Wie schaffen wir es, die Rentenlücke zu schließen? Diese Frage steht im Mittelpunkt des dritten German Equal Pension Symposium (GEPS), das am Montag, den 23. Juni 2025, im Kölner Wasserturm stattfindet. Veranstalterin Cordula Vis-Paulus, bAV-Expertin und Maklerin, bringt an diesem Nachmittag Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Finanzwelt, Wissenschaft und Gesellschaft mit Eltern, Care-Gebenden und Interessierten zusammen. Das Ziel: Wege zu einer gerechteren Altersvorsorge aufzeigen.
Wege zu einer gerechteren Altersvorsorge
Im Fokus steht die geschlechtsspezifische Rentenlücke, die nach wie vor dramatisch ausfällt. Durchschnittlich erhalten Frauen in Deutschland nur 822 Euro Rente – oft das Resultat langjähriger Teilzeitarbeit. Vis-Paulus erklärt, dass sich drei Viertel der Frauen kaum Gedanken über den eigenen Gender Pension Gap machen. Zwar sei diese Zahl bereits ein Fortschritt, in einer Vorjahresumfrage seien es noch 80 Prozent gewesen. Doch selbst wenn das Bewusstsein wachse, bliebe die Dringlichkeit hoch: „Frauen, die sich ihrer Rentenlücke bewusst sind, unterschätzen deren Höhe“, betont sie. Finanzielle Vorsorge werde häufig vertagt, so die Maklerin. Die sei verständlich, wenn viele Frauen bereits mit Beruf, Care-Arbeit und Kindererziehung ausgelastet seien. Dennoch sei es bitter, dass dieses Thema so oft in den Hintergrund rücke – nicht nur für die Frauen selbst, sondern auch für die gesamte Gesellschaft.
Vis-Paulus setzt beim Symposium in Köln auf aktive Beteiligung und praxisnahe Formate. Gemeinsam mit den Teilnehmenden werden fünf definierte Lebensereignisse – wie Elternzeit, Pflegephasen oder berufliche Umbrüche – auf ihre finanziellen Auswirkungen untersucht. Ziel ist es, rechtzeitig die Weichen für eine tragfähige Altersvorsorge zu stellen. „Jeder Tag in Teilzeit ist ein verlorener Zinseszins-Tag für die Rente“, mahnt Vis-Paulus. Ein interaktives Format soll die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in die Lage versetzen, Anzeichen für solche Lebenskurven frühzeitig zu erkennen und durch konkrete Maßnahmen rechtzeitig gegenzusteuern. Vis-Paulus, ausgebildete NLP Business Master Practitioner, ist überzeugt, dass viele Gäste sich aktiv einbringen wollen – und dadurch auch eher bereit sind, die Erkenntnisse in ihren Alltag zu integrieren.
Prominent besetzt
Die diesjährige Veranstaltung ist prominent besetzt. Unter anderem diskutieren Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen, Prof. Dr. Michael Hauer, Geschäftführer vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), Dr. Henriette Meissner, ausgewiesene bAV-Expertin bei der Stuttgarter, Martin Bodynek von der Versicherungskammer Bayern (VKB) und Dr. Marlene Waske von Arete Ethik Invest. Auch Cornelia Spachtholz, Vorsitzende des Verbands berufstätiger Mütter, sowie Ute Thoma, Hanne Borst und Josef Pilger tragen mit ihren Perspektiven zur Diskussion bei.
Ein zentraler Aspekt des Symposiums ist auch die Rolle der Arbeitgeber. Vis-Paulus betont, dass Unternehmen mit intelligenten und familienorientierten Angeboten zur betrieblichen Altersvorsorge einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Gender Pension Gap leisten können. Gleichzeitig sei dies auch eine große Chance: „Unternehmen, die Verantwortung übernehmen, verbessern ihr Image, erhöhen ihre Arbeitgeberattraktivität und profitieren in vielerlei Hinsicht – von geringerer Fluktuation bis hin zu höherer Produktivität.“
Sie verweist auf eine aktuelle Umfrage, wonach 84 Prozent der Beschäftigten beim Jobwechsel gezielt auf arbeitgeberfinanzierte Altersvorsorgeangebote achten würden. Die Rentenlücke sei also nicht nur ein soziales, sondern auch ein wirtschaftliches Thema – und letztlich ein Standortfaktor.
Geschlechterimmanente Schieflage aufbrechen
Dass sich die Rentenlücke vor allem aus strukturellen Nachteilen ergibt, zeigt auch ein Blick auf weitere Aspekte: Frauen leisten 52 Prozent mehr Sorgearbeit als Männer, sind seltener in Führungspositionen vertreten und nehmen seltener an beruflicher Weiterbildung teil. Zudem fehlt es vielen an finanziellen Mitteln oder Zeit, um sich am Kapitalmarkt zu beteiligen. Vis-Paulus kritisiert: „Frauen sind oft die Finanzministerinnen im Alltag – für Kleidung, Urlaub, Haushalt – aber bei langfristigen Entscheidungen gibt der Mann oft den Ton an. Diese geschlechterimmanente Schieflage müssen wir aufbrechen.“
Das Symposium soll laut Vis-Paulus nicht nur Problembewusstsein schaffen, sondern konkrete Handlungsoptionen aufzeigen. Bereits 2024 hatte Vis-Paulus mit einem interdisziplinären Panel die Verbindung von Care-Arbeit, Vereinbarkeit und Altersarmut sichtbar gemacht. In diesem Jahr stehen Lebenskurven und deren finanzielle Bedeutung im Mittelpunkt. Die Teilnehmenden arbeiten gemeinsam daran, wie sich bestimmte Sprechmuster, Verhaltensweisen, Beratungsansätze oder Finanzprodukte so weiterentwickeln lassen, dass sie zu besseren Vorsorgeentscheidungen führen – sowohl im privaten als auch im betrieblichen Kontext.
„Mit einem holistischen, interdisziplinären Ansatz können wir Zusammenhänge erkennen und ihre Synergien nutzen. Für weniger Gap und mehr Rente. Für mehr gemeinsam statt einsam. Für mehr Sicherheit und Gerechtigkeit. Letztendlich für die Demokratie, die Vielfalt und Freiheit unseres Landes“, fasst Cordula Vis-Paulus ihre Motivation zusammen.