„Die Krankenkassen wollen zum Teil diese jungen Leute aussteuern“, sagte Lauterbach am Freitag in Berlin. „Sie gehen dann quasi aus dem Rechtskreis des Beschäftigten, der Krankenkassenleistungen bekommt, in die Rentenversicherung hinüber. Das ist natürlich nicht richtig.“ Die Krankenkassen wiesen den Vorwurf zurück.
Die Betroffenen sollten dann eine Reha unter dem Dach der Rentenversicherung machen, und wenn die Betroffenen nicht ausreichend Fortschritte machen würden, dann rücke eine Erwerbsminderungsrente näher, sagte Lauterbach. „Natürlich muss eine Erwerbsminderungsrente bei denjenigen, wo es nicht anders geht, möglich sein. Aber an dem Punkt sind ja viele auch nicht.“ Künftig solle der „Automatismus“ gebrochen werden, über die Reha in die Erwerbsminderungsrente zu rutschen. Bei jüngeren Menschen „ist das nicht der richtige Weg“, so der Minister. Zwischen 10 und 15 Prozent der Corona-Kranken bekämen Long Covid, so Lauterbach unter Berufung auf Studien weiter. Künftig solle die Versorgung der Betroffenen besser erforscht werden.
Der Verband der gesetzlichen Krankenversicherung wies zurück, dass Krankenkassen Patientinnen und Patienten mit Long Covid aussteuern wollten. Den Eindruck zu erwecken, ihnen solle keine bestmögliche Behandlung zugänglich gemacht werden, sei unverantwortlich, sagte Verbandssprecher Florian Lanz.
Die Publizistin Margarete Stokowski, die selbst unter Long Covid leidet, sagte: „Die Versorgungslage bei Long Covid ist weiterhin sehr schlecht.“ Sie berichtete: „Ich habe jetzt seit Anfang des Jahres die Krankheit, und mein erster Termin in der Long-Covid-Sprechstunde in der Charité hier in Berlin ist in der zweiten Novemberhälfte – und das war der frühestmögliche Termin.“ Zudem wolle ihre Krankenkasse sie zwingen, eine Reha zu beantragen. Für ihr persönliches Krankheitsbild komme aber gar keine Reha infrage. Sie habe auf eigene Kosten verschiedene Therapieansätze probiert. (dpa-AFX)