Die Betrugsvorwürfe gegen die in Schieflage geratene Bremer Reederei Beluga erhärten sich: Einem Medienbericht zufolge soll es bei dem Konzern, der inzwischen Insolvenz für neun Tochterfirmen beantragt hat, zwischen 2009 und 2011 Scheinrechnungen, gefälschte Orderbücher und dubiose Zahlungsströme gegeben haben.
Es gehe um fiktive Rechnungen an Unternehmen in Panama und in der Karibik, schreibt das „Handelsblatt“.
Unterlagen, die der Zeitung vorlägen, zeigten Scheinumsätze von mehr als 150 Millionen US-Dollar und gefälschte Orderbücher, mit denen die Reederei ihr Auftragsbuch um mehrere hundert Millionen Dollar aufgebläht haben soll. Sogar die Schiffsdieselbestände sollen in der Firma falsch dargestellt worden sein.
Die Vorwürfe erhebt Beluga-Miteigner Oaktree, der 49,5 Prozent der Anteile hält. Der Großaktionär war misstrauisch geworden, weil Beluga trotz angeblich guter Auftragslage permanent klamm gewesen sein soll.
Die von dem Finanzinvestor beauftragten Prüfer wären dann auf die „offenbar kriminellen Machenschaften“ gestoßen, mit denen Banken ein florierendes Geschäft vorgegaukelt werden sollte, um an Kredite zu kommen.
Bei Beluga-Chef Niels Stolberg, der in der vegangenen Woche noch in verschiedenen Interviews behauptet hatte, Oaktree habe seine Reederei bewusst in die Insolvenz gedrückt, sollen dem Handelsblatt-Bericht zufolge über 130 Millionen Euro Privatvermögen gepfändet worden sein. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Stolberg und einige andere Ex-Mitarbeiter von Beluga wegen des Verdachts auf Betrug und unrichtige Darstellung im Jahresabschluss.
Für Insolvenzverwalter Edgar Grönde gibt es bei Beluga indes noch weniger zu retten als zunächst angenommen: Anders als zuletzt öffentlich gemacht, besitze die Gruppe keine 20 Schiffe mehr, sondern nur noch sechs. 16 andere Schiffe habe Oaktree sich im Rahmen eines Pfandrechts gesichert.
Von der Beluga-Krise sind auch etliche Schiffsfonds betroffen. Die Bremer Reederei galt noch vor Kurzem als Weltmarktführer für Schwerguttransporte auf dem Seeweg. (hb)
Foto: Shutterstock