Leslie Malton: „Durch meine Rollen bin ich vorsichtiger geworden“

Foto: Joachim Gern/Aufbau Verlag
Leslie Malton

Cash. sprach mit der Schauspielerin Leslie Malton über ihre Erfahrungen und Strategien bei der Kapitalanlage.

Frau Malton, Ihre erste größere Geldanlage – erinnern Sie sich?

Malton: Ich habe sehr früh angefangen, Geld zu verdienen – nicht als Schauspielerin, sondern mit Babysitting. Schon mit neun Jahren habe ich auf andere Kinder aufgepasst. Das war sozusagen mein Taschengeld, von dem ich auch meine Schulbücher selbst kaufen musste. Mit dem Babysitting habe ich für meine Verhältnisse ganz gut verdient. Einen Teil des Geldes habe ich auf ein Konto eingezahlt, das mein Vater für mich angelegt hatte – das war eine US-amerikanische Anleihe mit einem Startkapital von ungefähr 100 Dollar. Als ich Ende zwanzig war, ist die Anleihe fällig geworden und ich konnte mir das Geld auszahlen lassen.

Wie und worin investieren Sie heute?

Malton: Schon zu Beginn meiner Karriere hatte ich eine Faustregel: Von jeden 7.000 DM, die ich brutto verdiente, habe ich 1.000 DM netto auf die Seite gelegt. Ich habe mich von einer Bank beraten lassen und habe die 1.000 DM dann zum Beispiel in Wertpapiere investiert. Das war eine Entscheidung, die ich selbst getroffen hatte, denn als Freiberuflerin weiß man ja nicht, wann der nächste Job kommt. So habe ich mir einen Grundstock aufgebaut. Eigentlich mache ich es heute immer noch so: Ich habe neben meinem Girokonto noch ein zweites Bankkonto mit einem gewissen Limit. Das Geld, das dieses Limit überschreitet, gestatte ich mir zu investieren.

Sie sind also eher sicherheitsorientiert?

Malton: Ich bin keine Risikoinvestorin, denn ich bin ein paarmal „auf die Schnauze gefallen“, wie man auf gut Deutsch sagt. Es gab zum Beispiel kurz nach dem Mauerfall die Möglichkeit, in einen Fonds einzuzahlen, der Menschen unterstützen wollte, die sich keinen Anwalt leisten können. Es klang sehr gut, ist aber leider nichts geworden. Ich habe alles verloren, was ich investiert habe. Ich konnte es verkraften, aber es hat wehgetan – auch aus idealistischen Gründen, denn ich fand die Idee toll, nicht nur für sich selbst zu investieren, sondern damit auch anderen Menschen zu helfen.

Sie haben im Laufe Ihrer Karriere häufiger Bankerinnen und Börsenmaklerinnen gespielt, zum Beispiel in „Der große Bellheim“. Haben diese Rollen Ihren Blick auf das Thema Geldanlage beeinflusst?

Malton: Ja, ich bin vorsichtiger geworden. Die Vorbereitungen für „Der große Bellheim“ waren sehr spannend, wir waren dafür auch an der Frankfurter Börse. Wir wurden von einem sehr netten Herrn herumgeführt, der dort in den oberen Etagen tätig war. Plötzlich passierte irgendetwas mit dem Dax, der Mann wurde ein bisschen blass, hat sich entschuldigt und ist weggegangen. Nach zehn Minuten kam er wieder und sagte, dass es eine Zeitungsente gegeben habe, und nun hätten weltweit einige Menschen ein paar Millionen verdient und andere ein paar Millionen verloren – nur aufgrund dieser Zeitungsente. Da habe ich mir gedacht: Da lasse ich lieber die Finger davon. (lacht)

Sie sind Vorsitzende des Bundesverbandes Schauspiel (BFFS) und haben im letzten Jahr gefordert, dass Geldanlage und Altersvorsorge ein Fach auf den Schauspielschulen sein müsste. Warum? Was beobachten Sie bei Ihren Kolleginnen und Kollegen?

Malton: Wenn man als junger Mensch auf der Schauspielschule ist, denkt man an ganz vieles, aber nicht an die Rente. Man ist dynamisch, leidenschaftlich, will raus auf die Bühne und spielen. Man ist Künstler und denkt nicht an so etwas Prosaisches wie die Rente. Aber man muss auch gar nicht bis zur Rente denken, es reicht sich zu fragen: Was mache ich, wenn ich nicht mehr auf der Schauspielschule bin? Muss ich als Kellner oder Taxifahrer arbeiten, bis ich einen Job als Schauspieler gefunden habe? Deshalb wäre es sinnvoll, wenn die Schauspielschulen für jeden Abschlussjahrgang einen Kurs anbieten würden, der ein- bis zweimal stattfinden könnte, so dass die Themen Geldanlage, Pensionskasse, GVL (Gesellschaft für Leistungsschutz), Künstlersozialkasse und Bayerische Versicherung – um nur einige zu nennen – ins Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler kommen. Sie müssen verstehen, dass sie in diesem Job immer Geld auf die Seite legen sollten. Wenn man regelmäßig irgendwo einzahlt, hat man ein kleines „Nestei“, auf das man immer zurückgreifen kann.

Wie schwierig ist die wirtschaftliche Situation der Schauspielerinnen und Schauspieler in der Coronakrise?

Malton: Zu Beginn war es alarmierend, viele Kolleginnen und Kollegen mussten ihren Beruf aufgeben, eben weil sie kein „Nestei“ hatten. Ende März 2020 konnte der BFFS zusammen mit der Produzenten-Allianz und ver.di innerhalb weniger Tage Kurzarbeitergeld durchsetzen. Das war eine enorme Errungenschaft – und auch dringend nötig. Wir haben sehr viel Druck gemacht und die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat sich sehr für unsere Branche eingesetzt. So fingen die Dinge an, sich zu bewegen. Die Filmbranche hat sich schnell und professionell auf die neuen Bedingungen eingestellt. Bei den Theatern ist das Problem, dass einige Zuschauer sich leider nicht hineintrauen – dabei hatten Theater, Konzerthäuser und Kinos schon vor Corona hervorragende Lüftungsanlagen. Die Situation dort ist bitter.

Das Gespräch führte Kim Brodtmann, Cash.

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