Nach Zahlen der St.-Gallen- Studie wollen schon heute über ein Viertel der deutschsprachigen Versicherer ihre Run-off -Bestände aktiv verringern, um Eigenkapital freizusetzen und sich besser auf ihr Kerngeschäft konzentrieren zu können. Bei den Schweizer Versicherern planen dies sogar ein Drittel.
Versicherungen, die sich für eine abschließende Lösung für ihre Run-off – Portfolios interessieren, können dabei nicht nur die Abwicklung von Schäden und Risiken in externe Hände legen. Seit 2009 gibt es mit der Darag erstmals einen Versicherer und Rückversicherer, der Legacy-Portfolios von kontinentaleuropäischen Versicherungen im Nicht-Leben- Segment vollständig in die eigenen Bücher übernimmt.
Mit der im August 2013 bekannt gewordenen Neuausrichtung der Heidelberger Leben durch die Hannover Rück und Cinven soll jetzt auch im Lebensversicherungsmarkt ein Aufkäufer von Altbeständen an den Start gehen.
Eigenkapital freisetzen, Freiräume schaffen
Run-off -Spezialisten übernehmen Portfolios einschließlich aller Risiken. Neben der Bestandsübertragung der Verträge können Run-off -Portfolios auch durch eine retrospektive Rückversicherung oder durch die Übertragung ganzer Gesellschaften bilanziell neutralisiert werden.
Dabei kann die abgebende Versicherung neben dem Risiko auch die Abwicklung von Schadenfällen vollständig abgeben, muss dies aber nicht tun. Der Gesetzgeber lässt bewusst nur eine Übertragung von Beständen zwischen voll lizensierten Versicherungsunternehmen zu.
Externalisierung unterliegt engmaschiger Kontrolle
Damit unterliegt die Externalisierung von Legacy-Beständen einer engmaschigen Kontrolle durch die involvierten Aufsichtsbehörden. Juristisch betrachtet ersetzt die Genehmigung der Aufsichtsbehörde die Zustimmung der einzelnen Versicherungsnehmer und stellt sicher, dass der Bestand von einem geeigneten, solventen Versicherer fortgeführt wird.
Wesentlich neben der aufsichtsrechtlichen Komponente ist, dass im Selbstverständnis des Legacy-Versicherers die Weiterführung des Leistungsversprechens des ursprünglichen Versicherers fest verankert ist.
Die sachgerechte Schadenbearbeitung und faire Schadenregulierung muss unter allen Umständen gewährleistet sein. Durchgesetzt hat sich die Vereinbarung von Schadenregulierungsrichtlinien zwischen abgebendem und aufnehmendem Spezial-Versicherer. Das Interesse der Versicherer ist auf jeden Fall groß. Seit 2009 hat allein die Darag zwölf Run-off -Transaktionen in acht Ländern mit einem Volumen von mehr als 200 Millionen Euro durchgeführt.
Autor Arndt Gossmann ist Sprecher des Vorstands der Darag Deutsche Versicherungs- und Rückversicherungs-AG.
Foto: Darag