„Durch Aufstockung von Gebäuden könnten allein im Rhein-Main-Gebiet 250.000 neue Wohnungen entstehen – ohne jeglichen Flächenverbrauch und teure Erschließungsarbeiten“, zitiert Christian Streim, Vorsitzender von Haus & Grund Hessen, neueste wissenschaftliche Daten, die Professor Dr. Ing. Karsten Tichelmann, TU Darmstadt, dem Eigentümerverband exklusiv zur Verfügung gestellt hat. „Diese Zahl wird seit Jahren immer größer und es ist nicht mehr nachvollziehbar, dass Hessen den praktikablen Weg aus der Wohnraum-Misere meidet, den uns Aufstockung seit Langem bietet“, sagt er in Bezug auf die heutige Pressekonferenz zur Hessischen Wohnungspolitik von Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir.
„Mit dem aktuellen Potenzial von bis zu 250.000 Wohneinheiten, die auf Wohngebäuden und Nichtwohngebäuden im Rhein-Main-Gebiet entstehen könnten, setzt sich die Entwicklung seit 2019 fort – von damals 216.000 möglichen Wohnungen über 240.000 im Jahr 2021 bis heute“, nennt Professor Tichelmann von der TU Darmstadt erste Ergebnissen der aktuellen Untersuchung. „Die Zahl wird immer größer – und gleichermaßen steigt die Diskrepanz zwischen dem Wohnraumangebot und der stetig wachsenden Nachfrage. Neues Bauland zu erschließen, ist nur begrenzt möglich und nicht mit unseren Klimaschutzzielen vereinbar“, so Tichelmann.
„Die Entwicklung ist ein neuer Beleg dafür, wie untätig die Landesregierung bislang war und ist“, sagt dazu Christian Streim. „Es ist an der Zeit, in diesem Land das brachliegende Potenzial für neuen Wohnraum ohne jeglichen Flächenverbrauch, Versiegelung und Erschließung zu nutzen und vor allem private Bauwillige bei ihren Vorhaben zu unterstützen. Für sie stellt mehr denn je Aufstockung eine attraktive Alternative dar: Sie erfordert weniger Baumaterial, das derzeit knapp und teuer ist, und senkt zudem den Energiebedarf des darunter liegenden Gebäudes.“
Streim weiter: „Jeder einzelne unserer seit vielen Jahren immer wieder vorgebrachten Vorschläge kann zur Entstehung von neuem Wohnraum führen – und die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt, das Bewusstsein für den Flächenschutz sowie die aktuell schier explodierenden Kosten für Baumaterial rufen nach ihrer zügigen Umsetzung.“
Der 6-Punkte-Plan von Haus & Grund Hessen zur Förderung des Aufstockungspotenzials:
1. Baugenehmigungsfiktion: Nach vollständigem Vorliegen der Antragsunterlagen hat die Behörde zwei Monate Zeit, um über den Antrag zu entscheiden. Nach dieser Zeit gilt der Antrag auch ohne Entscheidung als genehmigt.
2. Zentrale Anlaufstelle: Eine Einrichtung bietet in technisch-rechtlichen Fragen zum Bauantrag Unterstützung für alle, die aufstocken möchten.
3. Dachgeschossausbauten können ohne Baugenehmigung erfolgen.
4. Entfall der Stellplatzablöse für Aufstockungen und Dachgeschossausbau.
5. Fördertopf für Aufstockungen und Dachgeschossausbau in hessischen Kommunen „mit angespannten Wohnungsmärkten“.
6. Dauerhafter Wegfall mietpreisregulierender- und kündigungsbeschränkender Vorschriftenbei neuem Wohnraum, der durch Aufstockung und Dachgeschossausbau entstanden ist.
Die weiteren aktuellen Zahlen zum Aufstockungspotenzial stellen in den nächsten Wochen Haus & Grund Hessen und Professor Dr. Ing. Karsten Tichelmann gemeinsam vor. Seit 2016 betrachtet Tichelmann mit seinem Team für die „Deutschlandstudie“ die Möglichkeiten, wie neuer Wohnraum entstehen kann, ohne dass dafür der Natur unwiederbringlich wertvolle Flächen entzogen werden. Seit 2019 bezieht er auch Nichtwohngebäude und deren Aufstockungs- und Umnutzungspotenzial in seine Untersuchungen ein, etwa Parkhäuser, Büro- und Verwaltungsgebäude sowie eingeschossige Einzelhandelsmärkte.