Nach der Privatisierung der HSH Nordbank spielt die größte norddeutsche Landesbank NordLB Szenarien für ihre Zukunft durch. Es gebe verschiedene Modelle, teilte das niedersächsische Finanzministerium am Freitag in Hannover auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Eine Privatisierung werde nicht ausgeschlossen, konkrete Pläne gebe es aber nicht. „Es ist noch nichts entschieden“, sagte eine Sprecherin.
Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete unter Berufung auf Finanzkreise, die NordLB könne möglicherweise ebenfalls an private Investoren verkauft werden.
Laut „Spiegel“ soll der von der EU-Kommission erzwungene und erfolgreiche Verkauf der HSH Nordbank an die US-Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers einen Sinneswandel in Hannover ausgelöst haben. Die NordLB und die HSH, die zuvor Hamburg und Schleswig-Holstein gehörte, litten unter faulen Schiffskrediten in Milliardenhöhe.
Noch keine Festlegungen
Zwar sei die NordLB 2017 in die Gewinnzone zurückgekehrt und ihre Eigenkapitalquote von rund zwölf Prozent reiche aus. Aber sie brauche frisches Kapital, um Kreditausfälle stemmen und langfristig wettbewerbsfähig bleiben zu können.
Die NordLB teilte mit, sie sei in Gesprächen mit ihren Eigentümern, wie die Kapitaldecken gestärkt werden könnten: „Hierzu werden verschiedenste Optionen geprüft, es gibt derzeit aber keine Festlegungen und keine Entscheidungen.“ Zu Spekulationen werde die Landesbank sich nicht äußern.
Haupteigentümer der NordLB ist das Land Niedersachsen – neben Sachsen-Anhalt, dem Sparkassenverband Niedersachsen, dem Sparkassenbeteiligungsverband Sachsen-Anhalt und dem Sparkassenbeteiligungszweckverband Mecklenburg-Vorpommern.
Verlust durch Restrukturierung
Nach Milliardenverlusten 2016 hatte sich die NordLB im Geschäftsjahr 2017 erholt – in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres erzielte die Landesbank einen Gewinn von 228 Millionen Euro.
Im gesamten Jahr 2016 hatten Rückstellungen für faule Schiffskredite noch einen Rekordverlust von knapp zwei Milliarden Euro verursacht.
Im dritten Quartal 2017 verbuchte die NordLB indes einen Verlust von 43 Millionen Euro. Dieser hängt mit Restrukturierungskosten für die Ende August 2017 abgeschlossene Übernahme der Bremer Landesbank zusammen.
Nächster Stresstest im Herbst
Niedersachsens Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) hatte noch im Dezember betont, die Landesbank sei wirtschaftlich stabil und habe weder Refinanzierungs- noch Liquiditätsprobleme.
„Die Frage ist, ob sich durch verschärfte Bestimmungen der Aufsichtsbehörde weitere Anforderungen ans harte Kernkapital ergeben und man da unter Druck kommt“, sagte er damals. „Die NordLB ist nicht üppig mit Eigenkapital ausgestattet, das wissen wir.“
Dem „Spiegel“ zufolge reichen Überlegungen der NordLB von einer Veräußerung einzelner Sparten bis zum Komplettverkauf. Investoren wie Cerberus werde Interesse nachgesagt. Im Herbst stehe der nächste Stresstest an, dann prüfe die europäische Bankenaufsicht, wie krisenfest die Institute sind. (dpa-AFX)
Foto: Shutterstock
Mehr Beiträge zum Thema Banken: