Map-Report „Bilanzrating Deutsche Lebensversicherer“: Das sind die Gewinner

Stille Reserven werden zu stillen Lasten

Zum Jahresende 2022 brachen infolge der Zinswende die Kurse von kaum verzinsten Anleihen im Bestand massiv ein. Aus den vormals stillen Reserven in Höhe von 155,9 Milliarden Euro wurden innerhalb eines Jahres stille Lasten in Höhe von 106,8 Milliarden Euro. Zum Jahresultimo 2023 hat sich die Situation wieder etwas entspannt und die stillen Lasten sind branchenweit auf 74,7 Milliarden Euro gesunken. Das entspricht 7,30 Prozent der gesamten Kapitalanlagen, nach 10,3 Prozent im Vorjahr.

Als Folge stieg die Gesamtreserve-Quote, bei der neben den Bewertungsreserven auch die freie RfB und der Schlussüberschussanteilfonds einfließen, im Branchenschnitt von -6,19 auf -3,03 Prozent. Bei 26 Gesellschaften (Vorjahr: 17) war diese Kennzahl inzwischen wieder positiv, bei den restlichen 52 untersuchten Anbieten bewegt sich das Spektrum zwischen -0,32 (Volkswohl Bund) und -24,93 Prozent (Concordia Oeco).

Mit dem aktuellen Zinsniveau können die Anbieter in der Neuanlage wieder höhere Zinsen erzielen als für die Bedienung der Bestandsgarantien an die Versicherten notwendig ist. Da die Zinsen inzwischen wieder gefallen sind, dürfte sich die Situation bei den Bewertungsreserven weiter entspannen.

Geringeres Neugeschäft – Risiko für die Reserven

Hier schließt sich auch der Kreis zum Neugeschäft. Denn für die Versicherer geht ein geringes Neugeschäft nicht nur mit weniger Einnahmen einher, sondern kann auch ein Risiko hinsichtlich der Reserven darstellen. Durch ein nachhaltiges Wachstum im Neugeschäft können Lebensversicherer die nötige Liquidität erzielen, um in höherverzinsliche Anlagen zu investieren. Für Anbieter, die im Vergleich zu ihrem Bestand einen hohen Anteil an Neugeschäft haben, ergeben sich Vorteile gegenüber Versicherern mit einem großen Bestand und relativ wenig Neugeschäft.

Höherer Garantiezins

Zum 1. Januar 2025 kommt die erste Erhöhung des Höchstrechnungszinses (HRZ) seit Juli 1994. Laut Franke hat die letzte Senkung des Höchstrechnungszinses im Januar 2022 auf den historisch niedrigen Wert von 0,25 Prozent hat viele Kunden abgeschreckt und deutliche Bremsspuren im Neugeschäft hinterlassen. Durch die Anpassung des Höchstrechnungszinses und die damit verbundenen Garantien könnte sich die Situation nun entspannen

„Für Anbieter bedeutet der höhere HRZ zunächst eine Entlastung in den Bilanzen. So entsteht für die Versicherer wieder ein größerer finanzieller Spielraum, wenn die erforderlichen Deckungsrückstellungen für garantierte Leistungen sinken“, meint Reinhard Klages, Analyst des map-report. Er erwartet, dass ab 2025 mehr Produkte angeboten werden, die sicherheitsorientierten Kunden einen garantierten Kapitalerhalt bieten. „Kalkulatorisch wäre sogar wieder eine 100-prozentige Beitragsgarantie möglich“ ergänzt Franke. Ob sich die Versicherer diesen Gefahren, gerade in unsicheren Zeiten, noch einmal aussetzen, bezweifeln Klages wie Franke.

Folgen auch für biometrische Tarife

Die höheren Garantiezinsen bringen den Verbrauchern nicht nur Vorteile, etwa bei klassischen Lebensversicherungen, sondern wirken sich auch positiv auf die Prämienberechnung von Risiko- und Berufsunfähigkeitsversicherungen aus. Zudem könnten die garantierten Rentenleistungen bei Policen mit flexiblen Rentenfaktoren steigen.

Die höheren Garantien geben den Produkten einen Attraktivitätsschub, was zu einer steigenden Nachfrage führen könnte, hoffen Klages wie Franke. Auch weil der Bedarf nach Lebensversicherungen weiter beste. Zwar benötigt die klassische Versicherung als langfristige Sparform noch stärkere Impulse von den Kapitalmärkten, doch mit der ersten Anhebung des HRZ seit 30 Jahren dürften Lebensversicherungen mit (reduzierten) Garantien für die Branche weiterhin relevant bleiben, erwarten die Studienautoren. „Die Versicherer scheinen durchaus froh über die Akzeptanz ihrer Produkte mit geringerer Garantie zu sein, denn dadurch besteht Spielraum für Investments mit höheren Renditechancen bei gleichzeitig geringeren Solvenzkapitalanforderungen“, so das Fazit des Map-Report.

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