Es ist doch erstaunlich: Auf den alpinen Skipisten verunglücken jeden Winter täglich mehr als 50 Skiläufer schwer – zwei davon sogar mit Todesfolge. Davon hören wir aber wenig in den Medien. Doch kaum verunglückt Michael Schuhmacher sind die Nachrichten randvoll.
Die Pradetto-Kolumne
Die Medien folgen damit letztlich unserem Interesse. Das Schicksal x-beliebiger Menschen interessiert uns nun einmal weniger als das derjenigen, zu denen wir eine Verbindung spüren.
Regelmäßige Fernsehpräsenz schafft Nähe
Die „Beziehung“ zu Michael Schuhmacher haben wir über das Fernsehen aufgebaut. Über das Fernsehen verfolgten wir die Rennen von Schumi mit; fieberten mit seinen Erfolgen und bedauerten seine Niederlagen.
Schumi ist uns damit gewissermaßen näher als ein alter Schulfreund, den wir vor Jahren aus den Augen verloren haben.
Interessanterweise besteht jedoch kaum ein Zusammenhang zwischen den Leistungen eines Prominenten und unser aller Anteilnahme. Ob es sich um einen Multimillionen Dollar teuren Hollywoodstar handelt oder einen C-Klasse-Promi der gerade im Dschungelcamp zu sehen ist: Unser Mitfiebern hängt offenbar hauptsächlich davon ab, wie oft wir ihn sehen.
Wissenschaftler kennen den Grund hierfür. Als soziales Wesen beobachten wir ständig die uns umgebenden Personen und werten ihre Körpersprache, Gestik und Mimik aus, um ihr Verhalten zu deuten. Das könnte im Zuge der Evolution lebenswichtig sein.
Emotionen des Gegenübers spiegeln
Um dies leisten zu können, aktivieren wir in unserem Gehirn die sogenannten Spiegelneuronen, die das Gesehene gewissermaßen nachstellen. Dadurch spiegeln wir als Nebeneffekt auch die Emotionen unseres Gegenübers. Wir spüren was der Beobachtete empfindet. Dies verbindet uns.
Im Gegensatz zu Werbebriefen oder Telefonaten können wir mit Videos die Beziehung zu unseren Kunden vertiefen, obwohl wir möglicherweise seit Jahren nicht mehr bei ihnen zu Besuch waren.
Wer viele Kunden hat, kann diese unmöglich regelmäßig sehen, um die Beziehung zu erneuern. Weil ein Video aber beliebig oft gezeigt und geteilt werden kann, bietet es die Möglichkeit, tausende Kunden ganz persönlich zu erreichen.
Wie tief diese Bindung gehen kann, sehen wir gerade im Fall von Michael Schuhmacher: Obwohl die meisten Menschen ihn niemals persönlich kennengelernt haben, bringen Hunderte Blumen ins Krankenhaus und bangen um sein Wohl.
Stellen Sie sich vor, Ihr Wohl wäre Ihren Kunden ebenso wichtig.
Autor Oliver Pradetto ist Kommanditist und Mitbegründer des Maklerpools Blau direkt.
Foto: Anne-Lena Cordts