Finfluencerin Lisa Osada: Erfolgreich anlegen mit Anleihen

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Lisa Osada

Jahrelang galten Anleihen als relativ uninteressant und wenig lukrativ. In den letzten Monaten hat das Thema aber deutlich an Aufmerksamkeit gewonnen. Influencer-Kolumne von Finanzbloggerin Lisa Osada

Angesichts der Tatsache, dass der Anleihenmarkt rund doppelt so groß ist wie der Aktienmarkt, ist es erstaunlich, dass das Interesse der Privatanlegerinnen und -anleger an Anleihen erst jetzt wieder in Schwung kommt. Anleihen werden in der Regel von Staaten, Banken oder anderen Unternehmen ausgegeben, wenn diese sich Geld beschaffen wollen oder müssen. Gründe für die Ausgabe von Anleihen können Investitionen oder andere Projekte und Ausgaben sein. Jede Anleihe hat dabei einen Zinssatz und eine Laufzeit. In den meisten Fällen ist dieser Zinssatz fest, es gibt aber auch flexible Modelle. Am Ende der Laufzeit erhält der Käufer sein Kapital zurück und konnte während der Laufzeit von den garantierten Zinsen profitieren. Eine Anleihe ist übrigens nach ihrer Ausgabe wie eine Aktie an der Börse handelbar. Aber auch hier gibt es Ausnahmen.

Ob der Kurs einer Anleihe während der Laufzeit steigt oder fällt, hängt wiederum von verschiedenen Faktoren ab: Wie viele Zinskupons wurden bereits eingelöst, haben die Notenbanken die Zinsen während der Laufzeit weiter erhöht oder wieder gesenkt? Die Einflüsse sind vielfältig: Wer eine Anleihe kauft und bis zum Ende der Laufzeit hält, erhält sein eingesetztes Kapital zurück, sofern der Emittent nicht zahlungsunfähig geworden ist.

Das hängt vor allem mit der veränderten Zinspolitik der Zentralbanken zusammen: Sowohl die amerikanische Federal Reserve (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhen seit einigen Monaten kontinuierlich die Zinsen und haben ihre Anleihe-Netto-Neukäufe gestoppt. Dadurch wird es sowohl für Banken als auch für Staaten schwieriger bzw. teurer, sich zu refinanzieren. Während beispielsweise eine zweijährige deutsche Bundesanleihe mit angenommenen 2,8 Prozent verzinst wird, muss eine Unternehmensanleihe (mit vergleichsweise höherem Ausfallrisiko) deutlich mehr bieten, um für einen Käufer attraktiv zu sein. Das höhere Risiko einer Unternehmensanleihe im Vergleich zur vermeintlich sicheren Bundesanleihe muss also durch eine höhere Verzinsung der Unternehmensanleihe attraktiv gemacht werden.

Entscheidend ist die Bonität des Emittenten

Wie bereits erwähnt, bergen auch Anleihen ein gewisses Ausfallrisiko. Entscheidend ist hier die Bonität des Emittenten. Dieses Emittentenausfallrisiko wird deutlich, wenn man die unterschiedlichen Zinsniveaus bzw. die Bewertungen der entsprechenden Ratingagenturen betrachtet. So gelten die USA und Deutschland als sehr sichere Emittenten und werden derzeit mit der Bestnote „AAA“ bewertet. Der Kauf von deutschen oder amerikanischen Staatsanleihen gilt daher in der Regel als sicher. Bei vielen Entwicklungsländern oder auch einzelnen Unternehmen ist diese Sicherheit im Vergleich nicht mehr unbedingt gegeben. Deshalb muss eine Anleihe hier deutlich höher verzinst werden, um für Anlegerinnen und Anleger attraktiv zu bleiben. Sonst gäbe es keinen wirklichen Grund, zum Beispiel in eine Staatsanleihe eines Entwicklungslandes statt in eine aus den USA zu investieren, wenn diese die gleiche Rendite bei deutlich höherem Risiko bietet. Auch das Ausfallrisiko einer Anleihe aus einem Entwicklungsland ist vergleichsweise höher, weshalb die Verzinsung dieser Anleihe in der Regel deutlich höher ist. Man spricht auch von einer Risikoprämie.

Zinssensitivität und Duration

Ein weiterer Faktor, den es beim Kauf von Anleihen zu beachten gilt, ist die Zinssensitivität oder Duration. Diese gibt an, wie stark die Anleihe auf mögliche Leitzinsänderungen der Zentralbanken reagiert. Anleihen mit sehr langen Restlaufzeiten reagieren in der Regel empfindlicher auf Leitzinsänderungen als Anleihen mit kurzen
Restlaufzeiten. Daher ist der aktive Handel mit Anleihen immer auch eine gewisse Spekulation auf die Zinsentwicklung. Der letzte Faktor, den ich erwähnen möchte, ist das Währungsrisiko, das auch beim Kauf von Anleihen eine Rolle spielt. Wechselkursschwankungen zwischen einem Währungspaar können sich sowohl positiv als auch negativ auf die Rendite von Anleihen auswirken. Aus diesem Grund sind insbesondere einige Anleihen-ETFs gegen Währungsrisiken abgesichert. Das Währungsrisiko lässt sich am besten anhand eines kurzen Beispiels verdeutlichen: Ein deutscher Privatanleger möchte eine amerikanische Staatsanleihe für 100 US-Dollar kaufen. Dazu wird der entsprechende Eurobetrag in US-Dollar getauscht und in die Staatsanleihe investiert.

Wenn nun der US-Dollar im Laufe der Zeit an Wert gewinnt, wirkt sich das positiv auf die Rendite aus, denn am Ende der Laufzeit erhält man für die 100 US-Dollar mehr Euro zurück, als man zu Beginn der Anlage investiert hat. Dieser Effekt kommt zu den Zinseinnahmen hinzu. Natürlich kann der US-Dollar auch an Wert verlieren und man erhält „weniger“ Euro zurück. Gerade wenn man in risikoreichere Anleihen investieren will, sollte man nach ganz ähnlichen Grundsätzen vorgehen wie bei einzelnen Aktien: Es gilt, Klumpenrisiken zu vermeiden und das Kapital breit zu streuen. Auch hier können ETFs eine sinnvolle Möglichkeit sein. Es gibt eine große Auswahl an Anleihen bzw. Anleihen-ETFs, mit denen man gezielt in Anleihen verschiedener Länder oder verschiedener Unternehmen investieren kann. Sollten einzelne Länder oderUnternehmen zahlungsunfähig werden, fallen sie nicht so stark ins Gewicht und die Zinszahlungen der anderen enthaltenen Anleihen können dafür sorgen, dass man insgesamt trotzdem ein besseres Ergebnis erzielen kann als mit einer deutschen Staatsanleihe.

Sich gegen Währungsrisiken absichern

ETF-Produkte bieten teilweise auch die Möglichkeit, sich gegen Währungsrisiken abzusichern. Anleihen bieten derzeit wieder eine relativ attraktive Möglichkeit, das eigene Portfolio weiter zu diversifizieren und Schwankungen zu minimieren. Gerade für Anleger, die ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben und mit dem starken Auf und Ab in ihrem Depot nicht gut schlafen können, kann eine Beimischung interessant sein.

Ich persönlich werde meine bisherige Strategie nicht zugunsten von Anleihen ändern, da mein Anlagehorizont sehr langfristig ist und die Verzinsung bei weitem nicht ausreicht, um im aktuellen inflationären Umfeld die Kaufkraft zu erhalten oder gar Vermögen aufzubauen. Deshalb bleibe ich in Aktien investiert. Gerade in der langfristigen Betrachtung hat der breite Aktienmarkt im Durchschnitt eine höhere Rendite als der von Anleihen und ich gehe davon aus, dass sich dieser Trend auch in Zukunft fortsetzen wird. Wer jedoch mehr Sicherheit sucht, für den sind Anleihen oder Anleihen-ETFs als Beimischung im Depot auf jeden Fall einen Blick wert.

Bundesanleihen bringen um die 3 Prozent

Es gibt aber noch einen Fall, in dem ich auch eine Anlage in Anleihen nicht ausschließen würde: Die Anlage meiner Liquiditätsreserven in kurzlaufende oder einjährige deutsche Staatsanleihen, sogenannte Bundesanleihen. Diese liegen derzeit bei einer Verzinsung von um die 3 Prozent und bieten damit eine höhere Rendite als die meisten aktuellen Angebote der klassischen Tagesgeldkonten bei gleichzeitig sehr hoher Sicherheit. Ich könnte mir also vorstellen, einen Teil meiner Barreserven in Bundesanleihen zu investieren, anstatt das Geld auf dem Tagesgeldkonto zu halten. Allerdings sollte man hier unbedingt die Faktoren Anlagebetrag, Spread und Orderprovision berücksichtigen, damit die Verzinsung am Ende nicht zu einem Nullsummenspiel wird. In der jüngsten Entwicklung sind auch wieder Tagesgeldangebote mit einer Verzinsung von 3 Prozent und mehr p.a. in Deutschland möglich, sodass ich persönlich den Weg einer Anleihe für meine Liquiditätsreserven nur wählen würde, wenn der gewünschte Anlagebetrag den Maximalbetrag des angebotenen Tagesgeldkontos übersteigt oder die Laufzeit weniger attraktiv ist.

Lisa Osada ist Finanzbloggerin (Aktiengram).

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