Die Wirtschaftsmediation konzentriert sich auf Konflikte in allen wirtschaftssystemischen Bereichen und ist eine strukturierte Form der Konfliktbearbeitung beziehungsweise -prävention. Ihr Ziel ist es, in einem Konflikt eine für alle Seiten vorteilhafte und umsetzbare Lösung zu finden, die auch nachhaltig gelebt werden kann. Ein allparteilicher, speziell mit Techniken ausgebildeter Mediator (Vermittler) strukturiert und führt den gesamten Prozess.
Nachdem der Mediator einen vertrauensvollen Rahmen zwischen den Konfliktparteien und sich geschaffen hat, werden die Konfliktthemen offengelegt und die dahinter liegenden Interessen, Bedürfnisse und Gefühle vom Mediator widergespiegelt, umformuliert beziehungsweise emphatisch gehört. Sowohl für den, der sie ausspricht als auch für sein Gegenüber wird auf diese Weise Klarheit erzeugt. Mit speziellen Frage- und Kreativtechniken gehen Mediatoren immer tiefer in die Konfliktursachen und machen diese transparent, wodurch gegenseitiges Verständnis als Basis für die konstruktive Lösungsfindung entstehen kann.
Hinderliche Egos und zu großer Stolz weichen von selbst auf und unerfüllte Bedürfnisse bekommen die Chance auf Erfüllung. Sind alle Konfliktthemen offen besprochen und Verständnis hat sich auf allen Seiten für zum Beispiel bestimmte Verhaltensweisen und dahinter liegende Bedürfnisse und Emotionen entwickelt, gelingt es den Medianten (Konfliktparteien) mithilfe des Mediators, Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Auf die wirklich konstruktiven Lösungen wird sich geeinigt. Danach bewähren sich kürzere Mediationssitzungen in gewissen Abständen (ein bis drei Mal), um die Umsetzung und das „Leben“ der Lösungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu justieren. Die Nachhaltigkeit des Verfahrens wird so erhöht.
Keine Lehrbuch-Konzepte
Ich halte nicht an „Lehrbuch-Mediationstechniken“ fest, sondern modifiziere je nach Konfliktfall die gängigen Techniken, um dann so eine gezieltere und vor allem nachhaltigere Lösung gemeinsam mit den Konfliktparteien zu entwickeln. Hierbei stütze ich mich sowohl auf meine Menschenkenntnis und Empathie als auch auf meine Erfahrungen in diversen Mediationen sowie verschiedenen Wirtschaftsbereichen der vergangenen 15 Jahre, die mir das notwendige Fingerspitzengefühl verliehen haben.
Eine besondere Methode, die ich zur Klärung von bestimmten Konflikten anwende, ist die Birkman® Profilanalyse. Ein wissenschaftlich basiertes Instrument zur mehrdimensionalen Betrachtung von Persönlichkeiten. Die über 60 Jahre entwickelte Profilanalyse liefert eine umfassende Beschreibung der Stärken und Verhaltensweisen und zeigt darüber hinaus die elementaren Interessen und die Bedürfnisse, die verschiedenen Verhaltensweisen, vor allem dem Stressverhalten, zugrunde liegen. Gleichzeitig identifiziert es potenzielle Stressauslöser.
Warum ist der Einsatz dieser Methode so effizient bei der Konfliktklärung? Bei jedem Konfliktpartner entsteht zunächst durch die erhöhte Wahrnehmung sowie das stärkere Bewusstwerden seiner eigenen Bedürfnisse, Interessen, Stärken, Stressfaktoren und Stressverhalten größeres Selbstbewusstsein. Der Mensch kann so mehr auf sich selbst vertrauen, da er mehr Transparenz über sich hat – er steigert also sein Selbstvertrauen. Wenn nun zwei in näherer Beziehung zueinander stehende Personen voneinander diese Faktoren kennen, werden sie einander wesentlich transparenter.
Somit ist das Verständnis füreinander in verschiedenen Situationen wesentlich größer, vor allem in Stresssituationen, die im heutigen privaten und beruflichen schnelllebigen Alltag an der Tagesordnung sind. Und worum geht es denn vorrangig in Konfliktsituationen? Wir Menschen wollen doch alle verstanden werden. Mit der Birkman® Profilanalyse wird das gegenseitige Verständnis vergrößert – in der Mediation und im zukünftigen Umgang miteinander. Somit wird die Nachhaltigkeit enorm erhöht. Die Birkman® Analyse setzte ich auch in Führungskräftetrainings, diversen Coachings, wie Vertriebskräftecoaching, für die Personalauswahl etc. ein.
Die Autorin Dana Mühlpfordt ist Wirtschaftsmediatorin und Inhaberin des Unternehmens Completion in Berlin.
Foto: Dana Mühlpfordt