Neue Einzelhandels-Vertriebsnetze treiben die Nachfrage nach Logistikimmobilien in Europa nach Einschätzung von Jones Lang LaSalle massiv an. Besonders hoch falle das Wachstum in Deutschland aus.
Der europäische Einzelhandel wird nach Einschätzung von Jones Lang LaSalle (JLL) in den nächsten fünf Jahren bis zu 25 Millionen Quadratmeter zusätzliche Logistikflächen benötigen. Darunter befänden sich rund drei Millionen Quadratmeter Spezialflächen für E-Fulfillment-Zentren, für Unternehmen also, die ausschließlich mit Online-Handel befasst sind, sowie weitere 22 Millionen Quadratmeter für den darüber hinausgehenden Lagernachschub des Einzelhandels.
„Wenn sich der Online-Umsatz in der ersten Hälfte dieser Dekade fast verdoppeln wird, wie aus gängigen Marktstudien hervorgeht, und damit europaweit zehn Prozent aller Einzelhandelsumsätze betragen würde, hat diese Entwicklung Auswirkungen auf den Bedarf von Flächen“, so Alexandra Tornow, Associate Director, EMEA Logistics & Industrial Research bei Jones Lang LaSalle. Logistikzentren mit über 100.000 Quadratmetern auf der grünen Wiese, spezialisierte Paketvertriebs-Zentren und kleinere, lokale Auslieferungs-Depots in der Nähe oder innerhalb größerer Städte seien notwendig, um den Anforderungen durch den Online-Handel gerecht zu werden.
Online-Handel in Großbritannien und Deutschland besonders stark
Angeführt wird der Logistikflächen-Umsatz der Retailbranche laut JLL von Deutschland. Rund fünf Millionen Quadratmeter waren es demnach zwischen 2009 und 2012 – nicht zuletzt dank der enormen Flächennachfrage einiger Online-Händler. „Insgesamt über 50 Prozent des gesamten europäischen E-Commerce-Logistikflächen-Umsatzes der letzten vier Jahre fand in Deutschland statt, das waren mehr als 1,4 Millionen Quadratmeter Fläche“, so Rainer Koepke. Megacenter hätten dabei europaweit eine immer größere Bedeutung.
Die Bundesrepublik sei nach Großbritannien der am weitesten entwickelte europäische Online-Markt. „Für Deutschland erwarten wir in den nächsten fünf Jahren einen Flächenumsatz durch Handelsunternehmen von rund sechs Millionen Quadratmetern, wobei ein Viertel davon auf Lagerflächen für E-Commerce-Unternehmen entfallen könnte“, so Rainer Koepke, Leiter Industrie Immobilien bei Jones Lang LaSalle Deutschland.
Auf deutlich niedrigerem absoluten Niveau spiele sich die Anmietung von Logistikflächen durch wachsenden Online-Handel in anderen europäischen Märkten ab, so JLL. Allerdings habe auch dort in den letzten Jahren der Anteil am Flächenumsatz durch E-Commerce deutlich zugelegt, in Frankreich etwa von zwei Prozent in 2009 (rund 30.000 Quadratmeter) auf elf Prozent (über 140.000 Quadratmeter) in 2012. In Italien sei der Anteil von zwei Prozent in 2011 (20.000 Quadratmeter) auf zwölf Prozent in 2012 geklettert (knapp unter 100.000 Quadratmeter). In Russland waren es in 2012 bereits 165.000 Quadratmeter (elf Prozent) nach 15.000 Quadratmetern (ein Prozent des Umsatzes) in 2011. (bk)
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