Immobilienscout24: Mietendeckel nützt vor allem Besserverdienenden

Die geplante Deckelung von Neuvertragsmieten wird dem Gros der Wohnungssuchenden wahrscheinlich nicht helfen – zu diesem Schluss kommt eine Nachfrageanalyse von Immobilienscout24.

Auch bei einer geplanten Mietpreisbremse kommen die solventen Mieter zuerst zum Zug, gibt Immobilienscout24 zu bedenken.

Union und SPD haben sich bei den Koalitionsverhandlungen unter anderem auf die Möglichkeit der Deckelung von Neuvertragsmieten in engen Mietmärkten geeinigt.

Eine aktuelle Nachfrageanalyse von Immobilienscout24 zeigt, dass Wohnungsuchende in stark nachgefragten Lagen heute mit einem deutlichen Unterangebot konfrontiert sind. Für die Analyse hat Immobilienscout24 das Verhältnis von Angebot und Nachfrage im dritten Quartal 2013 in München-Lehel, Berlin-Kreuzberg und Hamburg-Altona ausgewertet.

Das Ergebnis sei alarmierend: Im Münchner Stadtteil Lehel konkurrierten im Schnitt 63 Wohnungssuchende um zehn angebotene Mietobjekte. Noch eklatanter sei das Missverhältnis im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Dort kämen auf zehn verfügbare Mietwohnungen über 130 Suchende. Spitzenreiter ist Hamburg-Altona: Dort befinden sich derzeit über 170 Wohnungssuchende im Wettbewerb um zehn am Markt verfügbare Objekte.

Nachfrageüberhang wird weiter verschärft

„Die Analyse zeigt, dass wir bereits heute massive Nachfrageüberhänge in den gefragten Lagen haben. Werden die Mieten durch staatliche Eingriffe gedeckelt, wird sich die Situation weiter verschärfen, da sich noch mehr Interessenten die Immobilie leisten können“, sagt Marc Stilke, CEO und Sprecher der Geschäftsführung bei Immobilienscout24. Gleichzeitig gebe es keine Gewähr, dass Geringverdiener von den niedrigeren Mieten profitieren. Im Gegenteil: „Die Erfahrung zeigt, dass Vermieter sich in der Regel für den solventesten Mieter entscheiden. Der Mietendeckel läuft deshalb Gefahr, dass in den gefragten Lagen letztlich nur die Mieten von Besserverdienern subventioniert werden.“

Unkalkulierbare Folgen für Wohnungsneubau  

Hinzu komme, dass die Folgen eines Markteingriffs für den privaten Wohnungsbau nicht abschätzbar seien. „Um die Märkte zu entspannen, brauchen wir in den stark nachgefragten Lagen ein deutlich größeres Angebot. Wer in dieser Situation in den Markt eingreift und Neuvertragsmieten deckelt, riskiert, dass dringend benötigte private Investitionen in den Wohnungsneubau ausbleiben“, betont Stilke.

Laut Stilke ist es richtig, dass sich die Politik der Wohnraumsituation in den angespannten Märkten annimmt. Die Deckelung von Neuvertragsmieten sei jedoch der falsche Weg: „Wir brauchen intelligente Konzepte, die in den regionalen Märkten privates Kapital in den Bau von Mietwohnungen lenken. So kann etwa trotz hoher Baukosten bei Neubauprojekten auch bezahlbarer Wohnraum entstehen, indem Mieten unterhalb der Kostenmiete durch hochpreisige Wohnungen im Objekt quersubventioniert werden. Ein Mietendeckel hingegen ist kontraproduktiv und doktert nur an den Symptomen herum.“ (bk)

Foto: Shutterstock

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