Gemäß wirtschaftswissenschaftlicher Lehrmeinung sollten sich kleine und mittlere Unternehmen mit ihren Produkten auf Nischen fokussieren. Diese Zielsetzung ist nach wie vor richtig. Jedoch kann man sagen, dass das Innovationspotenzial zielgerichteter Nischenprodukte im Sinne von neuartiger Versicherungsdeckung doch eher ausgereizt ist. Neue Optionen bieten daher eine Spezialisierung in den Kommunikationskanälen, im Service sowie im allgemeinen Marketing. Alle die genannten Punkte hängen mit der Kundenwahrnehmung zusammen. Deswegen wird heute ein Versicherungsangebot als Kombination aller der genannten Teile verstanden.
Das Kernprodukt einer Versicherung besteht aus der Übernahme des Schadens bei Eintritt eines vorher miteinander vereinbarten Risikos. Es besteht noch Potenzial, dieses Kernprodukt auf Zielgruppen, beispielsweise Berufsgruppen, zuzuschneiden. So existieren gewisse Anbieter, die bestimmte Berufsgruppen adressieren und in diesen sehr erfolgreich agieren. Weiteres Wachstumspotenzial besteht darin, neue Zielgruppen mit ähnlichen Versicherungswünschen zu identifizieren und diese mit spezifischen Produkten zu erschließen.
Wege zur Interaktion ändern sich drastisch und immer schneller
Hier wären beispielsweise Gruppen denkbar, die gleiche Freizeitinteressen oder gleiche Konsuminteressen aufzeigen. Eine Zielgruppenbildung kann auch über Alter und Geschlecht erfolgen. Hier haben sich jedoch in der Vergangenheit, zum Beispiel Versuche mit einer auf Frauen ausgerichteten Kfz-Versicherung, als problematisch erwiesen. Die Wege, auf denen Kunden mit ihren Versicherern interagieren wollen, ändern sich drastisch und immer schneller. Der E-Mail-Kontakt wird durch den Chat (beispielsweise über Whatsapp) ersetzt und junge Menschen suchen Bedienungsanleitungen nicht mehr auf Google, sondern auf Youtube.
Moderne Kommunikationskanäle sind nicht alles
Die großen Versicherungsunternehmen tun sich schwer, dem gegenwärtigen Veränderungstempo zu folgen. Mit einer Spezialisierung auf moderne Kommunikationskanäle kann eine Nische, typischerweise eher bei jungen Kunden, erschlossen werden. Das Konzept weist allerdings Grenzen auf. Einfachstprodukte wie eine Reiseversicherung oder die Versicherung von Konzerttickets werden noch gut in digitalen Kanälen abgedeckt. Bei Produkten wie Kfz- oder gar Lebensversicherungen kommt ein größerer Teil der Kunden an einen Punkt, an dem er doch eine menschliche Interaktion bevorzugt, sei es telefonisch, per Chat oder sogar durch ein persönliches Gespräch.