„Investoren, wagt Euch aus der Deckung“

Die durchschnittliche Leerstandsquote verharrte in Deutschland und Europa zuletzt bei zehn Prozent. Flächen hochwertiger Qualität scheinen sich allerdings in vielen Standorten bereits zu verknappen. Neben London und Stockholm wiesen daher zuletzt auch einige deutsche Bürostandorte (Berlin, München) sowie Helsinki und Mailand steigende Spitzenmieten auf. In Madrid und Barcelona tendierten die Mieten dagegen weiter nach unten.

Positiv entwickelt sich der europäische Investmentmarkt für Gewerbeimmobilien. Er war im vierten Quartal durch eine Jahresendrallye gekennzeichnet: Das Investitionsvolumen lag mit 35,8 Milliarden Euro um 55 Prozent über dem Ergebnis des Vorquartals sowie um 39 Prozent über dem Resultat des Vorjahresquartals. Stark zugenommen haben im Vergleich zum Vorjahr insbesondere die Aktivitäten in Deutschland, Skandinavien und Frankreich.

Der Fokus der Investoren liegt nach wie vor auf dem Core-Segment, wenngleich einige Anleger angesichts des knappen Angebots an Spitzenobjekten wieder zur Übernahme leicht höherer Risiken bereit sind. Die Spitzenanfangsrenditen sind in einigen Bürostandorten nochmals gesunken, insbesondere in Deutschland, den Niederlanden und Italien. Im laufenden Jahr ist mit einer fortgesetzten Erholung an den Miet- und Anlagemärkten zu rechnen. Die Anmietungsaktivitäten dürften angesichts der verbesserten konjunkturellen Stimmungslage weiter zunehmen.

Allerdings bleibt ein wesentliches Problem: Da im Jahr 2011 in vielen Ländern nur mit einem mäßigen Zuwachs an Beschäftigung zu rechnen ist, wird der hohe Leerstandsberg nur graduell abgebaut werden.

Moderne, hochwertige Flächen werden sich allerdings angesichts der Nachfrage-präferenzen für dieses Segment sowie des geringen erwarteten Fertigstellungsvolumens weiter verknappen. Die Spitzenmieten werden daher in den meisten Standorten wieder anziehen. Wesentliche Ausnahmen werden voraussichtlich die Märkte in Spanien und Portugal sein, wo die Konjunktur angesichts der Staatsschuldenkrise noch nicht richtig Tritt gefasst hat. Die Anfangsrenditen im Spitzenbürosegment werden in vielen Standorten in 2011 weiter nach unten tendieren, erfahren jedoch wachsenden Widerstand durch den erwarteten Anstieg der langfristigen Zinsen.

Dem vielbeschworenen Aufschwung fehlt noch ein wesentlicher Faktor: das Anziehen der Neubautätigkeit. Wandelt man gegenwärtig durch die deutschen Bürostandorte, fällt vor allem eines auf: Die Kräne fehlen. „Die Krise“, werden die meisten noch immer ausrufen. In der Tat ist die aktuelle Zurückhaltung im Bereich der Projektentwicklungen eine zyklische Reaktion auf die Implosion an den Finanzmärkten.

Wer will es den Banken da verdenken, dass sie grundsätzlich weiterhin „aktiv sein wollen“ und trotzdem die Eigenkapital-Anforderungen bei 70 Prozent belassen. Analysten sollten mit dem argumentativen Finger drohen: „Fangt an zu bauen! Sonst drohen nicht nur Knappheitstendenzen, sondern später auch ein Überschießen und das kollektive Jammern wegen des daraus resultierenden Überangebots in 2015.“

Seite 3: Der Run auf “Core”-Immobilien treibt wundersame Blüten

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