Was erwartet die Versicherer im neuen Jahr? Dr. Klaus Math, Vorstand Produkte, Versicherungstechnik und IT bei der Lebensversicherung von 1871 (LV1871), spricht über die Produktschwerpunkte des Münchener Unternehmens, die Digitalisierung und Herausforderungen in der Kapitalanlage.
Herr Dr. Math, wo wird die LV 1871 in 2016 ihre Schwerpunkte im Produktbereich setzen?
Math: Wir werden unsere Kompetenz in Berufsunfähigkeitsversicherungen und fondsgebundene Produktlösungen stetig weiter ausbauen und arbeiten auch an anderen biometrischen Angeboten.
Derzeit werkeln die Versicherer vor allem an ihren Digitalisierungsstrategien. Professorin Dr. Michaele Völler vom IVW Köln meint, dass „die Denke in der alten Versicherungsbox“ nicht mehr ausreicht. Grund hierfür sei, dass die Deutschen ihre Erfahrungen, die sie mit Google, Apple, Amazon und Facebook gemacht hätten, in ähnlicher Weise auch von der Assekuranz erleben möchten. Wie stellt sich Ihr Unternehmen auf diese Anforderung in 2016 ein – insbesondere vor dem Hintergrund der lebhaften Diskussion um die Möglichkeiten sogenannter Fintechs?
Wir glauben nicht an eine pauschale oder blitzartige Verhaltensänderung beim Kunden; auch gibt es nicht den einen Kunden. Auf die Herausforderungen im Zuge der Digitalisierung bereiten wir uns als Unternehmen allerdings bereits vor. Dazu gehören beispielsweise Kommunikationsformen oder die Erwartungen der Kunden an Bearbeitungszeiten. Im Vordergrund stehen für uns eine noch stärkere Kundennähe und noch passgenauere Bedarfslösungen. Ob Fintechs hier Vorteile bieten können, ist für uns offen.
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Die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank bringt Versicherer dazu, bei der Kapitalanlage mehr Risiko einzugehen, ergab eine Studie des US-Vermögensverwalters Blackrock. Wie beurteilen Sie die Lage am Kapitalmarkt und welche Rolle spielt Solvency II in Ihren strategischen Überlegungen?
Das aktuelle Kapitalmarktumfeld mit einem schon länger sehr niedrigen Zinsniveau und volatilen Aktienmärkten ist für einen Lebensversicherer sicher herausfordernd. Wir gehen als LV 1871 aber dennoch keine unüberschaubaren Risiken in der Kapitalanlage ein. Auch die Vorgaben aus Solvency II haben natürlich Auswirkungen auf unser Handeln. Der Ausbau der Risikotragfähigkeit unseres Unternehmens steht im Mittelpunkt unserer strategischen Überlegungen. Hier haben wir durch unser konsequentes Handeln in den letzten Jahren bereits viel erreicht, wie aktuelle Stresstests und Solvenzberechnungen zeigen.
Interview: Lorenz Klein
Foto: LV 1871