Die Risikobereitschaft ist noch nicht vollständig zurückgekehrt, aber bisher haben sich die Märkte im Dezember vorsichtig erholt. Insbesondere die US-Indizes flirten mit ihren Allzeithochs. Reisetitel haben sich trotz der neuen Beschränkungen in Europa gut gehalten. Gerüchte, dass das Vereinigte Königreich einen „Plan B“ einführen würde, schwächten das Pfund Sterling kurzfristig ab – bevor es sich bis zum Ende des Tages wieder erholte. Die Rohölpreise erholen sich von ihrem Einbruch im November, gestützt durch die optimistische Stimmung in Saudi-Arabien.
Vorläufige Laborstudien deuten darauf hin, dass drei Impfstoffdosen wahrscheinlich ausreichen, um die Omikron-Variante zu neutralisieren. Aber es bleiben Fragen offen: Wie groß ist die Bereitschaft der Bevölkerung, sich einer weiteren Impfung zu unterziehen? Können wir den Impfstoff zügig einführen? Welche Einschränkungen brauchen wir in der Zwischenzeit? Und welche Folgen hätte es, wenn es keine Einschränkungen gäbe? Was bringt die nächste Variante? Ist unsere Gesellschaft in der Lage, eine gerechte Verteilung von Impfstoffen zu finden – sowohl um den Entwicklungsländern zu helfen als auch um die Wahrscheinlichkeit künftiger bedenklicher Varianten zu verringern? Die Märkte meiden in der Regel eine unzureichende Informationslage – doch scheinen die Anleger derzeit weder die Geduld noch die Aufmerksamkeitsspanne zu haben, um diese größeren Fragen zu berücksichtigen.
Längerfristig stehen wir vor Inflation und Zinserhöhungen: Jerome Powell wies auf die großen Bedenken hin, dass eine weitere Welle des Virus eine noch stärkere Inflation mit sich bringen könnte. Die Argumente dafür, dass Value-Titel besser abschneiden als Growth-Titel, werden immer stärker. Kurzfristig rechnen wir jedoch mit Volatilität aufgrund der Auswirkungen von Omikron.
Autor Geir Lode ist Head of Global Equities bei Federated Hermes.