Schauen wir auf 2024, wie ist das Geschäft in diesem Jahr bis dato gelaufen? Und was erwarten Sie für 2025?
Pellis: 2024 war erneut ein gutes Jahr für uns, sowohl im institutionellen als auch im Retail-Geschäft. Aufgeteilt nach Assetklassen sehen wir einen Trend zu passiv gemanagten Produkten. Dennoch, aktive Lösungen sowie Geldmarktfonds-Lösungen, werden auch weiterhin gezielt von Kunden nachgefragt. Schauen wir auf das kommende Jahr, so denken wir, dass 2025 Real Assets, allen voran ELTIF 2.0 Lösungen, ein großes Thema sein werden. Um der wachsenden Nachfrage in diesem Segment gerecht zu werden, haben wir uns Anfang dieses Jahres gezielt durch den Zukauf von Alpha Associates verstärkt. Nach der Gründung der gemeinsamen Plattform mit Amundi im Jahr 2024 verwaltet Amundi Alpha Associates ein Vermögen von über 20 Milliarden Euro und ist mit insgesamt 70 Mitarbeitern an zwei Standorten Paris und Zürich vertreten. Im Oktober wurde der Amundi Private Markets ELTIF kurz PRIMA auf den Markt gebracht. Der PRIMA, der übrigens wie alle ELTIF Lösungen ein beratungspflichtiges Produkt ist, ermöglicht als eine nach ELTIF 2.0 strukturierte Lösung erstmals auch Privatkunden den einfachen Zugang zu Asset Klassen im Private Markets Bereich – neben Immobilien. Dies war bisher überwiegend institutionellen und vermögenden Kunden vorbehalten. Mit unserer neuen Aufstellung wollen wir nun in diesem Segment auch in Deutschland wachsen. Der Vertrieb des PRIMA erfolgt über das 3rd Party Distribution Team von Alexander Koch mit Unterstützung von Amundi Alpha Associate Kollegen.
Was genau steckt in dem Produkt?
Pellis: Der PRIMA ist ein Evergreen Fonds, der erstmals alle interessierten Investoren bedienen kann. Große institutionelle Kunden ebenso wir 3rd Party Kunden und Privatanleger. Der PRIMA investiert hauptsächlich in Private-Equity-, Private-Infrastructure- und Private-Debt-Möglichkeiten mit einem hohen Diversifizierungsgrad und mit Schwerpunkt auf Vermögenswerten, die den digitalen, ökologischen, energetischen und gesellschaftlichen Wandel begünstigen.
Was ist als Mindestanlage geplant?
Pellis: Die Mindestanlage liegt bei 1.000 Euro.
Ich habe zuletzt viele Gespräche zum Thema ELTIF 2.0 geführt. Dabei wurde deutlich, dass das Thema von der Anbieterseite her richtig abhebt, die Nachfrage aber gar nicht mithalten kann.
Pellis: Ich denke, dies wird sich mit der Zeit ändern. Wir sehen schon jetzt mehr und mehr Berichte zum Thema ELTIF 2.0 und zwar nicht nur in den einschlägigen Branchenpublikationen, sondern auch in Wirtschafts- und Tageszeitungen. Und je mehr Anbieter mit entsprechenden Produkten am Markt aktiv sind, wird dies auch die Aufmerksamkeit für diese Produktklasse steigen.
Und auch der Berater muss sich zu diesem Thema noch sehr stark aufschlauen.
Pellis: Da haben Sie Recht. Der ELTIF 2.0 ist wie bereits erwähnt ein beratungspflichtiges Produkt. In Deutschland haben sicherlich bereits viele Privatkundenberater ein gewisses grundlegendes Wissen über diese Anlageklasse bedingt durch die klassischen und schon seit Jahren im Markt befindlichen Immobilienfonds. Doch rudimentäres Wissen reicht hier nicht aus. Der Informationsbedarf und damit auch der Schulungsbedarf bei unseren Vertriebspartnern ist daher sehr hoch. Wir bieten deshalb spezielle Schulungen und Workshops für unsere Vertriebspartner und deren Beraterinnen und Berater an. Ansprechpartner bei uns im Haus ist auch hierfür Alexander Koch und sein Team.
Kommen wir zum Thema Altersvorsorge und zum Thema Altersvorsorgedepot. Ist das aus Ihrer Sicht der große Wurf, um die geförderte Altersvorsorge zu reformieren?
Pellis: Wenn die Regierungskoalition bis zum Ende der Legislaturperiode durchhält und das Gesetz tatsächlich zustande bringt, wäre diese Reform in der Tat ein wichtiger Beitrag für die private Altersvorsorge in Deutschland. Denn Stand heute sind die Bedingungen der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge hierzulande einfach nicht attraktiv genug. Die Folge: zu wenige Menschen nutzen die Möglichkeiten der Finanz- und Kapitalmärkte, um finanziell für das Alter vorzusorgen. Das geplante Vorhaben könnte das nun ändern.
Welche Features braucht das Altersvorsorgedepot, damit es erfolgreich wird?
Pellis: Die lassen sich in drei Punkten zusammenfassen. Mehr Flexibilität, mehr Vielfalt und mehr Renditechancen. So haben Vorsorgesparer künftig zum Beispiel die Möglichkeit, zwischen zwei verschiedenen Modellen zu wählen. Sicherheitsorientierte Sparer können auf geförderte Garantieprodukte mit unterschiedlichen Sicherheitslevels setzen. Chancenorientierte Anleger hingegen können sich für das Vorsorgedepot entscheiden, das über keine Garantien verfügt, dafür aber mehr Renditechancen ermöglicht. Das Mehr an Chancen erwächst vor allem dadurch, dass im Rahmen des Vorsorgedepots ein vielfältiges Spektrum an Anlageklassen genutzt werden kann. Dazu zählen unter anderem auch Aktien und andere Sachwertanlagen.
Für den langfristigen Vermögensaufbau sind diese Assetklassen unverzichtbar. Sie sind aber mit Risiken verbunden.
Pellis: Das ist richtig, denn Risiko bedeutet Wertschwankungen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass sich Marktschwankungen in der Regel über einen langen Zeithorizont wieder ausgleichen. Langfristig ausgerichtete Konzepte wie das Altersvorsorgedepot benötigen daher keine zusätzlichen Garantieanforderungen. Solch eine verpflichtende Sicherheitsorientierung würde lediglich die Renditechancen der Vorsorgenden unnötig reduzieren. Bei der Riester-Rente konnte man diesen Effekt leider gut beobachten.
Was ist die Aufgabe der Branche?
Pellis: Die passenden Lösungen zu bieten. Das können aktiv gemanagte Produkte sein oder einfach gute ETFs, die man in den Vordergrund stellt. Aber sicherlich auch, mehr ins Thema finanzielle Bildung zu investieren. Denn fehlendes Wissen ist ein großer Faktor, der viele Menschen bisher daran gehindert hat, privat vorzusorgen. Und dass das Interesse in der Bevölkerung wächst, zeigen aktuelle Umfragen. Danach scheint das Interesse der Menschen an der neuen Vorsorgeform groß zu sein. 58 Prozent der Erwerbstätigen erwägen laut einer Umfrage der Postbank aus dem Sommer das Altersvorsorgedepot zu nutzen.
Gibt es bereits konkrete Pläne für Amundi Deutschland?
Pellis: Zunächst müssen wir wissen, wie das Gesetz konkret aussieht: Geht es um bestimmte Produkte oder können Anlegerinnen und Anleger für die Altersvorsorge ETFs und aktive Fonds aus den bestehenden Produktangeboten nach eigenen Vorstellungen auswählen? Sollte es so kommen, dann heißt es für uns: Wie können wir uns als Marke mit unseren Produkten so positionieren, dass wir ausgewählt werden. Wird es darauf hinauslaufen, dass bestimmte Produkte auflegt werden müssen, wird es wieder zu einem Produktkampf kommen. Letzteres muss nicht sein, denn eigentlich sind bereits die richtigen Produkte auf dem Markt. Wenn es aber so kommt, dann müssen wir uns ein Produkt überlegen.
Interview: Frank O. Milewski, Cash.
Hinweis der Redaktion: Das Interview wurde vor dem Aus der Regierungskoalition am 6.11.2024 geführt.