Die erste Jahreshälfte war für die Märkte eine Herausforderung, da sie weiterhin zwischen der Sorge um die Entwicklung der Zinssätze und einer möglichen Rezession infolge der Straffung der Geldpolitik schwankten. Der Luxussektor hat jedoch viele Stürme überstanden. Bei jedem Rückschlag hat sich der Sektor stärker erholt, wobei sich die Zeitspanne zwischen Ausverkauf und Erholung jedes Mal verkürzte, da der Markt den strukturellen Rückenwind des Sektors zu schätzen wusste – nämlich die weltweit wachsende aufstrebende Mittelschicht und deren überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, Geld für Luxusmarken auszugeben.
US-Amerikaner treiben Nachfrage nach Luxusartikeln
Die US-Konsumenten sind derzeit der größte Treiber für Luxusausgaben. Die größte Sorge besteht darin, dass der Inflationsdruck zu einem starken Rückgang der Luxusausgaben in einem bisher dynamischen Markt für Luxusmarken führen könnte. Verbraucher aus der Mittelschicht und darüber geben jedoch nur etwa 20-30 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für die notwendige Dinge wie Lebensmittel, Gas, Unterkunft, Versorgungsleistungen aus, während es bei den Verbrauchern der unteren Einkommensschichten 94 Prozent sind.
Während wir also eher eine allmähliche Normalisierung der hohen US-Wachstumsraten für die Branche insgesamt erwarten, scheinen Luxusaktien einen drastischen Rückgang der US-Nachfrage einzupreisen, was wir angesichts der strukturellen Triebkräfte für die Ausweitung der US-Konsumentenbasis – jünger, vielfältiger, mehr Männer, mehr Verbraucher, die sich für langlebige Artikel statt für Fast Fashion interessieren – für unwahrscheinlich halten.
Asien bleibt eine bedeutende Region für den Luxussektor
Trotz der weltweiten Besorgnis über die Schließung der Covid-Märkte in China ist die Erholung in Shanghai seit der Wiederöffnung als solide zu bezeichnen. Darüber hinaus hat die chinesische Regierung Anreize in Form von Steuerrückerstattungen und Gutscheinen für den Konsum erprobt. Der Handel in China verbessert sich derzeit für Luxusmarken eher, als dass er sich verschlechtert, was das Risiko für die Gewinne aus dieser wichtigen Nachfragequelle mindert.
Außerhalb Chinas werden die Märkte in Südostasien, die von jungen Verbrauchern der Mittelschicht dominiert werden, in Zukunft zu bedeutenden Wachstumstreibern für den globalen Luxusmarkt werden. Der vorherrschende Wirtschaftstrend in Südostasien ist, wie auch anderswo, die Vergrößerung der Mittelschicht. Mit einem Gesamt-BIP von 2,976 Mrd. USD wird Südostasien bis 2030 voraussichtlich der viertgrößte Wirtschaftsraum sein.
Preissetzungsmacht und robuste Gewinnmargen
Unser positiver Ausblick auf den Sektor wird durch die nach unserer Einschätzung überlegenen Preissetzungsmacht und der begrenzten Nachfrageelastizität vor einem inflationären Hintergrund untermauert. Der Ausgangspunkt für die starke Preissetzungsmacht des Sektors sind seine hohen Bruttomargen, die nicht nur stabil sind, sondern bei einigen Unternehmen sogar steigen – trotz steigender Inflation. Die Ergebnisse des zweiten Quartals sind ein hinreichendes Anzeichen dafür, dass der Handel robust bleibt und sich die Gewinnmargen als äußerst widerstandsfähig erweisen. Wir sind der Meinung, dass die Aussichten für den Luxussektor trotz der gegenwärtigen schwierigen Marktbedingungen weiterhin gut sind.
Autorin Swetha Ramachandran ist Investment Manager Luxury Brands Equity bei GAM Investments.