Marktreport Sachwertanlagen 2021: Viel besser als erwartet

Nun sagt Thomas Wirtz, Geschäftsleitung Vertrieb Fonds sowie An- und Verkauf Immobilien der ZBI Gruppe: „Aktuell fokussieren wir uns unter anderem darauf, die bereits erfolgreich eingeworbenen Eigenkapitalmittel für unsere Fonds strategiekonform zu investieren.“ Die Neuauflage von Folgeprodukten sei also auch abhängig von der Umsetzung der noch offenen Investitionsvolumen in den einzelnen Fonds.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Herausforderungen an den Transaktionsmärkten, und hier unter anderem auch die ESG-Zielsetzungen in den Preisen adäquat abzubilden, sind aktuell noch keine weiteren Produkte in der Planung“, sagt Wirtz, fügt jedoch hinzu: „Ziel der ZBI Gruppe ist es auch künftig geschlossene Fondsprodukte aufzulegen, wenn diese einen sinnvollen Beitrag im Sinne einer Wertgemeinschaft aller Stakeholder, beispielsweise aus Mietern und Anlegern, leisten.“ Das klingt weiterhin nicht nach einer baldigen Rückkehr in den Markt, aber nicht mehr nach einem endgültigen Abschied.

Neben ZBI fehlen von den Top-Ten des Vorjahres in diesem Jahr zudem drei weitere Unternehmen: ThomasLloyd, Degag und E&V Digital Invest waren diesmal nicht willens oder in der Lage, ihre Platzierungsergebnisse zu melden. 2020 hatte sich das Retailgeschäft dieser drei Anbieter noch auf zusammen rund 187 Millionen Euro belaufen. Zwar ist es nicht ungewöhnlich, dass sich die Zusammensetzung der meldenden Unternehmen für das Cash.-Ranking jährlich etwas ändert. Aber ein Ausfall inklusive ZBI von insgesamt fast 20 Prozent des Marktvolumens des Vorjahres ist schon vergleichsweise hoch.

Malte Thies, One Group: „2021 neuen Rekord aufgestellt.“

Umso bemerkenswerter ist, dass die verbleibenden Anbieter die Lücke mehr als kompensiert haben, wobei die Anzahl der Meldungen für 2021 mit 49 Unternehmen sogar etwas über dem Vorjahr (46) liegt. Davon wollen drei Anbieter nicht namentlich genannt werden und sind in der Tabelle unter „weitere“ zusammengefasst.

Auch bei Spezialfonds & Co. knapp 20 Prozent des Vorjahresvolumens nicht vertreten

Zwei Unternehmen – Hannover Leasing und KGAL – hatten kein Retail-Geschäft zu verzeichnen, wurden aber mit ihrem Großkundengeschäft erfasst. Real I.S. hingegen verzichtete in diesem Jahr mit Hinweis auf den Rückzug aus dem Publikumsgeschäft auf eine Meldung, weshalb auch bei Spezialfonds & Co. knapp 20 Prozent des Vorjahresvolumens in diesem Jahr nicht vertreten ist. Zwei weitere Unternehmen haben zwar die Cash.-Anfrage beantwortet, aber keine relevanten Produkte platziert. Sie sind aber in die Auswertung der weiteren Fragen eingegangen. Berücksichtigt wurden wie in den Vorjahren generell nur Anbieter, die ihre Wurzeln im Retail-Geschäft haben, also keine reinen Spezialfonds-Anbieter. Im Bereich der Crowdinvestments hat Cash. erneut die Plattformen befragt, auch wenn sie meistens formal nicht als Anbieter, sondern als Vertrieb fungieren.

2,17 Milliarden Euro frisches Eigenkapital im Retailgeschäft

Insgesamt haben die Unternehmen im vergangenen Jahr 2,17 Milliarden Euro frisches Eigenkapital im Retailgeschäft akquiriert. Das ist ein sattes Plus von 22,2 Prozent gegenüber 2020. Von dem Platzierungsvolumen entfielen 1,47 Milliarden Euro oder rund 68 Prozent auf Publikums-AIFs. Das entspricht einem Zuwachs gegenüber 2020 um 24,7 Prozent. Nicht ganz so stark ist mit einem Plus von 10,7 Prozent das Segment der Vermögensanlagen auf nun 486,7 Millionen Euro gewachsen. 198 Millionen Euro (9,2 Prozent des Platzierungsvolumens) entfielen auf andere Verpackungsformen wie Token oder Sachwertanleihen, die unter das Wertpapierprospektgesetz fallen. Dazu zählen auch einige Plattform-Emissionen, die wegen fehlender Angaben nicht eindeutig zuzuordnen sind.

An die Spitze der Platzierungsliste setzte sich dieses Jahr der US-Spezialist Jamestown, der im Jahr 2021 umgerechnet rund 267 Millionen Euro (304 Millionen US-Dollar) für seinen Fonds 31 akquirierte. Der ursprünglich bereits im Herbst 2019 gestartete Fonds wurde letztlich mit einem Eigenkapital von 641 Millionen US-Dollar geschlossen, inklusive Fremdkapital wird er wohl die Milliarden-Grenze überschreiten.

Jamestown hatte die Platzierung Anfang 2020 unterbrochen, um zunächst die Objektpipeline aufzufüllen und weiteres Geld auch investieren zu können. Im Februar 2021 öffnete das Unternehmen den Fonds nach zwei großvolumigen Transaktionen wieder für weitere Anleger. Dazu zählte ein 25-prozentiger Anteil am „Innovation and Design Building“ (IDB) in Boston. Das mehr als 400 Meter lange Gebäude gehört laut Jamestown mit über 125.000 Quadratmetern zu den größten Gewerbeimmobilien in der US-Metropole.

Deutsche Finance beim Gesamt-Eigenkapital mit weitem Abstand vorn

In Boston investiert auch die Deutsche Finance Group. Sie baut dort mehrere Gebäude mit „Lab-Offices“, also einer Mischung aus Labor- und Büroflächen. Das erste Projekt hat sie gerade im Februar 2022 mit dem Verkauf des Gebäudes vorzeitig und über Plan abgeschlossen. Die Deutsche Finance liegt beim insgesamt platzierten Eigenkapital 2021 mit weitem Abstand vorn. Sie akquirierte fast 1,3 Milliarden Euro. Davon entfielen 1,114 Milliarden Euro auf den institutionellen Geschäftsbereich und 150,2 Millionen Euro auf das Privatkundengeschäft.

Auf Platz 2 im Retailgeschäft katapultierte sich im diesjährigen Ranking die One Group mit einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahr von 330 Prozent auf 182,5 Millionen Euro. Weitere gut 25 Millionen Euro akquirierte das Unternehmen mit Private Placements. „Mit dem Platzierungsergebnis 2021 haben wir einen neuen Rekord aufgestellt“, betont Geschäftsführer Malte Thies. „Neben den platzierten 208 Millionen Euro wurden – wenn auch nicht in die Auswertung 2021 fallend – weitere rund 37 Millionen Euro aus Rückflüssen des ProReal Deutschland 6 eingeworben“, so Thies. Die mit 62,8 Millionen Euro ausgestattete Vermögensanlage wurde laut One Group Ende 2021 vollständig und prospektgemäß an die etwa 2.700 Anleger zurückgezahlt. Die Wiederanlage von immerhin fast 60 Prozent der Summe wird jedoch erst 2022 vollzogen und von der One Group demnach nicht zum Platzierungsvolumen 2021 gezählt.

Das Ergebnis der One Group ist auch deshalb bemerkenswert, weil das Unternehmen erst im Juli 2020 einen Gesellschafterwechsel zu verdauen hatte. Der Immobilienkonzern Soravia mit Hauptsitz in Wien übernahm die One Group, nachdem der vorherige Gesellschafter Isaria den wesentlichen Teil der Projektpipeline an die Deutsche Wohnen AG verkauft hatte. Die Vermögensanlagen der One Group finanzieren Wohnungsbau-Projektentwicklungen, zunächst der Isaria und nun der Soravia. Schon ab Herbst 2020 brachte Thies die ersten Emissionen mit dem neuen Mutterkonzern und Projektpartner. Dazu zählen erstmals auch Inhaber-Schuldverschreibungen, also Wertpapiere.

Nächste Seite: Weitere Platzierungserfolge bei One Group geplant

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