Nach May ist bislang noch vor dem Brexit. Wie sich Boris Johnson dazu verhält und was nun in Großbritannien passiert, erläutert Mark Phelps, CIO, Global Concentrated Equities beim Asset Manager AllianceBernstein (AB), in seinem Kommentar zu den Abstimmungsrunden der konservativen Regierungspartei in Großbritannien.
Die Wahl des nächsten Parteivorsitzenden der Konservativen in Großbritannien, und damit auch des nächsten britischen Premierministers, geht aller Voraussicht nach (Anmerkung: nach einer weiteren Abstimmung) an die Parteimitglieder. Die Debatte – wie auch die britische Politik in den letzten drei Jahren – ist vom Brexit dominiert und der ultimative Gewinner wird mit einer unveränderten parlamentarischen Sackgasse konfrontiert sein, hat dabei aber wenig Zeit eine Lösung zu finden.
Austritt ohne Deal?
Der klare Spitzenreiter, der frühere Außenminister Boris Johnson, will, dass Großbritannien zum Stichtag 31. Oktober 2019 die Europäische Union verlässt. Diese Vorgehensweise erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Austritts ohne Deal. Um dieses Szenario zu vermeiden, ist es jedoch möglich, dass einige konservative Abgeordnete bei einer Vertrauensfrage mit Labour gegen eine Regierung stimmen und somit Neuwahlen auslösen.
Der potenzielle Schaden eines harten Brexit ist bereits größtenteils im Britischen Pfund eingepreist. Ohne eine einfache und schnelle Lösung ist es wahrscheinlich, dass die britische Währung, der Aktienmarkt und das gesamte Land bis zum ‚Halloween-Stichtag‘ eine weitere Periode erhöhter Volatilität erleben werden.
Die vollen Auswirkungen auf die britische Wirtschaft und die Unternehmen sind weiter ungewiss, die Risiken überwiegen jedoch klar. Viele Unternehmen müssen erneut ihre Vorbereitungen auf einen harten Brexit verstärken – also für das Schlimmste planen, aber das Beste hoffen.
Anleger sollten britische Unternehmen ganz meiden
Ein harter Brexit würde sich längerfristig negativ auf das Pfund auswirken, und wir gehen davon aus, dass die britische Konjunktur aufgrund der Unsicherheit langsamer wächst als die Konkurrenz. In einer Welt von zunehmenden Zöllen und Handelskriegen ist es als kleines Land außerhalb eines der großen Handelsblöcke möglicherweise nicht die stärkste Verhandlungsposition.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass Anleger britische Unternehmen oder europäische Unternehmen mit Engagement in Großbritannien ganz meiden sollten. Die meisten der großen multinationalen britischen Unternehmen werden ihr Währungsrisiko abgesichert haben und sind dank des Pfund-Rückgangs, im Vergleich zu anderen ‚Global Playern‘ relativ günstig.
Wer kann politische Ergebnisse überwinden?
Der Schlüssel liegt darin, Unternehmen zu finden, die unterschiedliche politische Ergebnisse überwinden können, über gesichtete Einnahmequellen und eine marktbeherrschende Stellung verfügen. Genauso wichtig ist es zu verstehen, ob die Managementteams vorausschauend agieren und auf sich verändernde Umstände vollständig vorbereitet sind, wenn die neueste Phase der Brexit-Saga beginnt.
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