Die Kapitalanlage der Versicherer sei zu stark auf zinstragende Papiere ausgerichtet, kritisierte der Autor des Buches „Die Zinsfalle“. Das System sei „falsch aufgestellt“, so Sauren, weil es in der Systematik der Lebensversicherer nicht vorgesehen sei, dass die Zinsen an den Kapitalmärkten „so weit runtergehen“.
Alles wartet auf die Zinswende
Er glaubt nicht, dass die von der Assekuranz sehnlichst erwartete Zinswende ausreichen wird, um die Probleme der Branche zu lösen. Dazu genüge ein Blick auf die Entwicklung der Swap-Sätze der Rendite deutscher Staatsanleihen, erklärte Sauren. Demzufolge erwarte der Markt, dass das Zinsniveau in fünf Jahren nur „50 bis 75 Basispunkte“ höher ausfalle als heute. Es sei „still und ruhig“ geworden als er diese Zahlen jüngst gegenüber Versicherungsmanagern präsentierte, fügte der Finanzmarktexperte noch hinzu.
„Die Zinsen müssen steigen, sonst wird die Situation kritisch“, betonte Marktbeobachter Zielke. Zugleich forderte er den Gesetzgeber dazu auf, den Mechanismus der Zinszusatzreserve (ZZR) zu reformieren. Hier sei eine Änderung „dringend geboten“, da die Reservebildung den Nachteil habe, Produkte für Neukunden unattraktiver zu machen. Damit die Gesellschaften die milliardenschweren Aufwendungen stemmen können, müssten sie künftig weitere Kürzungen an der Überschussbeteiligung vornehmen, erwartet Zielke.
Kürzung der Garantien wäre der nächste Schritt im Worst-Case-Szenario
Sollte die Niedrigzinsphase weiter anhalten, einigte sich die Expertenrunde auf das Szenario, dass erste Gesellschaften eine Aussetzung der Mindestzuführung, also eine Kürzung der Garantien, bei der Finanzaufsicht Bafin beantragen werden. Die Bafin werde diese Gesellschaften dann – wie sie selbst bereits angekündigt hatte – in aufsichtsrechtliche „Manndeckung“ nehmen.
Den unmittelbaren Konkurs einer Gesellschaft halten die Teilnehmer hingegen für ein sehr unwahrscheinliches Szenario. Gleichwohl warnte Sauren die anwesende Maklerschaft vor der Annahme, dass die etablierten Anbieter „schon irgendwie durchkommen“ – dies sei gefährlich, da auch diese Unternehmen Probleme kriegen könnten. (lk)
Foto: Lorenz Klein