Darüber hinaus werden wir mehr Diversifikation in Bezug auf Assetklassen und Emittenten sehen. Damit kommt unweigerlich die Frage der Neuausrichtung der Prozesse innerhalb der Versicherer auf. Habe ich die notwendigen Kompetenzen intern verfügbar? Welche IT-Systeme und Tools benötige ich? Kann ich mir das selbst leisten oder arbeite ich mit einem spezialisierten kompetenzstarken Partner zusammen. Das sind unweigerlich wichtige unternehmensstrategische Entscheidungen.
Ein entscheidender Treiber für Veränderung werden die zunehmenden Anforderungen der Aufsicht sein.
Wie bewerten Sie die derzeitig am Markt diskutierten Anlagestrategien: Sollten die Gesellschaften mutiger vorgehen, wie es einige Experten fordern?
Wenn „Mut“ in unserem Geschäft gleichgesetzt wird mit „mehr Risiko“, dann muss man vor pauschalen Antworten warnen. Mut ohne unternehmerische Weisheit wird ins Verderben führen. Gleichzeitig muss klar sein, dass sich die Kapitalanlagephilosophie ändern muss.
Inwiefern?
Wichtig ist aus unserer Sicht, das Own Risk and Solvency Assessment (ORSA) von Solvency II intensiv zu leben und nicht nur als Pflicht gegenüber der Aufsicht abzuhaken. Risiken des Versicherungsunternehmens müssen genau identifiziert und nach den neuen Bewertungsmethoden von Solvency II abgeschätzt werden. Bis das in die DNA der Versicherungen übergegangen ist, wird es ein weiter Weg sein. Wieviel Risiko ich mir in der Kapitalanlage leisten kann, wird durch diesen Prozess bestimmt. Dann gilt es im Vorstand aktiv zu entscheiden, wie dieses Risikobudget gewinnbringend eingesetzt wird.
Interview: Lorenz Klein
Foto: NN Investment Partners