„Mehr Transparenz wird es nicht geben“

Cash.: Sind Sie mit der Umsetzung der Richtlinie in deutsches Recht grundsätzlich zufrieden? Was hätten Sie sich anders gewünscht?

Dittrich: IDD soll für mehr Transparenz und Einheitlichkeit sorgen. Dass die Richtlinie das schafft, glaube ich nur in Maßen, weil sie sich in Bereichen nur um Teilthemen wie die Versicherungsanlageprodukte kümmert und Riester, Rürup und die betriebliche Altersversorgung außen vor lässt.

Mehr Transparenz für den Kunden wird es dadurch nicht geben. Letztlich ist es dem Kunden aber auch egal. Er weiß, dass bei einem Versicherungsabschluss viel Papierkram zu machen ist. Vieles hakt er wahrscheinlich ab, ohne es zu lesen oder gar zu hinterfragen.

Es wird weiterhin so sein, dass er seinem Vermittler vertrauen muss. Das wird sich durch IDD nicht ändern, auch wenn der Beipackzettel ein Versuch ist, dem Kunden das Gefühl zu vermitteln, dass er das Produkt verstehen kann.

Finden Sie es richtig, dass Produktschulungen künftig nicht mehr zur Weiterbildung der Vermittler geeignet sein sollen?

Ich finde es gut, dass da ein bisschen Zug reinkommt. Ich habe mich in der Vergangenheit oftmals gewundert, wenn für meines Erachtens reine Verkaufsveranstaltungen „Gut-beraten“- Punkte verteilt wurden.

Die Gesellschaften müssen in Zukunft aber nicht nur ihre Mitarbeiter im Vertrieb regelmäßig schulen. Sie müssen beispielsweise auch an die Risikoprüfer denken, denn auch sie sind am Verkaufsprozess beteiligt. Das ist schon ein riesengroßer Aufwand.

Haben sich die Vermittler bereits hinreichend auf die neuen Anforderungen eingestellt?

Ob die Vermittler wirklich wissen, was im Beratungsprozess auf sie zukommt, kann ich nicht konkret sagen. Konkret sagen kann ich aber, dass sich unsere Anwender ab dem 23. Februar auf eine äußerst komfortable Umsetzung innerhalb unserer Programme freuen können im Hinblick auf die Ermittlung des Risikoappetits ihrer Kunden und einer IDD-konformen Beratungsdokumentation.

Das Ganze wird sich völlig geräuschlos in unsere Analyse- und Vergleichslösungen einfügen, ohne jeglichen System- oder Medienbruch. Der Vermittler wird dabei auf kein zweites System zugreifen müssen.

Laut Sebastian Grabmaier, Vorstandsvorsitzender von Jung, DMS & Cie., lässt sich der Regulierungsaufwand mittels IT „wunderbar abfangen“. Der Aufwand werde vom Kunden weggeklickt. Hat Grabmaier recht?

Ich glaube schon, dass der Kunde alle Informationen zur Kenntnis nimmt. Einige werden ihm im Zweifel egal sein, wie bisher auch. Ich kann mich an keine Reform erinnern, bei der es einen Aufschrei der Kunden gab.

Interview: Frank O. Milewski und Kim Brodtmann

Foto: Anna Mutter

 

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