Metropolen: Preisanstieg frisst Konditionsersparnis

Vor allem in Metropolen wie München sind hochwertige Immobilien seit 2009 um bis zu 65.000 Euro teurer geworden. Der Durchschnittskredit hingegen hat sich im Vergleichszeitraum um rund 37.000 Euro verbilligt. Das berichtet der Baugeldvermittler Enderlein.

München

Laut den Bielefeldern könne das Zinstief den Preisanstieg in mittleren Lagen noch kompensieren.“Ob ein Immobilienkäufer durch die Krise tatsächlich beim Objektkauf sparen kann, hängt maßgeblich davon ab, wo die eigenen vier Wände stehen sollen“, sagt Manfred Hölscher Leiter des Baugeldvermittlers. Immobilienkäufer könnten heute langfristige Immobiliendarlehen ab rund drei Prozent aufnehmen und damit so günstig wie nie. Ein 200.000 Euro-Kredit koste damit aktuell rund 37.000 Euro weniger als im Jahr 2009 (Durchschnittszins rund 4,8 Prozent). Ein Darlehen über 100.000 Euro habe sich in den vergangenen drei Jahren um etwa 12.000 Euro verbilligt.“De facto können Immobilienkäufer heute Immobiliendarlehen so günstig wie noch nie aufnehmen. Verantwortlich ist eine Mischung aus verhaltenen Konjunkturaussichten und der Eurokrise“, erläutert Hölscher.

Dies sei jedoch nur die eine Seite der Medaille. „Die Flucht der Investoren und Privatanleger aus Aktienmärkten in den Immobilienmarkt hat zu einem enormen Nachfrageanstieg und deutlich höheren Immobilienpreisen geführt. Vor allem in Großstädten und bei höherwertigen Neubauten haben sich die Preise deutlich nach oben bewegt.“ Aber selbst bei Bestandsimmobilien mit mittlerem Wohnwert sei der Preisanstieg offensichtlich. Von 2009 bis 2011 kletterten die Kaufpreise laut Immobilienverband Deutschland IVD pro Quadratmeter von 1.200 Euro auf 1.300 Euro in Ostberlin (plus 8,3 Prozent), von 1.300 Euro auf 1.400 Euro in Westberlin (plus 7,6 Prozent), von 1.400 Euro auf 1.450 Euro in Frankfurt am Main (plus 3,5 Prozent ) von 1.450 Euro auf 1.620 Euro in Hamburg (plus 11,7 Prozent) und von 2.150 Euro auf 2.350 Euro in München (plus 9,3 Prozent). Auch in kleineren Städten zahlten Käufer heute rund 100 Euro mehr pro Quadratmeter – im Durschnitt ein Aufpreis von rund 7.000 bis 14.000 Euro bei einem 70-Quadratmeter-Investment. „Im Durchschnitt fängt das Zinstief der Mehrkosten bei einer Kredithöhe bis 150.000 Euro gerade so ab“, erläutert Hölscher.

Doch Durchschnitt sei in gefragten Ballungszentren kaum zu finden. Die gewichteten Zahlen berücksichtigen laut Hölscher noch nicht die enormen Preisentwicklungen in besonders gefragten Stadtteilen in den einzelnen Metropolen, wo Zuwachsraten von bis zu 50 Prozent verzeichnet worden. Das zeigt ein Blick in die Zahlen des Gutachterausschusses der Stadt München. „Wer in München im Jahr 2009 eine Wohnung für 375.000 Euro gekauft hat, hat zwar bei 175.000 Euro Eigenkapitaleinsatz und einen 200.000-Euro Kredit rund 37.000 Euro mehr für den Kredit gezahlt als jetzt im Zinstief. Wer jedoch heute finanzieren würde, müsste für dieselbe Immobilie durchschnittlich 440.000 Euro zahlen. Der Mehraufwand von 65.000 Euro für die Preissteigerung wird durch die Konditionsersparnis von 37.000 Euro nicht aufgefangen“, sagt Hölscher. Der durchschnittliche Immobilienkäufer in München zahle heute rund 28.000 Euro mehr als im Jahr 2009.

In kleineren Städten fielen nach Angaben des Baugeldvermittlers sowohl Preis- als auch Zinsentwicklung wegen der niedrigeren Kaufpreise weniger ins Gewicht. Hier bringe das Zinstief für den Käufer in vielen Städten eine deutliche Ersparnis. Beispiel Bielefeld. Dort verteuerte sich eine mittlere Eigentumswohnung zwar pro Quadratmeter auf Dreijahressicht um 50 Euro – von 850 auf 900 Euro. Bei einer 70-Quadratmeterwohnung entspeche dies einem Mehrpreis von 3.500 Euro. Im Gegenzug könne ein 50.000 Euro Kredit heute rund 6.000 Euro preiswerter aufgenommen werden. Der Enderlein-Rechnung zufolge bleibt ein Vorteil von rund 2.500 Euro. (te)

Foto: Shutterstock

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