BU-Stabilitätsrating: Versicherer überzeugen mit langfristiger Sicherheit

Kundenbewertung, Ranking, Rating, Vema, Morgen, Franke
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Kundenbewertung, Ranking, Rating, Vema, Morgen, Franke

Wie stabil sind BU-Versicherer aufgestellt? Der aktuelle Map-Report hat 39 Anbieter unter die Lupe genommen und ihre langfristige Stabilität bewertet. Drei Versicherer sichern sich dabei die Bestnote „mmm+“. Wer überzeugt.

Der langjährige Preiswettbewerb in der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) rückt die Stabilität der Versicherer zunehmend in den Fokus. Gleichzeitig wächst das Potenzial des Marktes: Im Jahresdurchschnitt 2024 waren rund 46,1 Millionen Menschen mit Arbeitsort in Deutschland erwerbstätig – ein Höchstwert seit der Wiedervereinigung. Steigende Einkommen verstärken die Bedeutung einer soliden BU-Absicherung. Um zu bewerten, welche Anbieter langfristig verlässliche Konditionen bieten, hat die Ratingagentur Franke und Bornberg, Inhaberin des Map-Report, ihr BU-Stabilitätsrating aktualisiert.


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Die Ergebnisse zeigen, dass nach drei Jahrzehnten des Qualitätswettbewerbs der BU-Schutz ein Top-Niveau erreicht hat, dass bei Spitzentarifen kaum noch steigerungsfähig ist. Viele BU-Versicherer würden sich, so Franke und Bornberg, vor allem auf Anpassungen bei Zielgruppen mit spezifischem Bedarf konzentrieren. Dazu zählten etwa Bedingungspassagen wie Nachversicherung für Schüler, Studenten und Azubis oder spezielle Klauseln für Beamte und Teilzeitbeschäftigte.

BU-Überschüsse nach unten korrigiert

Franke und Bornberg analysiert die BU-Stabilität bereits seit 2010. Der Vergleich zeige nun eine Entwicklung, die zuvor als ausgeschlossen galt, schreibt das Analysehaus. Einige Versicherer hätten die Überschüsse im BU-Bestand nach unten angepasst, die Kunden mussten also eine höhere Prämie zahlen oder Leistungseinbußen hinnehmen. Vor dem Hintergrund wurde die Neuauflage des BU-Stabilitätsratings von Map-Report erstellt.

Die Sieger im Stabilitätsrating

39 Gesellschaften erhielten eine Gesamtbewertung. Davon erzielten drei Versicherer im aktuellen Map-report 938 die Höchstnote „mmm+“ für hervorragende Leistungen. An 16 Versicherer konnten nur Teilbewertungen vergeben werden, weil wesentliche Daten nicht verfügbar waren.

Franke und Bornberg - map-report 938 - BU-Stabilitätsrating - Sieger
Die Tabelle zeigt die Versicherer, die mit Höchstnote abgeschnitten haben.

Die beste Bewertung im Rating erzielte wie im Vorjahr die LV1871 mit 92,2 Prozent und der Auszeichnung „mmm+“ für hervorragende Leistungen. Der Vorsprung auf die zweitplatzierte Continentale (86,4 %) ist recht komfortabel und beträgt 5,7 Prozentpunkt. Auch der Allianz gelang mit 86,1 Prozent der Sprung über die 85-Prozent-Hürde und damit der Einzug in die Spitzengruppe.

26-mal die zweihöchste Note

Zurich Deutscher Herold, InterRisk, Provinzial, Helvetia, Hannoversche und Swiss Life liegen bei den Ergebnissen sehr nahe beieinander, verfehlten die Höchstbewertung nur geringfügig und gingen mit der Bewertung „mmm“ für sehr gute Leistungen aus dem Test hervor. Insgesamt 26-mal wurde die zweithöchste Benotung vergeben, was erwartungsgemäß die stabile Aufstellung vieler Versicherer in diesem Geschäftsfeld spiegelt.

Unterschiede zum F&B-Unternehmensrating

Vier weitere Versicherer stellten sich dem noch deutlich umfangreicheren BU-Unternehmensrating von Franke und Bornberg, bei dem Einblick in interne Kennzahlen und Prozesse genommen wird

Die Bewertung der vier Versicherer Ergo Vorsorge, Generali, HDI und Nürnberger sei aufgrund der zusätzlich verfügbaren Informationen nicht vollständig vergleichbar, betont das Analysehaus. Das Benchmarkverfahren sorge aber dafür, dass die Prozent-Ergebnisse dieselbe Aussagekraft haben.

Bei der Unternehmensbewertung vor Ort wird deutlich tiefer in die Interna der Unternehmen eingetaucht als es durch die Auswertung von öffentlich zugänglichen Daten möglich wäre. Insofern haben die Ergebnisse der Franke und Bornberg Unternehmensratings die höchste Wertigkeit. Dementsprechend werden die Teilnehmer des BU-Unternehmensratings in diesem Stabilitätsrating zwar berücksichtigt, aber mit den Ergebnissen des BU-Unternehmensratings abgebildet.

Franke und Bornberg - map-report 938 - BU-Stabilitätsrating - Clusterung

Die Talsohle im Preiskampf ist noch nicht erreicht

Der Markt der Berufsunfähigkeitsversicherungen befindet sich weiterhin in einem heftigen Preiskampf, so eine weitere Erkenntnis. Laut Franke und Bornberg justieren die Anbieter ihre Tarife, während sie gleichzeitig mit Herausforderungen bei Ertrag und Risiko kämpfen. So haben die Anbieter aufgrund der Erhöhung des Rechnungszinses von 0,25 auf 1,0 Prozent ihre Preise zum Januar 2025 angepasst, und zwar nach unten.

Im ersten BU-Stabilitätsrating aus dem Jahr 2015 lag die durchschnittliche Bruttoprämie für die Beispielrechnung des Bankkaufmanns bei 107,99 Euro, für den Maschinenbauingenieur bei 103,34 Euro und für den Tischler bei 228,94.

Für die gleichen Musterkunden betragen die durchschnittlichen Brutto-Monatsbeiträge im Jahr 2025 111,55 Euro für den Bankkaufmann, 81,85 Euro für den Ingenieur und 220,55 Euro für den Tischler. Das gleiche Bild auch bei den Nettoprämien. Für den Bänker stieg der Beitrag von 75,19 auf 76,15 Euro. Beim Ingenieur hingegen fiel die Prämie von 69,97 auf 55,90 Euro, der Beitrag des Tischlers ging von 162,86 auf 150,75 Euro zurück. In den weiteren sieben Musterfällen waren die Prämienentwicklungen im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls rückläufig.

Michael Franke, Geschäftsführer der Franke und Bornberg und Inhaber des Map-Report, sieht den Preiskampf kritisch und die Talsohle noch nicht erreicht. „BU-Versicherer schreiben die Entwicklung zur Klassengesellschaft fort. Insbesondere für Akademiker wird das Angebot seit Jahren nicht nur besser, sondern noch günstiger. Wer körperlich arbeitet, muss sich den teuren BU-Schutz hingegen mühevoll ersparen. Ob Krankenschwester, Pfleger oder Handwerker – gerade jene Berufe, die unsere Gesellschaft zusammenhalten, fallen oft durchs Raster. Weil sie im Vertrieb unbeliebt ist, wird die Erwerbsunfähigkeitsversicherung als sinnvolle Alternative kaum angeboten. Für eine Positionierung der Branche als eine ergänzende Säule der Sozialsysteme wäre dies dringend geboten.“

Brutto-Netto-Spread

Ein wichtiger Indikator für die Beitragsstabilität ist die Differenz zwischen Brutto- und Nettoprämie. Lag der Marktdurchschnitt 2016 noch bei 36,1 Prozent, sank der Wert 2025 auf 31,7 Prozent. Eine große Differenz zwischen Netto- und Bruttoprämie in der Berufsunfähigkeitsversicherung kann für Kunden unter Umständen stark steigende Beiträge zur Folge haben, so das Analysehaus. Gemeinhin gilt: Je größer der Abstand zwischen Netto- und Bruttoprämie, umso größer ist das Risiko steigender Prämien. Ein rückläufiger Spread könne somit auf eine verbesserte Kalkulation hindeuten.

Laut Franke und Bornberg hat es in den vergangenen Jahren Beitragsanpassungen bei Bestandsverträgen bereits bei diversen Gesellschaften gegeben. Dieses Thema werde in der Öffentlichkeit sehr sensibel verfolgt. Insofern wäre zu erwarten, dass sich der Preiswettbewerb in der derzeitigen Form nicht weiterentwickelt und die Gesellschaften verstärkt auf Nachhaltigkeit setzen. Davon sei jedoch nichts zu spüren, schreibt das Analysehaus.

Franke und Bornberg - map-report 938 - BU-Stabilitätsrating - Brutto-Netto-Spread

Schwerpunkt: Schäden und Überschüsse

Die BU-Überschüsse der Versicherer und deren Stabilität stehen zusammen mit der Schadenquote gemäß offizieller BaFin-Nachweisung 218 im Zentrum dieser Untersuchung, haben mit etwas über 30 % die höchste Gewichtung und somit den größten Anteil am Endergebnis.
Risikoüberschüsse sind das Ergebnis einer vorsichtigen Kalkulation. Sie entstehen, wenn das tatsächliche Risiko unterhalb der kalkulierten Invalidisierungswahrscheinlichkeit verläuft. Aber Überschüsse sind nicht naturgegeben. Senkungen der Überschussanteile gelten als der stärkste Indikator dafür, dass die Kalkulation schon in der Vergangenheit nur teilweise aufgegangen ist. Leidtragende sind die Kunden. Ihr Beitrag steigt bei gleichbleibenden Leistungen oder ihre Leistungen sinken – je nach vereinbartem Überschusssystem.

„Im Bewertungszeitraum wurden die Überschüsse von einigen Anbietern teils deutlich reduziert“, stellt Reinhard Klages, Verantwortlicher des Map-report, fest. „Zwar waren in den aktuellen Deklarationen zur Überschussbeteiligung keine Senkungen zu finden, für das kommende Jahr wurden aber bereits Reduzierungen angekündigt“, so Klages weiter.   

Das Rating berücksichtigt Höhe und Zeitpunkt von Überschussabsenkungen. Sollte das gestiegene Zinsniveau längerfristig anhalten, wäre das für die Überschusssituation der Versicherer und damit schlussendlich für die Verbraucher ein positiver Effekt.

Zur Messung des wirtschaftlichen Erfolgs des BU-Geschäfts wird die Schadenquote herangezogen. Je erfolgreicher ein Versicherer das BU-Geschäft betreibt, desto geringer ist seine Schadenquote. Ziel dieses Untersuchungsbereiches ist es jedoch nicht, den Versicherer mit der geringsten Schadenquote als Benchmark anzusehen. Das wäre schon deshalb fahrlässig, weil die Schadenquote auch durch eine abweisende Leistungspraxis oder ein hohes Neugeschäft gesenkt werden kann. Vielmehr wird der Zweck verfolgt, Abschläge vorzunehmen, wenn auffällig hohe Schadenquoten oder nachhaltige Tendenzen dorthin festgestellt werden. Dabei sind einzelne Jahre wenig aussagefähig.

Neue Kriterien, zusätzliche Risiken

Zusätzliche Risiken entstehen durch neue Tarifmerkmale. Die Abschaffung der konkreten Verweisung oder die fehlende Prüfung der Umorganisation bei Selbstständigen haben teils kritische Auswirkungen. Diese Neuerungen bergen das Risiko, die Balance zwischen Versicherbarkeit und Solidität zu beeinträchtigen. Insbesondere der Verzicht auf die konkrete Verweisung übertritt die Linie zwischen Versicherungsschutz und sinnlosen Geschenken an einzelne Versicherte. Deshalb wurden die Aspekte als stabilitätsgefährdend im Rating aufgenommen und entsprechend mit Punktabzügen berücksichtigt. Bislang sind weitere Versicherer diesen Beispielen nicht gefolgt. „Diese Entwicklungen bergen das Risiko, die Balance zwischen Versicherbarkeit und Solidität zu gefährden“, erklärt Franke. Die meisten Versicherer halten aber weiterhin an bewährten Kriterien fest.

Auch die Bestandsgröße spielt eine Rolle: Anbieter mit weniger als 15.000 Policen werden als kalkulatorisches Risiko eingestuft. „Ein kleiner Bestand kann bereits durch wenige teure Leistungsfälle erheblich belastet werden.Die hohe Volatilität kann dazu führen, dass ein einzelner Versicherungsfall unverhältnismäßig stark die Schadenquote beeinfluss“, warnt Klages.

Stabilitätsfaktor Finanzstärke

Im Bereich „Finanzstärke“ wurden 13 Unternehmenskennzahlen bewertet. Drei Gesellschaften erreichten mindestens 85 Prozent weitere 13 mindestens 75 Prozent. Die Bilanzwertung konnte die LV1871 mit herausragenden 94,00 Prozent für sich entscheiden. Die bilanzielle Stärke muss dabei aber nicht zwangsweise größenabhängig sein.

Die Silbermedaille geht an die Universa, die nach verdienten Bruttobeiträgen 2023 auf Platz 59 rangiert und einen Marktanteil von 0,17 Prozent hat. Bronze geht an den Branchenprimus Allianz mit 85 Prozent.

Franke und Bornberg - map-report 938 - BU-Stabilitätsrating - Kriterien

„Policen zur Absicherung der Arbeitkraft sind Low-Interest-Produkte“

Nach wie vor bleibt die Absicherungsquote gegen die existenzbedrohende finanzielle Gefahr einer Berufsunfähigkeit auf einem niedrigen Niveau, resumiert die neue Analyse. Der Gesamtbestand stagniere seit Jahren, der Wettbewerb fokussiere sich auf wenige Berufsgruppen, wobei in diesen Segmenten – verstärkt durch die Erhöhung des Höchstrechnungszinses – ein zunehmend aggressiver Preiskampf herrsche, so Franke und Bornberg.

Vielen Berufstätigen, vor allem jungen Personen, sei das Risiko einer Berufsunfähigkeit nicht bewusst. Nach den neueste Berechnungen des Analysehauses beträgt die durchschnittliche monatliche BU-Rente rund 1.100 Euro. Angesichts der hohen Mieten in vielen deutschen Großstädten dürfte die BU-Rente im Fall der Fälle gerade noch für die Wohnungsmiete reichen.

„Policen zur Absicherung der Arbeitskraft sind Low-Interest-Produkte; sie werden nicht gekauft, sondern müssen verkauft werden“ gibt Michael Franke zu bedenken. Hierin liegt die Herausforderung für den Vertrieb, das Bewusstsein für das individuelle BU-Risiko zu schaffen und die Kunden von der Notwendigkeit der privaten Absicherung zu überzeugen.

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