Cash.: Sie haben angekündigt, „die anstehende Konsolidierung des KG-Marktes insbesondere im Bereich der Treuhandgesellschaften und des Fondsmanagements aktiv mitzugestalten“. Wie meinen Sie das?
Teichert: Ich rechne aufgrund der kommenden Regulierung durch die AIFM-Richtlinie als auch wegen der angespannten Wirtschaftslage einiger Initiatoren damit, dass sich so manches Unternehmen als Emissionshaus im kommenden Jahr vom Markt verabschieden wird. Spätestens seit Einsetzen der Krise ist klar, dass Neugeschäft nicht alles ist. Welch große Bedeutung den Treuhandgesellschaften, der Anlegerkommunikation und dem Asset Management zukommen, hat allen Marktteilnehmern insbesondere das Jahr 2011 vor Augen geführt. Die Mitarbeiter von Lloyd Fonds haben diese Herausforderungen in vorbildlicher Weise gemeistert, sodass auch andere Häuser davon profitieren könnten.
Cash.: Einschließlich der positiven Auswirkungen auf die Einnahmeseite Ihres eigenen Hauses, denn so manch ein Initiator hält sich derzeit mit Treuhandgebühren über Wasser…
Teichert: Sicherlich beruht diese Überlegung nicht auf altruistischen Motiven. Durch den Anschluss neuer Treuhandgesellschaften und Fondsmanagementeinheiten können wir Synergien nutzen und so vermehrt Einnahmen generieren. Im Übrigen ist Treuhand-Arbeit immer auch Investor-Relations-Arbeit. Schließlich ist jeder Anleger, der sich gut betreut fühlt, ein potenzieller Neukunde oder Wiederholungszeichner.
Cash.: Mit schmerzlicher Einsicht haben Sie sich im Jahr 2010 Ihrer drückenden Schiffspipeline entledigt. Dennoch wollen Sie dem Segment verbunden bleiben, mit dem Ihr Haus groß geworden ist. Wie?
Teichert: Gerade im Schifffahrtsbereich gilt es im Jahr 2012, alternative Finanzierungswege zu finden und zu beschreiten. Die viel diskutierte Schifffahrts-AG, wie sie von unseren Mitbewerbern HCI, König & Cie. oder Nordcapital versucht wurde, war ein Schritt in die richtige Richtung, ist jedoch an Umsetzungsfehlern gescheitert. Noch immer gibt es einen riesigen Finanzierungsbedarf auf Eigenkapitalbasis in der maritimen Wirtschaft, den es unter Einbindung der Anleger zu befriedigen gilt. Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Kreditinstitute zunehmend aus dem Schiffsfinanzierungsgeschäft zurückziehen werden, wie auch die Hypovereinsbank jüngst mitgeteilt hat. Der klassische Einschiffsfonds ist als Ersatz jedoch – zumindest vorübergehend – ungeeignet. Ob börsengelistete Vehikel, Fondsprodukte ohne Fremdkapitalanteil oder Beteiligungsangebote mit Fokus auf Bareboat-Charterverträge der Weisheit letzter Schluss sind, wird sich zeigen.
Cash.: Neugeschäft in diesem Segment machen zu wollen, ist die eine Herausforderung in 2012 – die bestehenden Schiffsfonds über Wasser zu halten die andere. Wie stehen Sie der zweiten Sanierungswelle gegenüber, die auf die Branche zukommt?
Teichert: Sicherlich wird es nicht einfacher als bei der ersten Krise vor drei Jahren, die Anleger zu einer Beteiligung an einem Fortführungskonzept zu motivieren. Ich gehe davon aus, dass wir einige Insolvenzen von KG-Schiffsgesellschaften sehen werden. Andererseits gibt es nur sehr wenige Gewinner, wenn das ganze System zusammenbricht. Daher rechne ich nicht damit, dass die Banken das rote Knöpfchen drücken und die von ihnen finanzierten Schiffe wirklich fallen lassen, zumal es momentan keine sinnvollen Verwertungsmöglichkeiten am Markt gibt. Wir arbeiten an Konzepten, wie sich beispielsweise Schiffe aus der HSH-Abbaubank unter einer Fondsgesellschaft mit mehr Liquidität zusammenführen lassen.
Seite 3: Mit welchen Erwartungen der Lloyd-Fonds-Chef ins junge Jahr 2012 startet