Noch im Januar 2022 befragte das Fachportal Tagesgeldvergleich.net zahlreiche Banken und Verbände hinsichtlich einer Prognose für eine anstehende Zinswende. Die vor wenigen Wochen (ziemlich) einhellige Meinung lautete: Frühestens 2023 – Ausreißer wie die Prognosen der Targobank (Dezember 2022) und der Postbank (ab 2024) außen vorgelassen. „Nach unserer Einschätzung hat die Entwicklung diese Aussagen aber bereits eingeholt und teilweise überholt. Wir erwarten einen ersten, wenngleich kleinen Schritt zum Ende des 3. bzw. zu Anfang des 4. Quartals 2022“, so Daniel Franke, Finanzexperte von Tagesgeldvergleich.net.
EZB: Aussitzen und abwarten reicht nicht mehr
Entsprechende Zinsschritte ohne viel Vorlauf entsprächen sicher nicht der Idealvorstellung der Europäischen Zentralbank (EZB), die wohl einen langsamen Abbau der laufenden Maßnahmen begrüßt hätte. ‚Aussitzen und weniger Anleihen kaufen‘ alleine reiche aber inzwischen nicht mehr aus.
„Die EZB kann nicht leugnen, dass die Verwerfungen der Pandemie stärker als erwartet waren und einige gekommen sind, um zu bleiben“, erklärt Franke mit Verweis auf die Inflationsrate in Europa.
Lange Fahrt aus dem Nullzins-Tunnel
Entwarnung für Sparer kann der Finanzexperte indes nicht geben. Für jene sei eine Zinswende bestenfalls langfristig interessant. Mittelfristig blieben die Niedrig- und Minuszinsen erhalten.
Ein erster Zinsschritt beim Leitzins dürfte bei 0,10 Prozentpunkten liegen. Der negative Zinssatz für Einlagen bei der EZB brauche mindestens zwei Schritte bis zur Nulllinie. „Lediglich der Abwärtstrend der Sparzinsen verlangsamt sich im Augenblick. Die Fahrt aus dem Tunnel hinaus dauert wohl ebenso lange wie in den Tunnel hinein“, schließt Franke.
Eine Übersicht über die Frühjahrsprognosen von Banken und Verbänden inklusive diverser Hintergründe findet sich unter https://www.tagesgeldvergleich.net/veroeffentlichungen/wann-kommt-die-zinswende.html
