Die Lebensversicherer in Deutschland sehen weiterhin gute Chancen für ihr Geschäftsmodell, insbesondere für den Verkauf von Versicherungsprodukten mit Garantien. Das ergab die Studie „Lebensversicherung 2.0 – Perspektiven und Herausforderungen“.
23 Versicherer haben sich vom Lebensrückversicherer RGA, dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte sowie dem Institut für Versicherungswissenschaften (IfVW) befragen lassen. Die Studie wurde gestern Abend in Köln vorgestellt. Das Fazit der Macher: Die Assekuranz fordert die Politik verstärkt dazu auf, die Rahmenbedingungen für die Versicherungswirtschaft zu verbessern.
Als entscheidende Faktoren für ihre Zukunft betrachten die Befragten mit großem Abstand die Volatilität der Kapitalmärkte, das Niedrigzinsniveau sowie die Ausgestaltung von Solvency II (siehe Grafik). Mehr als zwei Drittel der Versicherer halten darüber hinaus die Vertriebseffizienz, Prozesseffizienz und Transparenzmaßnahmen für wichtige Kriterien.
93 Prozent (2010: 68 Prozent) der Teilnehmer sehen im Zusammenspiel von Solvency II und dem Niedrigzinsniveau den Grund für ein eingeschränktes Angebot an attraktiven Altersversorgungsprodukten in Deutschland. „Die Gesellschaften erwarten vom Gesetzgeber, dass er im Detail stabile und faire Bedingungen für Lebensversicherer schafft“, sagte Bharat Bhayani, Partner der Actuarial & Insurance Services bei Deloitte. So bemängelten die Anbieter beispielsweise die unterschiedliche Behandlung der Lebensversicherer, insbesondere gegenüber Fondsanbietern, rückwirkende Gerichtsurteile oder auch die hohe Veränderungsdynamik in der Gesetzgebung. „Überregulierung, Bürokratie und das Festlegen von Rahmenbedingungen, etwa Beteiligung an Bewertungsreserven, erschweren aus Branchensicht das Handeln der Lebensversicherer“, so Bhayani.
Langfristige Garantien brauchen einen sicheren Rechtsrahmen
Langfristig finanzierbare Garantien werden auf Dauer den hohen Kapitalanforderungen unter Solvency II nicht standhalten, heißt es weiter. 92 Prozent der Befragten (2010: 83 Prozent) sehen Verbesserungsbedarf sowohl bei den politischen als auch bei den rechtlichen Rahmenbedingungen für langfristig finanzierbare Garantien.
Der aktuelle Rechtsrahmen müsse stetig in eine feste Richtung weiterentwickelt werden, ansonsten stünde das Verbrauchervertrauen in die Lebensversicherung auf dem Spiel, so der Tenor. „Im heutigen politischen und medialen Umfeld, aber auch angesichts des anhaltenden Niedrigzinsniveaus ist der Verbraucher stark verunsichert“, sagte Michael Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) im Rahmen der anschließenden Diskussion. „Für Versicherungsberater ist es schwierig, noch zum Kunden durchzudringen, wenn sich die Grundbedingungen immer wieder verändern“, so Heinz.
Quelle: RGA, Deloitte, IfVW
Seite zwei: Solvency II verändert Produktdesign der Lebensversicherer