Marktreport Sachwertanlagen: Die neue Konkurrenz ist da

Von den verbleibenden ELTIFs hat die Redaktion den Klimavest von Commerzreal dem Segment „Erneuerbare Energie“ und die anderen drei der Überschrift „Multi Asset“ zugeordnet, weil sie auch in weitere In­frastruktur investieren.

Nicht immer ist die richtige Zuordnung indes eindeutig, etwa des Oddo BHF Commit for Tomorrow ELTIF. Die Investmentgesellschaft Oddo BHF selbst ordnet den Fonds dem Segment Private Equity zu (siehe Cash. Extra ELTIF in Ausgabe 10/2024). Er investiert mit dem Schwerpunkt Energiewende, also hauptsächlich in Erneuerbare-Energie-Anlagen und entsprechende Infrastruktur wie etwa Ladesäulen und könnte damit auch diesem Segment zugeordnet werden. 

Die in Frankreich ansässige Oddo BHF sucht für den Fonds, der als geschlossenes Konzept mit zehn Jahren Mindestlaufzeit aufgelegt wurde, deutsche Privatanleger ab 1.000 Euro und will sie explizit auch über freie Finanzdienstleister mit 34f-Zulassung erreichen. Das Unternehmen tritt damit in direkte Konkurrenz zu den AIF-Anbietern. 

Nicht in jedem Fall unmittelbarer Wettbewerb

Nicht in jedem Fall ist der Wettbewerb so unmittelbar. So wird der Klimavest, für den Commerzreal bereits vor der ELTIF-Reform über eine Milliarde Euro eingesammelt hat, in erster Linie über das Commerzbank-Filialnetz sowie ausgewählte Institute vertrieben. Der Vertrieb des Uni Privatmarkt Infrastruktur ELTIF von Union Investment wiederum läuft ohne Mindestinvestment der Anleger über das riesige Netz der Volks- und Raiffeisenbanken.

Und für den AC One Planet werden auf der Aquila-Website neben der Commerzbank, die im Juni ihre Beteiligung an Aquila auf 74,9 Prozent aufgestockt hat, aus dem „Netzwerk an Beratungspartnern“ lediglich drei Sparkassen aufgeführt. Der Fonds kann zudem über die Fondsdepotbank (FNZ) bei angeschlossenen Instituten erworben werden.

Auswirkungen noch offen

Insofern sind die Auswirkungen der vielen neuen Wettbewerber und ihrer Sachwert-ELTIFs auf die bisherige AIF-Branche noch offen. Einerseits besteht die Hoffnung, dass die ELTIFs das Geschäft insgesamt beleben und das Image der gesamten Branche heben.

Andererseits ist nicht ausgeschlossen, dass die ELTIFs und die mächtige Konkurrenz von Investmentriesen wie Blackrock oder Amundi den überwiegend mittelständisch geprägten Markt der AIFs erdrücken. Möglich ist auch, dass ELTIFs und Publikums-AIFs – so wie bislang offene und geschlossene Immobilienfonds – ohne große Berührungspunkte nebeneinander existieren werden.

Immerhin sind auch aus den Reihen der bisherigen AIF-Anbieter einige ELTIFs angekündigt, unter anderem von RWB und Patrizia Grundinvest (siehe Ausgabe 10/2024). Sie waren bis zum Stichtag aber noch nicht zugelassen.

Auch AIF-Angebot wieder etwas erhöht

Derweil hat sich auch die Anzahl der AIFs wieder etwas erhöht: Statt 25 wie im Vorjahr sind nun 30 in der Platzierung. Auch das hat indes nur wenig mit einer höheren Zahl an Neuemissionen zu tun: 14 der AIFs und damit fast die Hälfte standen bereits in der letztjährigen Marktübersicht, sie sind also schon seit mindestens einem Jahr im Vertrieb. Neu zugelassen wurden im ersten Halbjahr 2024 lediglich zehn Publikums-AIFs – einer mehr als im Vorjahreszeitraum. 

Etwas zulegt haben in der Tabelle neben Private-Equity- auch US-Immobilienfonds: Von drei auf fünf Angebote, davon drei neue. Kurz nach dem Stichtag für die Marktübersicht hat die Bafin zudem den TSO Active Property IV zugelassen. Der Publikums-AIF setzt die bisherigen Vermögensanlagen des US-Spezialisten TSO fort, war bis Redaktionsschuss aber noch nicht im aktiven Vertrieb.

Zu den neuen US-Fonds zählt auch der BVT Residential USA 19, der in die Entwicklung von Apartmentanlagen in den USA investiert. Ein Beispiel für die Serie ist ein Projekt in Orlando/Florida, das von zwei Vorläuferfonds finanziert wurde (und ein hübsches Aufmacherfoto für diesen Artikel hergibt). Der neue BVT-Fonds ist, wie die meisten AIFs – und durchweg auch die ELTIFs – als Blindpool gestartet; bei nur neun der aktuellen Fonds stand das oder die Fondsobjekte von Beginn an fest.

Einzige Vermögensanlage zügig platziert

Für neue Emissionen nach dem Vermögensanlagengesetz sind Blindpools indes seit Mitte 2021 verboten. Das Segment ist damit fast vollständig vom Markt verschwunden, zumal die Bafin die Vorschriften sehr restriktiv anwendet.

Die einzige Vermögensanlage mit Marktbedeutung, die in den vergangenen zwölf Monaten eine Billigung der BaFin erhalten hat, war die Emission „Container 80“ von Buss Capital Invest. Sie wurde Ende März 2024 in den Vertrieb geschickt und war nach Angaben von Buss innerhalb von rund zwei Monaten mit einem Volumen von immerhin 17,3 Millionen Euro an rund 600 Anlegerinnen und Anleger voll platziert. Es geht also.

Die Emission ist wegen der schnellen Platzierung nicht der Marktübersicht enthalten. Die noch immer kurze Liste der aktuellen Angebote könnte insofern auch ein gutes Zeichen sein – wenn dies daraus resultierte, dass die Emissionen schnell weggegangen sind und dann eben nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei den meisten der in letzter Zeit aufgelegten Publikums-AIFs allerdings ist das nicht der Fall.

Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Cash.-Ausgabe 11/2024.

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