Maxime Carmignac: „Wir gewinnen nur, wenn unsere Kunden auch gewinnen“

Maxime Carmignac, Carmignac
Foto: Jean-Charles Caslot
Maxime Carmignac: „Deutschland ist ein Schlüsselmarkt für uns, weshalb wir vor mehr als einem Jahrzehnt bereits unser lokales Büro eröffnet haben, das von Nils Hemmer geleitet wird.“

EXKLUSIV Maxime Carmignac trat 2013 dem Management-Team des von ihrem Vater Edouard Carmignac gegründeten Asset Managers Carmignac bei. Wir befragten sie nach ihren persönlichen Meilensteinen nach zehn Jahren an der Spitze von Carmignac, ihre Strategie für den deutschen Markt, wie sie Frauen zu mehr finanzieller Freiheit verhelfen will, nach einer Bewertung der aktuellen Lage an den Kapitalmärkten und welchen Stellenwert ESG für das französische Investmenthaus hat.

Sie sind jetzt in Ihrem elften Jahr in der Generaldirektion von Carmignac. Welche Veränderungen hat es gegeben, seit Sie 2013 diese Aufgabe übernommen haben? Was waren die Höhepunkte der letzten zehn Jahre für Sie persönlich?
Carmignac: Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten zehn Jahren stark weiterentwickelt, aber die größte Veränderung ist zweifelsohne unsere Fondspalette. Im Laufe der Jahre hat sich unsere Palette langsam erweitert, da sich die Kundenpräferenzen weiterentwickelt haben. Im Jahr 2013 hatten wir 15 Strategien. Heute haben wir 25. Und sieben davon verfügen über ein Vermögen von mehr als eine Milliarde Euro.

Einer meiner persönlichen Höhepunkte ist die Gründung des Carmignac Labs in 2014. Innovation ist für viele Unternehmen in vielen Sektoren eine Herausforderung. Wir wollten sicherstellen, dass wir über die Instrumente verfügen, um organisch Innovationen entwickeln zu können, ohne auf externes Wachstum angewiesen zu sein. Wir identifizieren vielversprechende Ideen und Teams, bringen sie im Lab auf den Weg, setzen sie als Startkapital ein, nehmen uns die Zeit für einen echten Konzeptnachweis und öffnen sie erst dann für externe Kunden, wenn wir ein hohes Maß an Vertrauen haben. Einige unserer erfolgreichsten Fonds, wie z. B. Carmignac Portfolio Credit, sind „Lab-Babys“.

Carmignac ist ein international tätiger Vermögensverwalter. Wie wichtig ist Deutschland als Absatzmarkt für Sie?
Carmignac: Deutschland ist der größte Markt in Kontinentaleuropa mit einem verwalteten Fondsvermögen von mehr als 4,1 Billionen Euro, das vor allem vom großen Bankensektor, aber auch von institutionellen Anlegern verwaltet wird. Daher ist es natürlich ein Schlüsselmarkt für uns. Es ist nun über ein Jahrzehnt her, dass wir unser lokales Büro eröffnet haben, das von Nils Hemmer geleitet wird, der 2018 zu uns gestoßen ist. Ein interessanter Trend, den wir in dieser Zeit beobachten konnten, ist die Zunahme unabhängiger, anspruchsvoller Investoren, die ihr eigenes Geschäft eröffnen. Diese Investoren sind eher langfristig orientiert, konzentrieren sich auf die Interessen ihrer Kunden und verkaufen nicht nur ein „Produkt des Monats“. Dieser Ansatz deckt sich eng mit unserem eigenen.

Wie positioniert sich Carmignac in Deutschland, oder anders ausgedrückt, wie soll Carmignac von Finanzberatern, Verkäufern und deutschen Anlegern wahrgenommen werden?
Carmignac: Wir haben eine lange Tradition mit IFAs und Versicherungsgesellschaften in Deutschland und sehen eine starke Verbindung zwischen unabhängigen Beratern und uns als unabhängigem Unternehmen. Unabhängigkeit trifft auf Unabhängigkeit! Wir verpflichten uns, diese wichtigen Kundengruppen mit unserer vollen Unterstützung und einem hohen Maß an regionaler Sichtbarkeit zu bedienen.

In Anbetracht der Erweiterung unserer Produktpalette in den letzten Jahren und des wachsenden Marktes für verwaltete Portfolios haben wir die deutsche Niederlassung mit einem speziellen Fondskäuferteam verstärkt, das mit großen diskretionären Portfolios, Vermögensverwaltern und Dachfonds zusammenarbeitet.

Da 61 Prozent des deutschen Marktes von institutionellen Anlegern gehalten werden, bieten wir auch für diese Kundengruppe spezielle Unterstützung und Lösungen an. Unsere Botschaft ist klar: Wir können Ihr Partner für die Altersvorsorge und das Sparen sein, indem wir solide Portfolios mit einem einzigartigen Investmentansatz aufbauen und Fonds verwalten. Ein Beispiel ist der Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. Früher waren sie für IFAs nicht relevant – die Kunden gingen stattdessen zu ihrer Bank. Doch heute bieten unsere Kredit-Ziellaufzeitfonds den Beratern die Möglichkeit, über einen bestimmten Zeitraum hinweg anständige Renditen zu erzielen. Dies ist ein neues und attraktives Angebot und hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Wir wissen auch, dass unsere Kunden die persönliche Betreuung durch unser engagiertes lokales Vertriebsteam schätzen. Diese Beziehung funktioniert in beide Richtungen – die Kunden helfen uns, unsere Dienstleistungen zu verbessern und uns an ihre rechtlichen Anforderungen anzupassen. Wir sind immer dankbar für das positive – und auch weniger positive – Feedback.

Was sind für Sie die Alleinstellungsmerkmale einer Fondsboutique, die als Familienunternehmen geführt wird?
Carmignac: Ein Familienunternehmen zu sein bedeutet, dass wir unabhängig sind. Das befreit uns von der Verpflichtung zu kurzfristigen Ergebnissen. Es erlaubt uns, über das Bestehende hinauszublicken, temporären Hype zu vermeiden und die langfristige Entwicklung unseres Unternehmens zu berücksichtigen. Als Familienunternehmen muss man morgen die Verantwortung für das Handeln von heute übernehmen!

Wir können effizient, agil und unternehmerisch handeln. Wir können Herausforderungen in Chancen verwandeln. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir so das Geld unserer Kunden effektiver verwalten können. Schließlich haben wir ohne externe Geldgeber keine andere Wahl, als erfolgreich zu sein. Das ist auch der Grund, warum wir unser Eigenkapital – über zwei Milliarden Euro – hauptsächlich in unsere eigenen Fonds investieren. Durch diese Eigenbeteiligung haben wir eine völlige Übereinstimmung mit den Interessen unserer Kunden. Wir gewinnen nur, wenn sie gewinnen.

Lesen Sie hier, wie es weitergeht.

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