Die Beyerle-Kolumne
Überall ist vom Aufschwung an den Immobilienmärkten die Rede, die Branche gibt sich optimistisch. Doch ist die Entwicklung nachhaltig? Eines steht fest: Um mehr Dynamik in den Markt zu bringen, müssen die Investoren mutiger werden.
Das was zum Jahresbeginn an Botschaften, Hoffnungen und Prognosen auf die Vertreter der Immobilienwirtschaft traf, ist im wahrsten Sinne des Wortes gewaltig optimistisch. Man spürte in fast allen Statements förmlich die Erleichterung zwischen den Zeilen. Sollte sich dies bewahrheiten, so stehen uns – der klassischen Entwicklung folgend – wieder einige goldene Jahre bevor.
Doch stellen sich einige kritische Fragen: Worin liegt die aktuell beschworene „Recovery Story“ – nur in der konjunkturellen Erholung? Wie gehen wir mit dem noch immer wachsenden Leerstand um? Und überhaupt: Lähmen die hohen Eigenkapitalanforderungen von Finanzinstituten nicht geradezu den Aufbruch beim Development in diesem optimistischen Umfeld? Problematisch ist zudem eine gewisse Konzentration der Investoren auf ganz wenige Leuchtturmobjekte am sogenannten Premiummarkt.
Das konjunkturelle Großbild
Grundsätzlich stellt sich das wirtschaftliche Umfeld derzeit relativ positiv dar. Der Aufschwung hat in Deutschland im vierten Quartal angehalten. In Folge der Staatsschuldenkrise zeigt sich Deutschland konjunkturell äußerst dynamisch und kraftvoll. Allerdings ist dieses positive Bild nicht auf ganz Europa übertragbar: Während Deutschland und der europäische Norden von ihrer Exportstärke profitieren und sich dort eine Belebung der Binnennachfrage abzeichnet, drückt der staatliche Konsolidierungsbedarf in den PIIGS-Ländern auf die Wachstumsperspektiven.
Die Inflationsrate ist im Dezember in der Eurozone überraschend stark auf 2,2 Prozent gestiegen. Wenngleich die meisten Analysten für 2011 eine mäßige Inflationsrate von zwei Prozent erwarten, ist die Wahrscheinlichkeit gestiegen, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen ab Jahresmitte anhebt.
Angesichts der guten Konjunkturvorgaben hat sich der Stabilisierungsprozess auf den europäischen Mietmärkten für Büroflächen im letzten Quartal 2010 fortgesetzt. Über die wichtigsten 20 europäischen Standorte betrachtet entsprach das Flächenumsatzvolumen dem Durchschnittswert der vierten Quartale der letzten zehn Jahre. Vergleichsweise hoch fielen die Anmietungen insbesondere in London, Berlin, Budapest und Prag aus, während die spanischen Büromärkte dem europäischen Trend weiter hinterherhinkten.