammerding: Unsere Hotelfonds sind solide kalkuliert. Das heißt, wir prüfen bereits vor der Strukturierung des Fonds im Rahmen einer umfassenden Risikobetrachtung sehr genau, welche potenziellen Marktrisiken eintreten könnten und wie die Konzeption des Fonds ausgestaltet sein muss, um diese möglichst optimal abzufedern. In diese Risikobetrachtung werden selbstverständlich auch Schwankungen in der Auslastung einbezogen, die in erster Linie die Wirtschaftlichkeit des Pächters betreffen. Als Schutz fordern wir grundsätzlich Patronatserklärungen und Bürgschaften ein. Zudem achten wir bei der Pächterauswahl neben Erfahrung und Eignung vor allem auf die Bonität. Trotz dieser seit Jahrzehnten bewährten Sicherungsmechanismen lassen sich Auswirkungen auf Hotelinvestments nicht mehr gänzlich ausschließen. In erster Linie fühlen wir uns aber gemeinsam mit den Pächtern den Banken und den Anlegern verpflichtet, einen tragfähigen Weg aus dieser Krise zu finden, um nachhaltig stabile Verhältnisse zu sichern. Daran arbeiten wir.
Die Dr. Peters Group hat angekündigt, im ersten Quartal dieses Jahres einen risikogemischten Hotelfonds aufzulegen. Wird dieses Produkt trotz Krise lanciert?
Lammerding: Wir halten es in der derzeitigen Situation für geboten, erst einmal abzuwarten und die Lage weiter zu beobachten. So haben wir uns nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen, den Start unseres ersten risikogemischten Hotelfonds vorerst zu verschieben. Uns ist wichtig, dass alle Anleger ihre Investitionsentscheidungen möglichst außerhalb unklarer Krisenlagen und im Lichte klarer Prognosen treffen können. Dazu müssen wir in der jetzigen Phase vor allem Zeit gewinnen, um wieder klarer zu sehen.
Beendet die Dr. Peters Group angesichts der aktuellen Auswirkungen auf die Branche ihr Engagement im Hotelbereich?
Lammerding: Fest steht, dass wir bis vor wenigen Wochen ein nahezu perfektes Marktumfeld für Hotelinvestments hatten. Und auch weiterhin spricht vieles dafür, dass der Hotelmarkt über die aktuelle Virus-Krise hinaus attraktive Renditechancen bietet. Die Übernachtungszahlen steigen seit mehr als zwei Dekaden und sind allein seit 2009 um 34 Prozent nach oben gegangen. Mit 497 Millionen Übernachtungen wurde im vergangenen Jahr ein neuer Rekordwert aufgestellt und nur ganz knapp die magische 500-Millionen-Marke verfehlt. Wir sprechen hier also über einen sehr wachstumsstarken Markt, der bereits etliche Krisen überwunden hat und von dem gerade langfristig orientierten Anleger in den vergangenen Jahren enorm profitiert haben.
Was bedeutet das konkret?
Lammerding: Die Dr. Peters Group ist seit 40 Jahren im Hotelbereich engagiert. Während dieser Zeit haben wir 22 Hotels finanziert und davon 17 verkauft. Die Anleger dieser Fonds haben ihr Kapital im Durchschnitt mehr als verdoppelt. Einzelne Hotels haben sogar kumulierte Auszahlungen von deutlich über 300 Prozent erwirtschaftet. Entsprechend groß ist das Interesse an Hotelinvestments. Aktuell scheuen sich aber viele Anleger in diese Nutzungsklasse zu investieren, weil sie durch die derzeitigen Auswirkungen auf die Branche unsicher geworden sind.
Was sagen Sie diesen Anlegern?
Lammerding: Dass wir gute Chancen für eine Erholung sehen. Vor allem der Inlandstourismus könnte im zweiten Halbjahr eine stabilisierende Rolle spielen. Immer vorausgesetzt, dass sich das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben bis dahin wieder normalisiert. Ein zusätzlicher stabilisierender Faktor dürfte das auch weiterhin historisch niedrige Zinsumfeld darstellen, das nach Einschätzung vieler Experten für einen noch stärkeren Run auf stabile Sachwertanlagen führen wird – vor allem auf Immobilien.
Insgesamt zieht der Markt der Beteiligungsmodelle für Anleger gerade wieder an, oder?
Lammerding: Ja, das Anlagevehikel gewinnt deutlich an Akzeptanz und Vertrauen. Und das wundert uns auch nicht, denn es gibt einfach keine gute Asset-Allokation ohne Sachwerte und gerade in Krisenzeiten bieten sie mit ihrem langfristigen Anlagehorizont eine größere Stabilität als andere Alternativen zur klassischen Geldanlage.
Stefan Lammerding ist Geschäftsführer der Dr. Peters Asset Finance GmbH & Co. KG, der Kapitalverwaltungsgesellschaft der Dr. Peters Group. Die Unternehmensgruppe mit Hauptsitz in Dortmund und Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf und London konzipiert, platziert und verwaltet geschlossene Beteiligungsmodelle in den Assetklassen Flugzeuge und Immobilien. Sie beschäftigt rund 180 Mitarbeiter und hat bislang 145 Fonds aufgelegt – mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von über 7,4 Milliarden Euro.
Foto: Dr. Peters Group