Aber noch einmal zurück zu den Zahlen: In der Darstellung der Wächter wurden 10.000 erfasste Vorgänge seit März 2015 gezählt. Dabei ist nicht dargestellt, ob beispielsweise selbst initiierte Befragungen mitgezählt sind. Hält man die Beschwerdezahlen allein des Ombudsmann der Versicherungen dagegen, so schlagen dort seit Jahren ziemlich stabil circa 20.000 abgearbeitete Beschwerden von Verbrauchern pro Jahr zu Buche.
Kooperation zwischen Ombudsmann und Marktwächter?
In diesem Zusammenhang wäre interessant zu wissen, wie eigentlich diese beiden mit durchaus ähnlichem Ziel versehenen Institutionen kooperieren? Wer informiert wen, wer warnt wen – allgemein, wer stellt sicher, dass Synergien generiert werden? Schließlich könnte auch der Ombudsmann von der Systematik und den Erkenntnissen der Marktwächter profitieren.
Darüber hinaus ist trotz Recherchen nicht feststellbar, ob die Installation von Marktwächtern in der Finanzdienstleistungsbranche einen proaktiven Umgang mit eben diesen hervorgebracht hat. Warum auch?
Die Finanzdienstleistungsbranche versucht durch Selbstregulierung frühzeitig die zitierten „schwarzen Schafe“ zu brandmarken oder auszusortieren, um den für ihre Geschäfte dringend notwendigen guten Ruf zu wahren.
Daneben etabliert sich die Aufsicht im Finanzdienstleistungssektor, in Deutschland über die BaFin und in der EU über die ESAs (EIOPA, EBA, ESMA), immer mehr als präventiver Überwacher. Unterstützt wird dies durch die aktuelle Gesetzgebung (zum Beispiel IDD, MiFID etc.), welche zusätzliche Governance Anforderungen zur Prüfung der Produktgestaltung, Produkttransparenz oder Zielgruppen einfordert.
Zukunft: Konsolidierung ?
Die Förderung der Marktwächter durch die Bundesregierung läuft 2017 aus. Wie sieht eine Folgefinanzierung aus? Und rechtfertigt das bisherige Ergebnis eine Fortsetzung?
Auch wenn die bisherigen Ergebnisse überschaubar erscheinen, gibt es natürlich keinen Zweifel an der Sinnhaftigkeit eines Frühwarnsystems. Die Frage für die Zukunft ist, wie erreiche ich eine wirksame Koordinierung der verschiedenen Spieler in dem Frühwarn-Verfahren?
Bevor es eine unübersichtliche Vielfalt von Schützern gibt, sollte einer konsolidierten und damit stärker koordinierten Vorgehensweise der Vorrang gegeben werden. Eigentlich ist das die entscheidende Debatte für die Zukunft.
Die Autoren sind Ekkart Kaske, Spezialist für Financial & Governmental Affairs, und Prof. Dr. Hans-Wilhelm Zeidler, Unternehmensberater und Branchenexperte.
Foto: Zeidler Consulting / Shutterstock
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